fragwürdig

Sozialforscher warnen vor unseriöser Umfrage mit Abofalle

Die Nationale Internetbefragung 2011 führt zu einem Spiele-Abo
Von Marie-Anne Winter

Die Initiative Markt- und Sozialforschung warnt vor einer unseriösen Internetumfrage. Die Initiative Markt- und Sozialforschung warnt vor einer unseriösen Internetumfrage.
Screenshot von http://nationalinternetsurvey.com/
Jeder, der im Internet unterwegs ist, kennt die aufpoppenden Fenster, die zur Teilnahme an einer Umfrage auffordern. Oft handelt es sich tatsächlich um eine "echte" Umfrage, an der man sich auch anonym beteiligen kann, wenn man denn möchte. Manchmal wird auch mit einem Gewinnspiel zur Teilnahme verlockt - in dem Fall werden dann natürlich auch persönliche Daten abgefragt - mit der einleuchtenden Begründung, dass man sonst ja nicht benachrichtigt werden könne, wenn man denn tatsächlich etwas gewinnen sollte.

Die Initiative Markt- und Sozialforschung warnt vor einer unseriösen Internetumfrage. Die Initiative Markt- und Sozialforschung warnt vor einer unseriösen Internetumfrage.
Screenshot von http://nationalinternetsurvey.com/
Da verwundert es nicht, dass solche Umfragen auch eingesetzt werden, wenn der Initiator der Umfrage eigentlich nichts weiter wissen will als Namen und Adresse, um den Teilnehmern anschließend Dinge zuzusenden, die sie eigentlich gar nicht haben wollten.

Derzeit warnt die Initiative Markt- und Sozialforschung Internetnutzer davor, sich an der aktuellen "Umfrage", die unter dem Label "die Nationale Internetbefragung" läuft, zu beteiligen. Hierbei handele es sich definitiv nicht um eine wissenschaftliche Befragung, auch wenn das mit dem Titel suggeriert werde, sondern um eine fragwürdige Methode zur Abonnentengewinnung.

Wie so viele mehr oder weniger seriöse andere Umfragen auch erscheint die "Nationale Internetumfrage 2011" in einem Popup-Fenster, das zur Teilnahme einlädt. Wer drei Fragen beantwortet, soll ein "exklusives Geschenk" wie ein iPad oder iPhone zur Auswahl angeboten werden. Danach kommt es zum eigentlichen Zweck der Befragung: Nur ein paar kurze Antworten und die Angabe der Handynummer sind erforderlich - und schon hat der Teilnehmer ein Abonnement zum Preis von 4,99 Euro pro Woche am Hals. Dafür erhält man von einem Spieleanbieter wöchentlich fünf Quizfragen.

Vorsicht bei zu großen Geschenken

Die Initiative Markt- und Sozialforschung weist ausdrücklich darauf hin, dass es sich hierbei nicht um eine wissenschaftliche Umfrage handelt, auch wenn der nicht identifizierbare Absender (National Internet Survey) sich als "unabhängige Forschungseinrichtung" bezeichnet. Die angegebene Internetadresse gibt es ebenfalls nicht.

"Der Absender wissenschaftlicher Umfragen ist immer klar erkennbar und für Rückfragen des Befragten erreichbar", erklärt Professor Dr. Raimund Wildner, Vorstand der Initiative Markt- und Sozialforschung, den Unterschied zwischen Scheinumfragen und seriösen Umfragen. "Auch werden die Befragten bei Umfragen der Markt- und Sozialforschung niemals mit 'exklusiven Geschenken' zur Teilnahme animiert, die in keiner Relation zur aufgebrachten Zeit stehen. Und vor allem: eine seriöse Umfrage ist niemals mit Werbung oder Verkauf gekoppelt."

Die Initiative Markt- und Sozialforschung will laut eigener Darstellung die Öffentlichkeit über den Unterschied von seriöser Markt- und Sozialforschung und Scheinumfragen, hinter denen eigentlich Werbe- und Verkaufsabsichten stehen, aufklären. Träger der Initiative sind folgende Branchenverbände der Markt- und Sozialforschung:

  • ADM Arbeitskreis Deutscher Markt- und
  • Sozialforschungsinstitute e.V.
  • Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V. (ASI)
  • BVM Berufsverband Deutscher Markt- und Sozialforscher e.V.
  • Deutsche Gesellschaft für Online-Forschung e.V. (DGOF)
Die Motivation der Sozialforschung ist dabei natürlich, dass die Leute, die im Internet unterwegs sind, weiterhin eine positive Einstellungen gegenüber Umfragen behalten. Denn wenn Umfragefenster genervt weggeklickt werden und die Menschen ohnehin nur eine neue Abzockmache vermuten, fällst es zunehmend schwer, genügend Teilnehmer zu finden, wodurch die Ergebnisqualität auch bei seriösen Umfragen leidet.

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