Optimismus

Telefónica-Chef Dirks: Kunden sind bereit, für mehr Daten mehr zu zahlen

Auf dem Mobile World Congress in Barcelona in Barcelona gibt sich Telefónica-Chef Dirks optimistisch. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung äußerte er sich zu Preisen, Regulierung, Netzneutralität und Wettbewerb.
Von Marie-Anne Winter

Telefónica-Deutschland-Chef Thorsten Dirks Telefónica-Deutschland-Chef Thorsten Dirks
Bild: Telefonica
Auf dem Mobile World Congress in Barcelona gab Telefónica-Deutschland-Chef Thorsten Dirks der Süddeutschen Zeitung ein Interview, in dem er über die Herausforderungen und Chancen der europäischen Telekommunikationsbranche und der Rolle der neuen Telefónica Deutschland sprach.

Auf die Frage, ob Kunden bald mehr fürs mobile Telefonieren und surfen unterwegs zahlen müssten, antworte Dirks: "Nein. Wie kommen Sie darauf?". Offenbar hat er da ganz andere Ansichten als sein Kollege Vittorio Colao, Telefónica-Deutschland-Chef Thorsten Dirks Telefónica-Deutschland-Chef Thorsten Dirks
Bild: Telefonica
der heute morgen höhere Preise im Mobilfunk forderte. Doch ist die Frage durchaus berechtigt - denn Telefónica Deutschland hat mit E-Plus ausgerechnet den Preisbrecher der Branche geschluckt.

Dass E-Plus ein Vorreiter für Preissenkungen war, bestätigt Dirks gern, erklärt gleichzeitig aber auch, dass das jetzt erreichte Preisniveau durchaus vernünftig sei. Die Kunden bekämen immer mehr Qualität zu stabilen Preisen und die Netzbetreiber bräuchten das Geld, um in ihren Netze investieren zu können.

Allerdings gebe es genau eine Aufgabe, wo der Staat gefordert sei: Dort, wo die Gesetze des Marktes nicht mehr funktionierten, nämlich in den ländlichen Regionen, müsse die Bundesregierung ran. Wenn sie das Ziel setze, bis zum Jahr 2018 eine 100-prozentige Versorgung von 50 MBit/s zu erreichen, die aber nur zu 98 Prozent wirtschaftlich sei, dann müsse man sich überlegen, was man mit den restlichen zwei Prozent macht. "Da brauchen wir Förderprogramme, aber mit dem nötigen Pragmatismus."

Neue Chancen durch neue Tarifmodelle

Auf die Klagen der Mobilfunkbranche über sinkende Einnahmen angesprochen erklärte Dirks: "All das, was wir nun auf dem Mobile World Congress in Barcelona sehen, verursacht mehr Datenverkehr auf unserem Netz. Aber es hat gedauert, bis wir den richtigen Weg gefunden haben, daraus ein profitables Geschäft zu machen. Mit Sprache und SMS verdienen wir seit Jahren immer weniger. Aber: Das Gegenteil erleben wir beim Datenverkehr. Da steigt die Nachfrage - und da sehe ich große Chancen." Früher hätte man dem Kunden eine Flatrate verkauft, in der ein gewisses Datenvolumen enthalten war. Wenn das erreicht war, wurde einfach die Geschwindigkeit gedrosselt. Viele Anwendungen wie das Streamen von Musik oder gar Filmen, sei dann nicht mehr möglich. Inzwischen würde Telefónica Deutschland die Preise nach dem Datenvolumen staffeln, das dem Kunden genau das ermögliche, was er machen wolle. "Unsere Erfahrung: Der Kunde ist bereit, wenn er mehr Volumen nutzt, auch mehr zu zahlen."

In Sachen Netzneutralität stieß Dirks in gleiche Horn wie gestern Tim Höttges von der Telekom: Man brauche verschiedene Qualitätsklassen für Daten mit unterschiedlicher Priorität: "Denken Sie an das selbstfahrende Auto! Welche Daten haben Vorrang: Die, die das Auto steuern oder die der Tochter die auf dem Rücksitz Musik streamt? Wir müssen bestimmten Daten Vorrang geben können." In diese Richtung denke auch EU-Digital-Kommissar Günther Öttinger.

Neue Spielregeln für alle

Ansonsten sieht der Telefónica-Deutschland-Chef Europa in Sachen technologisches Know-how als durchaus wettbewerbsfähig an - wenn Google ein selbstfahrendes Auto baue, das zweimal über den Firmenparkplatz fahre, mache Google gleich eine Riesenstory daraus. Aber es sei ein Audi gewesen, der vom Silicon Valley aus selbstständig zu CES gefahren sei. Allerdings müssten die Europäer nun die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, damit sie auch weltweit erfolgreich sein können. Wo es keine klaren Spielregeln gebe, würden einzelne Konzerne den anderen halt ihre Spielregeln überstülpen - Google habe das jahrelang gemacht, weil es das konnte. Die Netzbetreiber hätten durchaus Möglichkeiten, Initiativen wie Firefox OS zu unterstützen, um den geschlossenen Welten von Apple oder Google etwas entgegen zu setzen.

Andererseits müsste man natürlich das im Angebot haben, was die Kunden wollen. Aber auch Apple habe erkannt, dass die ganzen neuen Anwendungen für das iPhone ja von den Millionen von App-Entwicklern kämen.

Am Abend hat Thorsten Dirks dann noch Details zur Netzfusion bekannt gegeben. Im April soll das National Roaming für alle kommen.

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