Nachhaltig

WEtell: Nachhaltiger Mobilfunk stößt auf großes Interesse

Das Startup für einen nachhaltige, fairen und transparenten Mobilfunk unter dem Namen "WEtell-Change" hat beim Crowdfunding bereits mehr als 1000 Unterstützer und Unterstützerinnen mit 150 000 Euro erreicht. Der Endspurt dauert noch 7 Tage.
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Wahrscheinlich ab Herbst lieferbar: SIM-Karte des ersten "nachhaltigen" Mobilfunkanbieters: WEtell Wahrscheinlich ab Herbst lieferbar: SIM-Karte des ersten "nachhaltigen" Mobilfunkanbieters: WEtell
Foto: WEtell-Change, Florian Forsbach
WEtell möchte ein fairer, nach­hal­tiger und trans­pa­renter Mobil­funk­an­bieter sein und sucht über Crowd­fun­ding poten­zi­elle Mitstreiter, die diese Idee Realität werden lassen möchten. Obwohl die vorge­stellten Tarife alles andere als "Schnäpp­chen" sind, fanden sich seit dem Start der Crowd­fun­ding-Kampagne "mehr als 1000 Unter­stützer*innen", die bereits knapp 150 000 Euro für WEtell "gezeichnet" haben. "Damit sind wir dem Ziel eines konse­quent nach­hal­tigen Mobil­funk­an­bie­ters einen großen Schritt näher­ge­kommen." Am 24. März wurde das ange­peilte Mindest­ziel von 1000 Unter­stüt­zern erreicht. Die Crowd­fun­ding Kampagne auf dem Portal Start­next.com läuft noch etwa eine Woche und das zweite gesteckte Ziel von 200 000 Euro soll - wenn möglich - auch noch erreicht werden.

Alma Spri­bille, eine der Gründer von WEtell, ist stolz: „Wir haben mehr als 1000 Unter­stützer*innen von unserer Idee über­zeugt. Das zeigt, dass es an der Zeit ist für einen echten Wandel im Mobil­funk“, sagt die Diplom-Wirt­schafts­in­ge­nieurin. „Mit diesem Erfolg können wir selbst­be­wusst in die Finan­zie­rungs­ge­spräche mit Banken und die Vertrags­ver­hand­lungen mit unseren Part­nern gehen“. Spri­bille hat WEtell gemeinsam mit Dr. Nico Tucher und Andreas Schmu­cker gegründet. Die drei kennen sich aus ihrer Arbeit vom Fraun­hofer-Institut für Solare Ener­gie­sys­teme (ISE) in Frei­burg sowie ihrem ehren­amt­li­chen Enga­ge­ment bei Inge­nieure ohne Grenzen.

Wie nach­hal­tiger Mobil­funk aussehen könnte

Wahrscheinlich ab Herbst lieferbar: SIM-Karte des ersten "nachhaltigen" Mobilfunkanbieters: WEtell Wahrscheinlich ab Herbst lieferbar: SIM-Karte des ersten "nachhaltigen" Mobilfunkanbieters: WEtell
Foto: WEtell-Change, Florian Forsbach
Wie berichtet, unter­scheidet sich WEtell vor allem in drei wesent­li­chen Merk­malen gegen­über konven­tio­nellen Anbie­tern. Der Anbieter legt größten Wert Klima­schutz: 100 Prozent erneu­er­bare Energie soll für die gesamte eigene Geschäfts­tä­tig­keit genutzt werden. Das geschieht durch den Bau von Kraft­werken, die Strom aus erneu­er­barer Energie (Sonne, Wind, Wasser) zum Ausgleich des Netz­be­triebs, was in Koope­ra­tion mit den Pionieren der alter­na­tiven Strom­ver­sor­gung, den Elek­tri­zi­täts­werken Schönau (EWS) geschieht.

Zweiter Schwer­punkt von WEtell ist der Daten­schutz: "Die Daten gehören den Kunden*innen." WEtell will als Service-Provider im Netz von Telekom (D1) agieren. Beim realen Netz­be­treiber Telekom (D1) sind die persön­li­chen Daten der einzelnen Kunden gar nicht bekannt. Für die Deut­sche Telekom sind es Kunden des White-Label-Service-Provi­ders (MVNE = Mobile Virtual Network Enabler) Newsim. Folg­lich kann es beim Netz­be­treiber keine Verknüp­fung zwischen den Klar­namen der Kunden und der Mobil­funk­nummer geben. Die Daten der Kunden werden von WEtell weder weiter­ge­geben noch verkauft und nach Gebrauch so schnell wie möglich wieder gelöscht.

WEtell hat sich "Fair­ness & Trans­pa­renz" auf die Fahnen geschrieben: "Einfach gestal­tete Verträge ohne versteckte Kosten, monat­lich kündbar und ohne Mindest­lauf­zeit. Zerti­fi­zie­rung nach den Richt­li­nien der Gemein­wohl­öko­nomie. Ethi­sches Wirt­schaften und ein fairer Umgang zwischen dem Unter­nehmen und seinen Kunden*innen".

Ob und wie sich dieser hohe Anspruch in die Realität umsetzen lässt, ist eine span­nende Frage. Die durch die anhal­tende Diskus­sion über Umwelt­themen und Nach­hal­tig­keit (beispiels­weise durch die von der schwe­di­schen Schü­lerin Greta Thun­berg initi­ierten Frei­tags-Demons­tra­tionen) nimmt die Ziel­gruppe der an Nach­hal­tig­keit inter­es­sierten Kunden durchaus zu.

Zunächst nur Gutscheine

Da der Mobil­funk­an­bieter WEtell noch gar nicht offi­ziell gestartet ist, gibt es für Inter­es­senten erst einmal "Mobil­funk­gut­scheine" für Mobil­funk­ver­träge ohne Mindest­lauf­zeit. Die Kündi­gungs­frist beträgt einen Monat. Der Funding-Beitrag jedes Gutschein­in­ha­bers wird zum Start in eine mögliche Lauf­zeit umge­rechnet. Ab dem offi­zi­ellen Start­datum von WEtell sind die bereits erwor­benen Gutscheine 24 Monate gültig. Das heißt: Selbst wenn man am Tag vor dem Markt­start noch einen konven­tio­nellen Handy-Vertrag mit einer Lauf­zeit von zwei Jahren bei einem anderen Anbieter abge­schlossen hätte, könnte man noch recht­zeitig zu WEtell wech­seln.

Drei Tarife

Drei Tarif­mo­delle hat sich WEtell vorge­nommen: Beim Einsteiger-Tarif "Ultra­kurz" sollen 300 Minuten in alle Netze (außer Sonder­num­mern), 100 SMS (in alle Mobil­funk­netze, außer Sonder­num­mern) und 1 GB Daten mit maximal 25 MBit/s (2G, 3G, jedoch derzeit noch kein LTE) dabei sein, als monat­liche Grund­ge­bühr sind 15 Euro veran­schlagt.

Beim mitt­leren Tarif "Mittel­welle" kann "flat" in alle deut­schen Fest- und Mobil­funk­netze tele­fo­niert und ge-sms-t werden (außer Sonder­ruf­num­mern und Kurz­wahlen), die Daten­menge steigt auf 3 GB mit maximal 50 MBit/s und 2G, 3G oder 4G (LTE), soweit schon vor Ort verfügbar. Er kostet 30 Euro pro Monat. "Super­funk" heißt der große Tarif für 40 Euro pro Monat. Die Daten­menge steigt dann auf 8 GB und LTE 50 (2G, 3G oder 4G mit bis zu 50 MBit/s) ist (wie bei der Mittel­welle) dann eben­falls inklu­sive.

Die Mitnahme einer Rufnummer vom bishe­rigen Anbieter soll bei WEtell kostenlos sein, der abge­bende Anbieter berechnet jedoch einma­lige Kosten von knapp 30 Euro. In den vorge­stellten Tarifen ist kein vergüns­tigtes Handy enthalten, der Kunde kann sich das entweder auf dem freien Markt neu oder gebraucht kaufen oder sein vorhan­denes Modell mit neuer SIM-Karte weiter verwenden.

Sollte WEtell lang­fristig zum Erfolgs­mo­dell werden, möchte das Unter­nehmen als unmit­tel­barer Service-Provider der Deut­schen Telekom (wie z.B. Mobilcom-Debitel, Klar­mobil, Edeka, FCBay­ern­mobil, etc.) auftreten.

Wer sich für diese nach­hal­tigen Ange­bote inter­es­siert, kann sich über www.wetell-change.de bei der Crowd­fun­ding Platt­form Start­next.com regis­trieren. Der Kauf­preis des Mobil­funk­gut­scheins wird erst vom eigenen Bank­konto oder der Kredit­karte abge­bucht, wenn das Unter­nehmen wirk­lich startet. Das ist für den Herbst diesen Jahres vorge­sehen.

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