RTL gegen ARD: Audiotheken im Test
Audio Now von RTL
Graphik: RTL Radio, Screenshot: Michael Fuhr/teltarif.de
Beim Thema Audio-Streaming denken die meisten Leser vermutlich zuerst an Musik. Mit Angeboten wie Spotify oder Deezer sind mittlerweile einige bekannte, kostenpflichtige Dienste am Markt verfügbar, die darüber hinaus auch Wortbeiträge beziehungsweise Podcasts im Programm haben. Nun gibt es aber auch viele Hörer, die keinen Bedarf an Musik haben und sich eher für Themen wie Dokumentationen, Informationen oder Hörbücher interessieren. Und eben für diese Zielgruppe ist es womöglich sogar viel sinnvoller, auf ein kostenpflichtiges Abo zu verzichten. Wir haben uns mit der ARD Audiothek sowie dem kürzlich gestarteten Angebot "Audio Now" der RTL Group zwei kostenlose Angebote angeschaut. Eines kann dabei schon vorab festgehalten werden: Auch kostenlose Angebote haben den Hörer durchaus viel zu bieten.
ARD-Audiothek
Audio Now von RTL
Graphik: RTL Radio, Screenshot: Michael Fuhr/teltarif.de
Die ARD-Audiothek war in Sachen Wortbeiträgen bislang der unangefochtene Marktführer. Hier gibt es quasi das komplette Wortprogramm aller ARD-Radiosender zum Nachhören. Die App ist dabei in verschiedene Themenbereiche, wie beispielsweise Dokus und Reportagen, Hörspiel, Lesungen, Forschung, Ratgeber sowie Interviews unterteilt. Sobald der Hörer einen Bereich auswählt, bekommt er alle verfügbaren Beiträge aus den ARD-Radiostationen angezeigt. Dabei haben die Redakteure scheinbar auch auf eine gute Durchhörbarkeit geachtet. Die meisten Beiträge haben einen Umfang von einigen Minuten bis hin zu einer Stunde. Damit eignen sich die Podcasts auch bequem für unterwegs, zum Beispiel im Auto auf dem Weg zur Arbeit.
Wer bereits eine Lieblingssendung auf einem bestimmten Programm hat und diese direkt nachhören möchte, kann dies ebenfalls im App-Menü unter dem Punkt "Sender" tun. Sehr praktisch ist zudem die Funktion "Abos". Hier können Lieblingssendungen hinterlegt werden, die Audiothek benachrichtigt dann automatisch, sofern eine neue Folge zur Verfügung steht. Dazu gibt es noch eine Merkliste und die Option, einzelne Beiträge herunterzuladen. Das ist vor allem sinnvoll, wenn mal keine mobile Datenverbindung oder WLAN zur Verfügung steht. Ein wichtiges technisches Feature der Audiothek ist die Chromecast-Unterstützung. Das ist natürlich insbesondere für den leider mittlerweile nicht mehr aktiv vermarkteten Chromecast-Audio interessant, mit dem man die Podcasts quasi für bessere Tonqualität direkt auf die Hifi-Anlage schicken kann. Grundsätzlich läuft die App allerdings auf allen Android-Geräten, so zum Beispiel auch auf Tablets. Sofern die Hardware kompatibel mit Bluetooth ist, können die Podcasts dann auch auf Bluetooth-Lautsprechern abgespielt werden.
Audio Now
Die RTL-Group startete kürzlich mit Audio Now ebenfalls eine Audiothek, die allerdings noch nicht ganz so umfangreich wie ihr öffentlich-rechtliches Pendant ist. Dafür hat sich Audio Now explizit für Drittanbieter geöffnet. Man findet dort viele renommierte Beiträge der New York Times, Zeit, Stern sowie aus zahlreichen anderen Fachpublikationen. Im Angebot ist zum Beispiel auch "Ellen on the Go", die Podcast-Version der Show von Amerikas beliebter Moderatorin Ellen DeGeneres. Ähnlich wie in der ARD-Audiothek besteht die Möglichkeit, sich einzelne Abonnements einzurichten beziehungsweise Podcasts herunterzuladen. Wer nicht genau weiß, nach welchem speziellen Thema er suchen möchte, kann in Audio Now durch verschiedene Genres scrollen. Diese sind beispielsweise die Gebiete Wissen, Tech, Hobby, Sport, Reisen, oder Kinder.
Was im Gegensatz zur ARD-Audiothek sofort auffällt: Viele Podcasts gehören eher in die Kategorie "Popuplärthemen". Auch gibt es sehr spezielle Beiträge zu Bereichen wie der New Economy, insbesondere Software, Digitalisierung und Ratgeber. Obwohl die App eine offene Plattform ist, findet man praktisch keine Podcasts der deutschen öffentlich-rechtlichen Medien. Das ist zwar mit Blick auf die ARD-Audiothek verständlich, dennoch wäre es natürlich für die Hörer wünschenswert, auf einer offenen Plattform alle Inhalte an einem Ort zu finden. Wichtig hervorzuheben ist nicht zuletzt bei Audio Now wie bei seinem öffentlich-rechtlichen Pendant auch die Chromecast-Unterstützung, welche allerdings nicht allgemein im Hauptmenü der App, sondern direkt in den einzelnen Podcast-Beiträgen aktiviert werden kann.
Fazit: Mehr Auswahl bei Audio Now
Die ARD hat zwar in ihrer Audiothek ein breites Angebot an qualitativ hochwertigen Podcasts, doch letztendlich bietet Audio Now als offene Plattform ein wesentlich vielseitigeres Spektrum gerade auch an internationalen Beiträgen. Man könnte sagen, dass RTL sich mit seinem Angebot in eine Art "TuneIn" für Podcasts entwickelt. Auf lange Sicht dürfte das Angebot zudem deutlich aufgestockt werden. Beim Thema TuneIn sollte man natürlich ebenso nicht unerwähnt lassen, dass es auch hier ein durchaus respektables Podcast-Angebot gibt, obgleich diese eher internationalen Charakter haben und sich die App primär auf das Thema Live-Radio fokussiert (weshalb sich kein Vergleich zu den anderen beiden Testkandidaten anbietet). Fraglich ist allerdings, ob die Hörer langfristig mehrere Podcast-Apps parallel auf ihren Smartphones oder Tablets installieren. Die ARD wäre vor diesem Hintergrund gut beraten, ihre Inhalte bei Audio Now beizusteuern.
Das Kinderprogramm "Kakadu" des Deutschlandradios wird zum Podcast. Mehr dazu lesen Sie in einer weiteren Meldung.