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Continuum: So wird das Smartphone zum vollwertigen PC

Kann sich ein Lumia-Smartphone in Sekundenschnelle in einen vollwertigen PC verwandeln? Mit dem Display Dock und Continuum hat Microsoft eine Technik vorgestellt, die eine nahtlose Weiterarbeit ohne Cloud ermöglicht.
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Microsoft Display Dock Microsoft Display Dock
Bild: Microsoft
Seit einiger Zeit versuchen Hard- und Softwarehersteller, bei der Arbeit mit mehreren Geräten den Nutzern die Arbeit zu erleichtern. Synchronisationstechniken für bestehende, bereits abgespeicherte Dateien gibt es zwar zu Genüge, die bruchlose Weiterarbeit an einem angefangenen Dokument nach dem Wechsel vom Smartphone zum PC (oder umgekehrt) blieb allerdings lange ein Problem.

Datenblätter

Nach Apples Continuity-Feature, das im Gegensatz zu Microsoft auch die Telefonie einschließt, hat Microsoft mit Continuum einen etwas anderen Ansatz gewählt. Als Beobachter hätte man vielleicht erwartet, dass Microsoft - ähnlich wie Apple - die komplette Synchronisation online per Cloud vornimmt, gegebenenfalls sogar verbunden mit dem per Nutzungsbedingungen eingeräumten Recht, die Daten des Anwenders einsehen zu dürfen. Doch die weltweite staatliche Überwachungstätigkeit hat Spuren in den Köpfen der Nutzer hinterlassen - und das hat Microsoft berücksichtigt. Als Basis für Continuum dient darum nicht zwingend Microsoft OneDrive, sondern überraschenderweise eine kleine Hardware-Box mit Kabeln. Und eine Übertragung der Daten auf den PC oder das Notebook ist dank Windows 10 Mobile gar nicht nötig.

So funktioniert die Verbindung zum Monitor

Microsoft Display Dock Microsoft Display Dock
Bild: Microsoft
In unserer Meldung zum großen Microsoft-Event haben wir das Microsoft Display Dock bereits kurz erwähnt. Die handtellergroße Box wird zwischen das Smartphone und den Monitor geschaltet. Es findet bei dieser Lösung gar keine Übertragung der angefangenen Dateien auf einen PC statt. Windows 10 Mobile zeigt stattdessen auf dem Lumia-Smartphone beim Anschluss an einen Monitor ein ganz anderes Design als auf dem Smartphone-Display und erlaubt das direkte Weiterarbeiten mit dem begonnenen Dokument.

Verbindung zum Smartphone per USB-C-Kabel Verbindung zum Smartphone per USB-C-Kabel
Bild: Microsoft
Das Microsoft Display Dock selbst hat auf der Oberseite ein Windows-Logo und auf der Vorderseite, die zum Smartphone zeigt, lediglich einen USB-Typ-C-Anschluss. Darüber wird das Smartphone auch aufgeladen. Die kleine Box misst 64,1 mal 64,1 mal 25,6 Milimeter und wiegt 230 Gramm. Auf der Rückseite der Box liegen der Anschluss für die Stromversorgung (über ein externes, beiliegendes Netzteil), ein HDMI-Port, eine DisplayPort-über-USB-C-Buchse sowie drei USB-2.0-Anschlüsse, von denen einer auch eine Ladefunktion hat. Der Nutzer benötigt für die Arbeit also nur einen kompatiblen Monitor sowie Tastatur und Maus, auch USB-Speichermedien können angeschlossen werden. Eine Internetverbindung ist nicht zwingend notwendig.

Die Videoausgänge unterstützen eine Auflösung von 1920 mal 1080 Pixel, also Full-HD, sowie den Kopierschutzstandard HDCP 1.3 und 1.4 und eine Bildrate von 60 Bildern pro Sekunde. Als kompatibel mit dem Microsoft Display Dock nennt Microsoft momentan nur Lumia 950 und Lumia 950 XL. Ob auch ältere Lumia-Modelle nach dem Upgrade auf Windows 10 Mobile mit dem Microsoft Display Dock zusammenarbeiten, blieb bislang offen.

Interessante Multitasking-Features

Neuartig bei Continuum in der vorliegenden Form dürfte allerdings nicht alleine das Microsoft Display Dock sein, sondern die Multitasking-Features von Windows 10 Mobile. Während der Präsentation stöpselte der Microsoft-Mitarbeiter das Lumia 950 XL am Microsoft Display Dock ein und sofort erschien auf dem Monitor eine angepasste Variante von Windows 10 Mobile, die ganz anders aussah als auf dem Smartphone. Am unteren Bildschirmrand gab es eine Taskleiste und alle Apps mutierten zu Fenstern mit einem Schließen-Kreuz in der rechten oberen Ecke. Das Design war also auf einen Schlag für die Verwendung mit Tastatur und Maus optimiert.

Auf dem Smartphone bleibt es bei der Kachel-Darstellung Auf dem Smartphone bleibt es bei der Kachel-Darstellung
Bild: Microsoft
Auf dem Smartphone-Display war aber nach wie vor die angepasste Variante für kleinere Bildschirme mit Kacheln zu sehen. Dies änderte sich auch nicht, als der Mitarbeiter das Smartphone in die Hand nahm, um typische Smartphone-Aufgaben auszuführen wie zum Beispiel Telefonieren oder Messaging. Währenddessen konnte er mit Tastatur und Maus ohne Bruch an den auf dem großen Bildschirm geöffneten Ofice-Dokumenten weiterarbeiten.

Microsoft könnte es also tatsächlich nicht nur geschafft haben, über das Microsoft Display Dock eine Art Multi-Monitor-Betrieb zu realisieren, sondern Windows 10 designtechnisch in ein echtes Chamäleon zu verwandeln, das sich immer sofort an die jeweilige Arbeitsumgebung anpasst. Momentan hat Microsoft dies ausschließlich mit Office-Apps vorgeführt - abzuwarten bleibt, wie in Zukunft andere Microsoft-Apps und Apps von Drittherstellern das Continuum-Feature unterstützen und ob auch dort die Darstellung für den Monitorbetrieb angepasst wird.

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