Umwelt

Telekom-Chef Höttges: Nachhaltigkeit hat für uns Priorität

Das Thema "Sustaina­bility" ist sperrig: Über­setzt bedeutet es "Nach­hal­tig­keit". Was ist das? Die Telekom versuchte auf einer Veran­stal­tung, eine Antwort zu geben.
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Telekom-Deutsch­land-Chef Srini Gopalan hat erkannt, was viele Kunden darüber denken: "Das ist irgend­eine neue Option, die mich mehr Geld kostet". Und damit ist für viele das Thema schon wieder beendet.

Der gesamte Telekom-Vorstand stellte in einer mehr­stün­digen Veran­stal­tung, die auch online über­tragen wurde, das Konzept der Telekom zur eigenen Nach­hal­tig­keits­stra­tegie vor. Die Veran­stal­tung fand durch­gehend in engli­scher Sprache statt, denn sie rich­tete sich an ein inter­natio­nales Publikum.

Hohe Ziele

Nachhaltigkeit ist kein Selbstzweck. Neue europäische Gesetze geben den Rahmen vor Nachhaltigkeit ist kein Selbstzweck. Neue europäische Gesetze geben den Rahmen vor
Grafik: Deutsche Telekom
Die Ziele hat Telekom-Chef Tim Höttges sehr hoch gesteckt: Mit Zielen und Maßnahmen auf dem Weg "zum welt­weit nach­hal­tigsten Tele­kom­muni­kati­ons­unter­nehmen". „Unsere Kundinnen und Kunden aber auch unsere Inves­torinnen und Inves­toren legen Wert auf eine nach­hal­tige Entwick­lung des Geschäfts. Sie fragen nicht nur nach dem Preis für das Produkt, sondern auch nach dem Preis für die Umwelt. Darum verstärken wir die Anstren­gungen zum Beispiel beim Errei­chen der Klima­neu­tra­lität und der Kreis­lauf­wirt­schaft.“

So will die Telekom ihre Ener­gie­effi­zienz bis 2024 verdop­peln. Der Ener­gie­ver­brauch soll vom stetigen Wachstum der Daten­mengen im Internet stärker entkop­pelt werden, euro­paweit soll er sogar sinken. In Deutsch­land sind für 2024 im Vergleich zu 2020 mindes­tens zehn Prozent weniger veran­schlagt, ein Beitrag zur aktu­ellen Ener­gie­situa­tion.

Bis 2040 klima­neu­tral

Telekom-Chef Tim Höttges kündigt an, dass ab 2025 alle neuen Telekom-Dienstfahrzeuge rein elektrisch fahren sollen Telekom-Chef Tim Höttges kündigt an, dass ab 2025 alle neuen Telekom-Dienstfahrzeuge rein elektrisch fahren sollen
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Bis 2040 will das Unter­nehmen klima­neu­tral sein ("Scope 3"). Bereits in drei Jahren soll der eigene Geschäfts­betrieb klima­neu­tral sein ("Scope 1-2"). Während sich die Kunden eher verwun­dert die Augen reiben, erklärt Höttges, wie das gehen soll. "Nach­hal­tig­keit ist kein großer Wurf, sondern konse­quentes Umsetzen an vielen Stellen“.

Ein für jeder­mann greif­bares Projekt ist das Aus des Verbren­nungs­motors bei neuen Geschäfts­fahr­zeugen der Telekom. Dies sei ein erster Schritt, um die gesamte Fahr­zeug­flotte der Telekom auf Elek­tro­antrieb umzu­stellen. Alle von der Telekom verkauften Endge­räte werden ab 2025 ausschließ­lich "nach­haltig" verpackt. Bei neuen Eigen­pro­dukten der Telekom ist dies übri­gens heute der Fall. Statt Styropor ist es längst "Eier­karton". Papier wird nur noch beigelegt, wenn unbe­dingt erfor­der­lich. Die Schnell-Anlei­tung und der QR-Code zur Einrich­tungs­seite sind auf dem Karton selbst aufge­druckt.

Vorstände erklären die Sicht der Dinge

Unter dem Begriff „Walk the Talk“ stellten alle Telekom-Bereichs-Vorstände das Thema aus ihrer ganz eigenen Perspek­tive dar: Nach­hal­tig­keit soll Prio­rität haben.

Dann geht es in Detail: Klima­neu­tra­lität, Kreis­lauf­wirt­schaft, Diver­sität und Digi­tale Teil­habe sind die Kern­punkte. Das Netto-Null-Ziel bis 2040 ist "eine gewal­tige Aufgabe, die wir nur zusammen mit unseren Kunden und Part­nern meis­tern können.“ Mehr als 90 Prozent des CO2-Fußab­drucks entsteht entlang der "Wert­schöp­fungs­kette" – von der Produk­tion von Endge­räten, bis hin zum Betrieb der Netze. Darum arbeitet die Telekom nicht nur an der Reduk­tion der eigenen CO2-Emis­sionen. Sie ist auch im engen Austausch mit Liefe­ranten, um gemeinsam klima­neu­tral zu werden.

Die Telekom selbst will bis 2025 klima­neu­tral sein. Dazu sollen die CO2-Emis­sionen im Vergleich zu 2017 um rund 95 Prozent gesenkt werden. Den Rest wird das Unter­nehmen durch CO2-Bindungs­pro­jekte neutra­lisieren. Um den Ener­gie­ver­brauch zu senken, werden alte Netz­kom­ponenten still­gelegt oder moder­nisiert und verbes­sert.

Grüner Strom für das Magenta-Netz

Seit 2021 nutzt die Deut­sche Telekom zu 100 Prozent "grünen Strom" für ihre Netze. Ab 2025 soll 50 Prozent ihres euro­päi­schen Strom­bedarfs durch "Power Purchase Agree­ments (PPA)" gedeckt werden, die um eigene Produk­tion ergänzt werden. PPA sind direkte Abnah­mever­träge mit den Erzeu­gern erneu­erbarer Ener­gien.

Auch Telekom-Kunden sollen klima­neu­tral werden können. Eine Reduk­tion der Emis­sionen pro Person um 25 Prozent bis 2030 entlang der "Wert­schöp­fungs­kette" gegen­über 2017 ist das Ziel. Bei den Geräten soll es bis 2030 eine 100-prozen­tige Kreis­lauf­wirt­schaft geben. Die Rück­gabe, Repa­ratur oder das Recy­cling von Altge­räten soll selbst­ver­ständ­lich werden. Das sollen auch die Liefe­ranten der Telekom bis 2030 hinbe­kommen.

Diver­sität, Gerech­tig­keit und digi­tale Teil­habe

Die Deut­sche Telekom fördert Viel­falt und Diver­sität unter ihren Mitar­bei­tern und Mitar­bei­terinnen. Chan­cen­gerech­tig­keit und Teil­habe sollen sowohl im Unter­nehmen als auch in der Gesell­schaft möglich sein. Im höheren Manage­ment wird bis 2025 ein Frau­enan­teil von 30 Prozent ange­strebt. Im Vorstand ist das bereits über­schritten: Unter den acht Vorstands­mit­glie­dern sind drei Frauen: Claudia Nemat (Technik), Birgit Bohle (Personal) und Domi­nique Leroy (Europa).

Drei Vorstands­mit­glieder stammen ursprüng­lich nicht aus Deutsch­land. Im Aufsichtsrat sind bereits 50 Prozent der Mandate mit Frauen besetzt.

Gegen Hass und Inter­net­mob­bing

Aktuell macht sich das Unter­nehmen „Gegen Hass im Netz“ stark und fördert Projekte zur Medi­enkom­petenz oder gegen Inter­net­mob­bing.

„Die Telekom ist da, wenn sie gebraucht wird. Ob mit tech­nischem Support zu Beginn der Pandemie, kosten­losen SIM-Karten für die Flüch­tenden aus der Ukraine oder auch durch den schnellen Wieder­aufbau der Netz­infra­struktur zum Beispiel bei der Flut­kata­strophe an der Ahr“, sagt Tim Höttges.

Die Telekom hatte 2021 312 Millionen Euro in soziales Enga­gement inklu­sive Kata­stro­phen­schutz inves­tiert. Für das Unter­nehmen ist "Netz­ausbau" eine gesell­schaft­lich rele­vante Aufgabe. Entspre­chend habe die Telekom ihre Inves­titionen erhöht.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Nach­hal­tig­keit ist sperrig und bedeutet für viele Menschen in erster Linie höhere Kosten. Wenn aber nicht nach­haltig gewirt­schaftet wird, wird es am Ende noch teurer. Wir sehen das alltäg­lich, wenn Unwetter ganze Land­striche verwüsten.

Die Welt beschert uns täglich neue Krisen und Über­raschungen, doch die Menschen können sie gemeinsam und mit Intel­ligenz lösen. Große inter­natio­nale Unter­nehmen haben am ehesten die Möglich­keit hier vorbild­lich tätig zu sein. Die gesamte TK-Branche ist ein großer Strom­ver­brau­cher. Alle Maßnahmen, die Energie sparen, helfen uns weiter.

Die Telekom wird die Aufgabe meis­tern müssen, ihren Kunden zu erklären, dass "Nach­hal­tig­keit" kein Werbe­brim­borium, sondern drin­gend notwendig ist.

Wenn Sie beispiels­weise in ihrer Schub­lade noch ein altes lange unge­nutztes Handy finden, geben Sie es in einem Handy­shop zum Recy­cling zurück. Wenn Ihr Bügel­eisen streikt, schauen Sie mal nach einem Repa­ratur-Café in ihrer Region. Viel­leicht kann es mit wenigen Hand­griffen wieder­belebt werden. Das sind gute Anfänge auf dem Weg zur Nach­hal­tig­keit.

Wie grüner Strom eine Mobil­funk-Basis­sta­tion versorgt, erklärt die Telekom in ihrem Netz­geschichten-Video, das wir nach­fol­gend einge­bunden haben.

In einer weiteren Meldung geht es um: Nicht nur 1&1: Netz­ausbau weiter im Verzug.

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