Auch die ARD empfiehlt Rundfunk statt Streaming
Jetzt rät auch die ARD allen Fernsehzuschauern und Radiohörern, in diesen Tagen Hörfunk und TV über Rundfunktechnologien zu nutzen. Das Informationsinteresse ist hoch wie selten, Einschaltquoten steigen, Streaming-Abrufe werden mehr. Trotz Rekordreichweiten halte die Sendeinfrastruktur der ARD den außerordentlichen Anforderungen während der Coronakrise stand. Sollte es gerade im Streaming-Bereich zu Engpässen kommen - Anbieter wie Netflix, YouTube und Amazon haben ihre Übertragungsraten bereits reduziert - empfiehlt die ARD, auf klassische Empfangswege zurückzugreifen. Auch um das Netz zu entlasten. Zur internetunabhängigen Rundfunkübertragung zählen der TV-Empfang via Satellit, Kabel und DVB-T2 sowie der Hörfunk-Empfang per UKW und DAB+.
Mitarbeiter der Senderbetriebe sicherten wie gewohnt im 24-Stunden-Betrieb die Funktionsfähigkeit dieser Anlagen und damit die Versorgung der Bevölkerung mit den Hörfunk- und Fernsehprogrammen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
ARD-Vorsitzender Tom Buhrow: "Unsere Infrastruktur ist darauf ausgerichtet, zu jedem Zeitpunkt verlässlich zu funktionieren. Das ist eine der zentralen Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Krisenzeiten. Die Zuschauer und Hörer können auf unsere Rundfunktechnik vertrauen."
Lesen Sie dazu auch den nachfolgenden Appell.
Appell: Radio und Fernsehen über Rundfunk nutzen!
Radio sollte über Antenne genutzt werden statt über Streaming
Bild: picture alliance/Jörg Carstensen/dpa
Noch nie haben gleichzeitig so viele Menschen weltweit von zu Hause aus gearbeitet, oft spielt auch der Mobilfunk in diesen Tagen eine zentrale Rolle, um die Kommunikation aufrechtzuerhalten. Umso wichtiger ist es in der aktuellen Lage, Fernsehen, Radio und Musikgenuss nach Möglichkeiten über klassische Rundfunktechnologien beziehungsweise im Fall von Musikkonsum physisch zu nutzen, um Netze (vor allem den Mobilfunk) zu entlasten. Zwar beteuern die Telekommunikationskonzerne, dass die Netze dem aktuellen Ansturm standhalten und ausreichend Reserven vorhanden sind, dennoch lässt sich unnötiges Streaming aktuell vermeiden.
Fernsehen: DVB-T2, Satellit, Kabel und IPTV
Radio sollte über Antenne genutzt werden statt über Streaming
Bild: picture alliance/Jörg Carstensen/dpa
Im Fernsehen gibt es verschiedene Möglichkeiten anstelle von Streaming auf Rundfunktechnologien zuzugreifen: Am einfachsten geht das über Antenne (DVB-T2 HD). Hier sind vielerorts die öffentlich-rechtlichen Sender mit einfacher Zimmerantenne zu sehen. Für die Privatsender in HD ist allerdings ein kostenpflichtiges Abonnement mit dem Anbieter freenet TV erforderlich. Vielleicht wäre es in Absprache zwischen Sendern und dem Plattformbetreiber Media Broadcast möglich, die Verschlüsselung der Programme temporär aufzuheben, um möglichst vielen Menschen einen vereinfachten Zugang zu Informationsangeboten zu bieten.
Alternative zu DVB-T2 HD ist Satelliten-Empfang. Die Installation einer Anlage ist jedoch etwas aufwendiger und nicht überall möglich. So muss eine Ausrichtung nach Süden vorhanden sein, um die Angebote der für Deutschland zuständigen Satellitenposition 19,2° Ost (Astra) zu empfangen. Eine kleine, kompakte Antenne reicht aus. Diese kann man auch auf dem Balkon, auf einem Fensterbrett oder der Terrasse aufstellen. Wer nicht in die Hauswand bohren darf, kann sogenannte Kabeldurchführungen nutzen, die man beispielsweise in Fenster oder der Balkontür einklemmen kann.
Die meisten Fernsehgeräte haben ein Empfangsteil für Satellitenempfang (DVB-S/S2) an Bord; falls nicht vorhanden, benötigt man einen digitalen Satellitenreceiver, der ab 20 Euro im Handel erhältlich ist.
In vielen Wohnungen und Häusern ist theoretisch auch ein Kabelanschluss vorhanden. Wer diesen aktuell nicht nutzt, sollte sich beim zuständigen Netzbetreiber über die Möglichkeiten erkundigen.
Die Lösung IPTV wäre auch eine Alternative. Das Signal wird hierbei zwar aus dem Internet bereitgestellt, allerdings per Multicast, also an theoretisch unbegrenzte Teilnehmer zu den Zuschauern geschickt, sodass es hier kaum zu Belastung kommt. IPTV gibt es unter anderem von der Telekom (Magenta TV) und Vodafone (Giga TV).
Radio: UKW und DAB+ nutzen
Im Radiobereich sollten in den kommenden Wochen vorrangig klassische Rundfunktechnologien wie UKW und DAB+ genutzt werden. Beide Technologien sind krisensicher und erlauben eine uneingeschränkte Information der Bevölkerung ohne Internetverbindung. Ein UKW-Radio hat fast jeder in seinem Haushalt, häufig ist UKW-Empfang auch in Smartphones oder Tablets eingebaut.
Das Digitalradio DAB+ bietet den Vorteil, dass mehr Informationsprogramme wie etwa SWR Aktuell zu hören sind, die es nicht oder nur punktuell auf UKW gibt und das momentan gestiegene Informationsbedürfnis befriedigen. Auch für Kinder, die momentan zu Hause sind, gibt es im Digitalradio spezielle, regional verbreitete Angebote wie Radio Teddy oder Die Maus (WDR).
Webstreaming an PC, per App oder WLAN-Radio sollte in den kommenden Wochen nur zweite Wahl sein, falls es gar keine andere Möglichkeit gibt. Das bedeutet aber auch, dass Nutzer den Konsum über Musikstreamer wie Spotify und Co. reduzieren und als Alternative einmal wieder auf die persönliche MP3-Sammlung oder physische Tonträger - sofern überhaupt noch vorhanden - zugreifen sollten.
Allgemein sollten in diesen Krisenzeiten alle Internet-Streaming über Mediatheken, Video-on-Demand-Portale, Streamingdienste oder Plattformen wie YouTube vor allem über Mobilfunk in den Kerngeschäftszeiten, also zwischen 8 und 18 Uhr, nach Möglichkeit reduzieren und auf den Abend verlagern, damit es zu keiner unnötigen Netzbelastung kommt.