Streaming-Erfolg mit europäischen Inhalten
Mit europäischen Produktionen wie "Der Scheich" tut sich die Branche schwer
Foto: Stephanie Kulbach/Paramount+
In den vergangenen Jahren haben Medienunternehmen viel Geld in die Hand genommen, um europäischen Content zu produzieren. Zu nennen ist hier unter anderem Sky Studios, die mit einer ordentlichen Finanzspritze der US-Mutter Comcast Premium-Inhalte nicht nur für Sky selbst produziert. Oder Paramount, die zum Start von Paramount+ eine ganze Reihe hochwertiger Originals für den deutschen Markt servierten.
Doch warum sollten nicht auch europäische Medienkonzerne wie RTL oder ProSiebenSat.1 mit solchen Inhalten punkten, schließlich haben sie sogar einen Heimvorteil und kennen den Markt und die Zuschauer womöglich sogar noch besser als die umtriebige Konkurrenz aus Übersee. Die Idee, US-Streamer mit hochwertigen europäischen Inhalten im Wettbewerb auszustechen, gestaltet sich jedoch komplizierter, als man auf den ersten Blick denkt.
Kostenfaktor bleibt Kernproblem
Mit europäischen Produktionen wie "Der Scheich" tut sich die Branche schwer
Foto: Stephanie Kulbach/Paramount+
Die USA haben im Entertainment einen gewaltigen Heimvorteil. US-Content funktioniert nämlich fast immer global. Produziert ein Studio also eine teure Premium-Serie oder einen Kinoblockbuster, lässt dieser in der Regel weltweit die Kassen des Studios klingeln. Produziert man aber auf dem deutschen oder europäischen Markt, sieht das schon ganz anders aus. Vieles lässt sich überhaupt nicht kommerziell vermarkten, und so mancher Streifen schafft es nur dank staatlicher Förderungen überhaupt auf die Leinwand.
Trotzdem, die deutsche und europäische Medienwirtschaft glaubt fest an lokale Inhalte. Vor allem aber glaubt sie daran, dass diese Inhalte ein Schlüssel im Wettbewerb mit Streaming-Diensten wie Netflix und Disney+ sind. Obwohl ausgerechnet Serien wie "Kohlrabenschwarz" oder "Der Scheich" im Zuge von Sparmaßnahmen bei Paramount zuerst auf der Streichliste standen.
Premium vor dem Dilemma
Wie so oft befindet sich die europäische Film- und Serienwirtschaft vor einem Dilemma. Hohe Produktionskosten für Premium-Produktionen lassen sich nur durch starke, paneuropäische Kooperationen stemmen. Eine deutsche Serie richtet sich jedoch primär an ein Publikum in Deutschland, wohingegen einer echten europäischen Koproduktion wiederum die nationale kulturelle Identität fehlt. Der europäische Markt ist insgesamt zu zersplittert, als dass der große Wurf im Kino und Streaming für alle nationalen Zielgruppen hier funktioniert.
Womit sich die Medienbranche wieder im Kreis dreht. Eine hochwertige deutsche Serie müssten man auch auf dem deutschen Markt refinanzieren. Und das wiederum ist nur begrenzt möglich. So könnten sich unter anderem die beiden großen Privatsendergruppen am Aufbau eines gemeinsamen Studios beteiligen, womöglich auch in Kooperation mit den öffentlich-rechtlichen Sendern. Doch auch hier bleibt die Frage offen, wie realistisch ein solches Projekt tatsächlich wäre.
Eher Nische als Massenmarkt
Große europäische oder deutsche Produktionen bei fiktionalem Content sind und bleiben für die Medienkonzerne eine große Herausforderung mit entsprechendem Risiko. Und am Ende bleibt die Frage offen, ob Zuschauer diese Inhalte wirklich sehen wollen. Deutlich wurde im Zusammenhang mit der Streichung deutscher Originals bei Paramount & Co. nämlich auch, dass viele Abonnenten ohnehin lieber bei US-Ware einschalten.
Sicherlich hat dies in Teilen ebenso mit der Altersgruppe zu tun, denn vor allem jüngere Zuschauer schalten immer noch eher bei Streamern wie Netflix als beim Tatort in der ARD ein. Und dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren mutmaßlich noch weiter verstärken, denn die nachfolgenden Generationen werden noch weniger zu Nutzern des klassischen TV-Programms zählen.