Paramount+: ViacomCBS konkretisiert Europa-Pläne
Mit Spannung blickt die Medienbranche jährlich in Richtung MIPCOM, auf dem Content-Branchenvent im französischen Cannes gibt es regelmäßig aktuelle Informationen zu strategischen Plänen der großen US-Medienkonzerne. In diesem Jahr war Douglas Craig zu Gast. Er ist Senior Vice President Programming & Acquisitions bei ViacomCBS und somit ebenfalls für den Streaming-Dienst Paramount+ zuständig. Der Medienmanager gab konkrete Einblicke zu weiteren Plänen für Europa und die Kooperation mit Sky.
Klare Markenstrategie
Douglas Craig von ViacomCBS im Gespräch auf der MIPCOM
Foto: Maria Ruga Aguete/Twitter
Vor allem mit Blick auf die Expansion von Paramount+ in Europa gab es immer wieder Unstimmigkeiten, welche Craig nun nochmals deutlich aufklärte. So startet Paramount+ nicht in ganz Europa unter der gleichen Marke. Im Rahmen einer Kooperation mit Sky bekommen unter anderem Abonnenten in Deutschland, Irland, Großbritannien und Italien Direktzugriff auf den Streaming-Dienst. In weiteren europäischen Ländern ist hingegen ein Joint Venture mit Comcast unter der Marke "SkyShowtime" geplant. Dort wird Paramount+ somit nicht als eigenständiger SVoD-Dienst verfügbar sein.
"Für einige Menschen mag dies verwirrend erscheinen, wenn Sie allerdings Abonnent in einem der entsprechenden Länder sind, haben Sie jeweils nur Zugriff auf einen dieser Dienste", so Craig. Die europäische Expansion ist für ViacomCBS der "nächste logische Schritt", betont er weiter. Das Unternehmen sei sehr intensiv damit beschäftigt, seine Lizenzinhalte auf die eigene Plattform zurückzuholen. Damit ist nun auch klar, dass viele Inhalte des US-Medienkonzerns künftig ebenso in Deutschland nicht mehr bei Partnern zu finden sein werden.
Fokus auf US-Inhalte
So mancher US-Streamer ist mittlerweile intensiv bemüht, den Anteil europäischer bzw. lokaler Produktionen deutlich hochzufahren. Das dürfte allerdings bei Paramount+ zumindest in der Anfangsphase nicht passieren, erläuterte Craig weiter. Das Verhältnis zwischen US-Ware und europäischen Produktionen wird im Verhältnis 80/20 liegen. Man will also zunächst auf bekannte Marken setzen, wovon im Hause ViacomCBS ohnehin reichlich vorhanden sind.
Ganz sicher zu nennen wären hier insbesondere Franchises wie Star Trek oder die Mission-Impossible-Reihe mit Tom Cruise. Auch im linearen Fernsehen hat ViacomCBS mit MTV, dem Kinderkanal Nickelodeon sowie Comedy Central eine starke Position in Deutschland. Deren Inhalte dürften vermutlich unisono ihren Platz im Katalog von Paramount+ finden. Ob die linearen Sender allerdings ebenfalls auf der eigenen SVoD-Plattform in Deutschland verbreitet werden, ist aktuell noch unklar.
Skalierbarkeit wichtig
Craig machte außerdem deutlich, dass die Kooperation mit Comcast in kleineren europäischen Ländern vor allem aus Gründen der besseren Skalierbarkeit umgesetzt werde. Bedeutet im Klartext: ViacomCBS ist ein Launch inklusive Marketing in ganz Europa offenbar zu teuer. Deswegen konzentriert man sich mit Paramount+ auf die wichtigen Märkte, zu denen eben insbesondere Deutschland gehört. Das könnte im Umkehrschluss allerdings auch bedeuten, dass man mehr Geld in Inhalte investieren will.
In jedem Fall fährt ViacomCBS eine andere Strategie als Mitbewerber WarnerMedia. Das Unternehmen will seinen Streaming-Dienst voraussichtlich in ganz Europa unter der Marke HBO Max starten. Allerdings hat ViacomCBS einen zeitlichen Vorsprung, denn WarnerMedia ist aus Lizenzgründen noch mindestens bis 2025 an Verträge mit der Comcast-Tochter Sky gebunden. Ab 2022 bekommen deren Kunden dann noch für einige Jahre ein fast schon unschlagbares Komplettangebot mit Inhalten beider Medienhäuser sowie NBCUniversal und eigenen Originals.
Die Fusion von Viacom und CBS hat rote Zahlen in der Bilanz des Medienkonzerns hinterlassen.