WEtell: Nachhaltiger Mobilfunk stößt auf großes Interesse
Wahrscheinlich ab Herbst lieferbar: SIM-Karte des ersten "nachhaltigen" Mobilfunkanbieters: WEtell
Foto: WEtell-Change, Florian Forsbach
WEtell möchte ein fairer, nachhaltiger und transparenter Mobilfunkanbieter sein und sucht über Crowdfunding potenzielle Mitstreiter, die diese Idee Realität werden lassen möchten. Obwohl die vorgestellten Tarife alles andere als "Schnäppchen" sind, fanden sich seit dem Start der Crowdfunding-Kampagne "mehr als 1000 Unterstützer*innen", die bereits knapp 150 000 Euro für WEtell "gezeichnet" haben. "Damit sind wir dem Ziel eines konsequent nachhaltigen Mobilfunkanbieters einen großen Schritt nähergekommen." Am 24. März wurde das angepeilte Mindestziel von 1000 Unterstützern erreicht. Die Crowdfunding Kampagne auf dem Portal Startnext.com läuft noch etwa eine Woche und das zweite gesteckte Ziel von 200 000 Euro soll - wenn möglich - auch noch erreicht werden.
Alma Spribille, eine der Gründer von WEtell, ist stolz: „Wir haben mehr als 1000 Unterstützer*innen von unserer Idee überzeugt. Das zeigt, dass es an der Zeit ist für einen echten Wandel im Mobilfunk“, sagt die Diplom-Wirtschaftsingenieurin. „Mit diesem Erfolg können wir selbstbewusst in die Finanzierungsgespräche mit Banken und die Vertragsverhandlungen mit unseren Partnern gehen“. Spribille hat WEtell gemeinsam mit Dr. Nico Tucher und Andreas Schmucker gegründet. Die drei kennen sich aus ihrer Arbeit vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg sowie ihrem ehrenamtlichen Engagement bei Ingenieure ohne Grenzen.
Wie nachhaltiger Mobilfunk aussehen könnte
Wahrscheinlich ab Herbst lieferbar: SIM-Karte des ersten "nachhaltigen" Mobilfunkanbieters: WEtell
Foto: WEtell-Change, Florian Forsbach
Wie berichtet, unterscheidet sich WEtell vor allem in drei wesentlichen Merkmalen gegenüber konventionellen Anbietern. Der Anbieter legt größten Wert Klimaschutz: 100 Prozent erneuerbare Energie soll für die gesamte eigene Geschäftstätigkeit genutzt werden. Das geschieht durch den Bau von Kraftwerken, die Strom aus erneuerbarer Energie (Sonne, Wind, Wasser) zum Ausgleich des Netzbetriebs, was in Kooperation mit den Pionieren der alternativen Stromversorgung, den Elektrizitätswerken Schönau (EWS) geschieht.
Zweiter Schwerpunkt von WEtell ist der Datenschutz: "Die Daten gehören den Kunden*innen." WEtell will als Service-Provider im Netz von Telekom (D1) agieren. Beim realen Netzbetreiber Telekom (D1) sind die persönlichen Daten der einzelnen Kunden gar nicht bekannt. Für die Deutsche Telekom sind es Kunden des White-Label-Service-Providers (MVNE = Mobile Virtual Network Enabler) Newsim. Folglich kann es beim Netzbetreiber keine Verknüpfung zwischen den Klarnamen der Kunden und der Mobilfunknummer geben. Die Daten der Kunden werden von WEtell weder weitergegeben noch verkauft und nach Gebrauch so schnell wie möglich wieder gelöscht.
WEtell hat sich "Fairness & Transparenz" auf die Fahnen geschrieben: "Einfach gestaltete Verträge ohne versteckte Kosten, monatlich kündbar und ohne Mindestlaufzeit. Zertifizierung nach den Richtlinien der Gemeinwohlökonomie. Ethisches Wirtschaften und ein fairer Umgang zwischen dem Unternehmen und seinen Kunden*innen".
Ob und wie sich dieser hohe Anspruch in die Realität umsetzen lässt, ist eine spannende Frage. Die durch die anhaltende Diskussion über Umweltthemen und Nachhaltigkeit (beispielsweise durch die von der schwedischen Schülerin Greta Thunberg initiierten Freitags-Demonstrationen) nimmt die Zielgruppe der an Nachhaltigkeit interessierten Kunden durchaus zu.
Zunächst nur Gutscheine
Da der Mobilfunkanbieter WEtell noch gar nicht offiziell gestartet ist, gibt es für Interessenten erst einmal "Mobilfunkgutscheine" für Mobilfunkverträge ohne Mindestlaufzeit. Die Kündigungsfrist beträgt einen Monat. Der Funding-Beitrag jedes Gutscheininhabers wird zum Start in eine mögliche Laufzeit umgerechnet. Ab dem offiziellen Startdatum von WEtell sind die bereits erworbenen Gutscheine 24 Monate gültig. Das heißt: Selbst wenn man am Tag vor dem Marktstart noch einen konventionellen Handy-Vertrag mit einer Laufzeit von zwei Jahren bei einem anderen Anbieter abgeschlossen hätte, könnte man noch rechtzeitig zu WEtell wechseln.
Drei Tarife
Drei Tarifmodelle hat sich WEtell vorgenommen: Beim Einsteiger-Tarif "Ultrakurz" sollen 300 Minuten in alle Netze (außer Sondernummern), 100 SMS (in alle Mobilfunknetze, außer Sondernummern) und 1 GB Daten mit maximal 25 MBit/s (2G, 3G, jedoch derzeit noch kein LTE) dabei sein, als monatliche Grundgebühr sind 15 Euro veranschlagt.
Beim mittleren Tarif "Mittelwelle" kann "flat" in alle deutschen Fest- und Mobilfunknetze telefoniert und ge-sms-t werden (außer Sonderrufnummern und Kurzwahlen), die Datenmenge steigt auf 3 GB mit maximal 50 MBit/s und 2G, 3G oder 4G (LTE), soweit schon vor Ort verfügbar. Er kostet 30 Euro pro Monat. "Superfunk" heißt der große Tarif für 40 Euro pro Monat. Die Datenmenge steigt dann auf 8 GB und LTE 50 (2G, 3G oder 4G mit bis zu 50 MBit/s) ist (wie bei der Mittelwelle) dann ebenfalls inklusive.
Die Mitnahme einer Rufnummer vom bisherigen Anbieter soll bei WEtell kostenlos sein, der abgebende Anbieter berechnet jedoch einmalige Kosten von knapp 30 Euro. In den vorgestellten Tarifen ist kein vergünstigtes Handy enthalten, der Kunde kann sich das entweder auf dem freien Markt neu oder gebraucht kaufen oder sein vorhandenes Modell mit neuer SIM-Karte weiter verwenden.
Sollte WEtell langfristig zum Erfolgsmodell werden, möchte das Unternehmen als unmittelbarer Service-Provider der Deutschen Telekom (wie z.B. Mobilcom-Debitel, Klarmobil, Edeka, FCBayernmobil, etc.) auftreten.
Wer sich für diese nachhaltigen Angebote interessiert, kann sich über www.wetell-change.de bei der Crowdfunding Plattform Startnext.com registrieren. Der Kaufpreis des Mobilfunkgutscheins wird erst vom eigenen Bankkonto oder der Kreditkarte abgebucht, wenn das Unternehmen wirklich startet. Das ist für den Herbst diesen Jahres vorgesehen.