Themenspezial: Verbraucher & Service Powerbanks

Powerbanks: Energie für den Smartphone-Akku

Ist der Smart­phone-Akku leer, verspre­chen Power­banks schnelle Hilfe. Doch aufge­passt: Es gibt große Unter­schiede bei der Qualität. Und mitunter können die kleinen Ener­gie­pa­kete sogar gefähr­lich sein.
Von dpa /

Powerbanks sind praktische Energielieferanten (im Bild: Modell "EasyAcc MegaCharge D20") Powerbanks sind praktische Energielieferanten (im Bild: Modell "EasyAcc MegaCharge D20")
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Smart­phones sind in einem Gerät Telefon, Geld­börse, Navi, News-Quelle, Messenger Musik- und Video­player. Geht ihnen der Saft aus, ist das folgen­schwer. Schnelle Hilfe können Power­banks bieten, also portable Reser­ve­akkus, die es meist in flacher Block­form oder im schlanken Röhren­format zu kaufen gibt.

"Mit einer Power­bank kann man im Grunde alle Geräte mit Strom auftanken, die über einen USB-Anschluss versorgt werden können. Also Smart­phones, Kameras, Kopf­hörer oder auch Fahr­rad­lampen", sagt Holger Krumme vom HTV-Test­zen­trum für elek­tro­ni­sche Bauteile in Bens­heim.

Power­banks gibt es von 1000 mAh bis 30 000 mAh

Powerbanks sind praktische Energielieferanten (im Bild: Modell "EasyAcc MegaCharge D20") Powerbanks sind praktische Energielieferanten (im Bild: Modell "EasyAcc MegaCharge D20")
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Krumme hat die porta­blen Strom­pa­kete genauer unter die Lupe genommen und dabei fest­ge­stellt, dass etwa die Angaben zur Kapa­zität teils sehr weit von der tatsäch­li­chen Leis­tung abwei­chen. Sie wird bei Akkus in Milli­am­pere­stunden (mAh) ange­geben. Akku­packs gibt es mit Kapa­zi­täten von etwa 1000 mAh bis 30 000 mAh.

"Speziell bei No-Name-Produkten aus China gibt es mitunter astro­no­mi­sche Angaben zur Kapa­zität von bis zu Millionen Milli­am­pere­stunden, was tech­nisch bei dieser Baugröße gar nicht möglich ist", warnt Krumme.

Im Test­labor habe sich auch gezeigt, dass die Power­banks nebu­löser Hersteller teils nur weniger als ein Prozent der verspro­chenen Leis­tung erreicht hätten. Kein Wunder: In manchen Akku­packs hätten sich nicht nur Batte­rie­zellen befunden, sondern auch Metall­plätt­chen oder Sand­tüt­chen.

Skepsis bei güns­tigen Preisen und hohen Werten

Krumme rät daher bei beson­ders güns­tigen Preisen und hohen tech­ni­schen Werten zu beson­derer Skepsis. "Handels­üb­liche Power­banks haben Kapa­zi­täten von 15 000 mAh oder 20 000 mAh, womit ein Smart­phone mehr­fach aufge­laden werden kann. Preis­lich bewegen sie sich meis­tens zwischen 30 und 50 Euro", weiß Krumme. Bekannte Marken­her­steller seien beispiels­weise Anker, Aukey, Intenso oder Power­core.

Größere Power­banks funk­tio­nieren teils auch als Start­helfer für Autos, wobei sie oft nicht größer sind als zwei über­ein­ander gelegte Smart­phones. "Im Kfz-Bereich sind sie unter der Bezeich­nung Akku-Booster bekannt und werden beispiels­weise gerne für Camping­fahr­zeuge genutzt oder bei älteren Fahr­zeugen und Young­timern mit 12-Volt-Bord­netz.", sagt Holger Ippen vom Fach­ma­gazin "Auto Zeitung". Auch hier rät der Experte zum Kauf von Marken­pro­dukten.

"Anbieter wie Dino, Kunzer oder Einhell bieten Akku-Booster für Preise zwischen 80 und 100 Euro an, die sehr univer­sell im Fahr­zeug­be­reich einsetzbar sind", sagt Ippen. Ausge­stattet mit mehreren USB-Strom­aus­gängen dienen sie zur gleich­zei­tigen Ener­gie­ver­sor­gung für Laptop, Tablet und Smart­phone. Billig­an­ge­bote hätten jedoch oft keine gut funk­tio­nie­rende Elek­tronik, sagt Ippen.

Doch geht es um die Start­hilfe, fließt viel Energie mit Strom­stärken von zwei bis vier Ampere zum Anlasser. "Wenn das Gerät dann nicht über einen Verpo­lungs­schutz sowie einen Kurz­schluss­schutz verfügt, kann es gefähr­lich werden", warnt Ippen. Eine falsche Polung könne Steu­er­ge­räte im Auto zerstören. "Im schlimmsten Fall funkt oder brennt es sogar, zum Beispiel wenn die Auto­bat­terie bereits defekt ist."

Im schlimmsten Fall können Power­banks brennen

Das kann aber auch bei klei­neren Power­banks mit minder­wer­tigen Bauteilen passieren. "Ein Hinweis hierauf ist zum Beispiel, dass der gesamte Akku sich aufbläht, was aber von außen nicht immer zu sehen ist", erklärt Krumme. Ein weiteres Warn­si­gnal sei eine unge­wöhn­liche Erhit­zung. In beiden Fällen gelte: "So ein Gerät sollte man auf keinen Fall mehr an den Strom anschließen."

Wichtig ist auch ein Tiefen­ent­la­de­schutz. "Diese elek­tro­ni­sche Sperre verhin­dert, dass der Akku komplett entladen wird, denn das kann unter Umständen zur Zerstö­rung des Akkus führen", sagt Krumme. Werde so eine defekte Power­bank dann trotzdem an Span­nung ange­schlossen, könne das auch zu einer starken Wärme­ent­wick­lung und im schlimmsten Fall zur Selbst­ent­zün­dung führen. Brennt eine Power­bank, kann sie übri­gens kaum gelöscht werden, man kann sie nur kontrol­liert abbrennen lassen.

Schutz vor quali­tativ minder­wer­tigen Produkten soll eigent­lich das CE-Zeichen (Conformité Européenne) bieten, mit dem der Hersteller versi­chert, dass euro­päi­sche Quali­täts- und Sicher­heits­stan­dards einge­halten werden. Bei manchen Billig­pro­dukten steht CE aller­dings nur als Abkür­zung für das inof­fi­zi­elle Zeichen China Export. "Dem Kunden wird dadurch also vorge­gau­gelt, dass ein Produkt CE-taug­lich ist", warnt Krumme. Optisch sind die Zeichen für Conformité Européenne und für China Export nämlich kaum zu unter­scheiden: In der chine­si­schen Vari­ante sind die Buch­staben ledig­lich näher beiein­ander und das "E" hat einen langen Mittel­steg.

Mobile Akkus sind tempe­ra­tur­emp­find­lich

Seit Smart­phones sich zu Alles­kön­nern entwi­ckelt haben und die Viel­zahl an Apps den Strom­ver­brauch in die Höhe treibt, verzeich­nete der Konsum­for­scher GfK bis 2016 einen stetigen Anstieg der Verkaufs­zahlen. "2016 waren es rund 3,8 Millionen verkaufte Einheiten, 2013 jedoch nur noch 2,3 Millionen", sagt GfK-Expertin Silke Herbst. Aktuell ist das Geschäft mit den mobilen Akkus aller­dings rück­läufig.

Mögliche Gründe hierfür seien sowohl die Markt­sät­ti­gung und immer leis­tungs­fä­hi­gere Smart­phone-Akkus, als auch immer bessere Möglich­keiten, unter­wegs sein Handy aufzu­laden. "Mitt­ler­weile gibt es Lade­punkt in der Bahn, an Flug­häfen, Cafés und sogar Berg­hütten", meint Herbst.

"Aller­dings kaufen Konsu­menten derzeit vermehrt zusätz­li­ches draht­loses Smart­phone-Zubehör wie zum Beispiel Kopf­hörer. Auch die müssen geladen werden, was den mobilen Lade­ge­räten in Zukunft wieder Auftrieb geben könnte."

Gene­rell sind die mobilen Akkus sehr tempe­ra­tur­emp­find­lich und sollten daher nicht in der prallen Sonne zum Beispiel im Auto liegen­ge­lassen werden. "Umge­kehrt verlieren sie auch schnell Leis­tung, wenn es zu kalt wird", sagt Holger Ippen. Optimal sei es daher, sie beispiels­weise in der Laptop­ta­sche oder ander­weitig im Hand­ge­päck zu trans­por­tieren.

Power­banks auf Flug­reisen nur im Hand­ge­päck

Dies gilt auch für Flug­reisen. "Power­banks sollten immer im Hand­ge­päck mitge­nommen werden, denn dann gibt es auch die Möglich­keit, die Akkus im Ernst­fall in speziell gesi­cherten Trans­port­boxen an Bord zu verstauen", erklärt Krumme. Dies besagt auch die Batterie-Richt­linie des Airline-Dach­ver­bandes IATA.

Sie empfiehlt, dass nur Power­banks bis 20 000 mAh Kapa­zität (entspricht 100 Wh bei 5 Volt Span­nung) mitge­führt werden dürfen - und das ausschließ­lich im Hand­ge­päck. Wer sein Akku­pack dennoch in den aufzu­ge­benden Koffer packt, oder die Kapa­zi­täts­grenze über­schreitet, riskiert, dass sein Gepäck nicht beför­dert wird, oder dass er die Power­bank nicht mit an Bord nehmen darf.

Wer beson­ders scho­nend mit seiner Power­bank umgehen will, sollte den Akku übri­gens nie auf die volle Kapa­zität aufladen. "Ideal ist, wenn sich der Lade­zu­stand immer zwischen 20 und 80 Prozent bewegt - wie bei einem E-Auto auch", erklärt Krumme. Verbrau­chern rät er deshalb, beim Kauf einer Power­bank auf eine Lade­stands­an­zeige zu achten.

Tipps, wie Handy-Akkus länger leben, lesen Sie in einem Ratgeber.

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