Das neue Radio.de im Test: Radio und Podcasts in einer App
Radio.de gehört seit vielen Jahren zu den größten Internetradio-Plattformen. Apps sind unter anderem für Android und iOS verfügbar. Dazu gibt es den Dienst auf Multiroom-Systemen wie Sonos oder im Rahmen von Car-HiFi-Systemen, um nur einige Beispiele zu nennen. Jetzt hat Radio.de seine Apps für Android und iOS einem Relaunch unterzogen. Wir haben uns die Programme auf dem Samsung Galaxy S20 Ultra und auf dem Apple iPhone 11 Pro einmal angesehen.
Wichtigste Neuerung: Neben den mehr als 30 000 Hörfunkprogrammen aus aller Welt, die bei Radio.de auch bisher schon zur Verfügung standen, sind jetzt auch rund 600 000 Podcasts in der App zu finden. Radio.de will sich damit als einheitliche Plattform für den Audio-Konsum verstanden wissen. Podcasts lassen sich genauso abonnieren, wie Hörfunkprogramme als Favoriten festgelegt werden können. Dabei ist es auch möglich, die Podcasts für die spätere Offline-Nutzung herunterzuladen.
Radio.de mit neuen Apps
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Übersichtliche Benutzeroberfläche
Die Benutzeroberfläche von Radio.de ist sowohl auf Android als auch unter iOS übersichtlich und selbsterklärend. Der Webradio-Empfang und der Podcast-Download lassen sich auf WLAN-basierte Internet-Verbindungen beschränken. Die Apps können auch als Wecker genutzt werden, für den sich auch ein bevorzugtes Radioprogramm einstellen lässt. Auch ein Sleeptimer ist integriert, um mit der persönlichen Lieblings-Radiostation einzuschlafen.
Was nach wie vor fehlt, ist die Möglichkeit, einen Stream oder eine bestimmte Stream-Qualität auszuwählen, wenn die Hörfunkstation auf mehreren Wegen via Internet zu empfangen ist. So ist es im heimischen WLAN-Netz sicher sinnvoll, den Stream mit der besten Übertragungsqualität auszuwählen, während unterwegs vielleicht ein Stream mit geringerem Datenverbrauch erste Wahl ist.
Unterstützung jetzt auch für Podcasts
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Radio.de-Login ist Geschichte
Gegenüber den bisherigen Apps gibt es beim "neuen" Radio.de sogar eine enorme Verschlechterung: Das Portal bietet seine Accounts nicht mehr an, über das Nutzer ihre Favoriten geräteübergreifend synchronisieren konnten. Unter iOS funktioniert das jetzt über die iCloud, während die Favoriten-Synchronisation für Android-Nutzer derzeit gar nicht angeboten wird. Bislang konnten die Kunden sogar plattformübergreifend zwischen iOS und Android ihre Lieblingsprogramme synchronisieren.
Daneben weist die Datenbank von Radio.de große Fehler und Lücken auf. So ist beispielsweise das seit eineinhalb Jahren sendende Programm der Oldie Welle Niederbayern bei Radio.de nicht zu finden. Der frühere Seesender Radio Caroline wird als "Radio Caroline US" benannt. Nur die Datenbank-Mitarbeiter von Radio.de wissen wohl, wie es zu dieser Bezeichnung kommt. Radio Caroline betreibt zwar in der Tat zeitversetzte Streams für Hörer in Nordamerika, allerdings wird bei "Radio Caroline US" das reguläre (Europa-)Programm wiedergegeben.
Keine Chance für Content Tipps?
Weltweit gibt es mindestens eine sechsstellige Anzahl an Internetradio-Programmen. Somit versteht es sich von selbst, dass keine Datenbank eines Aggregators vollständig sein kann. Das gilt für Radio.de genauso wie für TuneIn Radio, das seit nunmehr zwei Jahren kaum noch neue Programme aufnimmt. Am besten schneidet diesbezüglich noch Airable ab, dessen Datenbank seit dem Frühjahr 2019 unter anderem für viele WLAN-Radios genutzt wird.
Das Geheimnis von Airable: Hier können die Nutzer selbst Vorschläge für die Aufnahme neuer Programme einreichen. Das klappt nach den Erfahrungen der teltarif.de-Redaktion auch recht schnell. Radio.de hat es wiederum versäumt, im Rahmen seines Relaunchs ein Kontaktformular einzurichten, das dieses Feature ebenfalls mit sich bringt und auch gleich die zur Aufnahme nötigen Daten abfragt.
Anders als bei vergleichbaren Apps wie TuneIn Radio, MyTuner Radio und Receiver Radio ist es bei Radio.de auch nicht möglich, für die eigene Nutzung individuelle Streams hinzuzufügen. Was die Datenbank nicht hergibt, ist schlicht nicht verfügbar. Das gleiche gilt auch für die neu eingeführte Podcast-Rubrik. Hier wäre es ebenfalls wünschenswert, wenn Nutzer die Möglichkeit hätten, Lücken im Katalog zu melden.
Menü für Administratives
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Android Auto und Apple CarPlay fehlen weiterhin
Radio.de hat es bislang auch versäumt, darauf zu reagieren, dass Internetradio immer mehr auch mobil genutzt wird. So fehlt weiterhin die Unterstützung für Android Auto und Apple CarPlay. Damit ließe sich die App über das Display im Fahrzeug nutzen und bedienen. Wer Radio.de im Auto nutzen möchte, muss weiterhin das Smartphone zur Hand nehmen - und riskiert neben der Sicherheit auch Punkte in Flensburg und eine Geldbuße.
Die Entwickler haben auf eine entsprechend geäußerte Kritik im Google Play Store zwar geantwortet, die Unterstützung von Android Auto und Apple CarPlay sei in Planung. Diese Auskunft erhielten wir auf Anfrage allerdings auch schon im vergangenen Jahr im Vorfeld des App-Relaunchs. Immerhin konnten wir im Test aber feststellen, dass die Stream-Wiedergabe auch im Auto - abhängig von der Mobilfunkversorgung auf der Strecke - stabil funktioniert.
Favoritenverwaltung ohne Login
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Pluspunkt: Radio.de bei Telekom StreamOn dabei
Ein Vorteil für Mobilfunkkunden der Deutschen Telekom: Radio.de ist bei StreamOn dabei. Wer die Musik- oder die Musik-&Video-Option zu seinem Vertrag hinzugebucht hat, kann die Plattform somit nutzen, ohne dass das beim mobilen Streaming anfallende Datenvolumen berechnet wird. Schade, dass das aber bis heute nicht für das StreamOn-Pendant Vodafone Pass gilt. Hier könnte die Ursache aber auf Seiten des Netzbetreibers liegen. In einer weiteren Meldung haben wir bereits die App von Receiver Radio einem Test unterzogen.