Telegram hat Daten an deutsche Behörden übermittelt
Telegram gibt doch Daten an deutsche Behörden weiter
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Der Messengerdienst Telegram hat Nutzerdaten an
deutsche Sicherheitsbehörden weitergegeben. Das
Bundesinnenministerium bestätigte dies auf Anfrage des NDR, wie der
Sender am Mittwoch mitteilte.
Gegenüber dem Rechercheformat "STRG_F" (NDR/funk) erklärte das Ministerium demnach, es handle sich um wenige "herausgehobene Einzelfälle", in denen Telegram Bestandsdaten übergeben habe, also zum Beispiel IP-Adressen von Nutzerinnen und Nutzern. Laut NDR handelt es sich um 25 Fälle, in denen es um möglichen Kindesmissbrauch und islamistischen Terrorismus ging. In fast 400 Fällen seien Inhalte von Telegram gelöscht worden.
Bisherige Werbung von Telegram stimmt nicht mehr
Telegram gibt doch Daten an deutsche Behörden weiter
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Bislang hatte Telegram damit geworben, Nutzerdaten nicht an
Regierungen oder Ermittlungsbehörden zu geben. Telegram wird deshalb
von Kriminellen, Terrorverdächtigen ebenso wie von Oppositionellen
weltweit gleichermaßen genutzt - im Vertrauen darauf, dass ihre Daten
dort sicher sind. Der Messengerdienst hat den Ruf, jegliche Inhalte
ohne Moderation zuzulassen - auch Hetze, Gewaltaufrufe und
Falschinformationen.
Telegram hatte in der Vergangenheit auf Anfragen der deutschen Sicherheitsbehörden mehrfach nicht reagiert. Erst nach Druck durch die Bundesregierung gibt es seit Anfang Februar 2022 Gesprächskanäle zu den Betreibern.
Telegram gab sich gern anderes Image
Telegram hat bislang öffentlich stets versucht, einen anderen Eindruck zu erwecken. Telegram-Gründer und Firmenchef Pavel Durov bezeichnet sich nach der Mitteilung des NDR selbst als "Weltbürger", der Grenzen und die Idee von Nationalstaaten ablehne. Er sei nur seinen Nutzerinnen und Nutzern verpflichtet.
Telegram reagierte übrigens mit einer Nutzer-Umfrage auf wiederholte Kritik der Bundesregierung, die dem Messenger-Dienst vorwirft, bei der Verfolgung von Terrorverdächtigen nicht ausreichend mit den Ermittlungsbehörden zusammenzuarbeiten. Das Ergebnis: Die Nutzer entschieden sich knapp dafür, dass Nutzerdaten im Falle von schwerwiegenden Straftaten mit Gerichtsbeschluss weitergegeben werden sollten (39 Prozent). 37 Prozent sprachen sich gegen jegliche Weitergabe aus. 20 Prozent war das egal.
Doch diese Umfrage schien reine PR zu sein, "denn Telegram gibt solche Daten ja bereits weiter", so Konstantin von Notz, Netzpolitiker und stellvertretender Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, gegenüber STRG_F. Und weiter: "Das Unternehmen suggeriert bewusst, es gäbe keinerlei Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen. Das ist nachweislich falsch". Auch das BMI reagierte erstaunt auf die Umfrage. Gegenüber STRG_F erklärt eine Sprecherin: "Es wird der Eindruck erweckt, als dürften die Nutzer von Telegram entscheiden, wie Telegram mit behördlichen Datenanfragen umgehen soll. Dabei ist klar, dass die Rechtslage gilt und auch einzuhalten ist". Der CSU-Digitalpolitiker Hansjörg Durz wiederum mahnte an, dass die Bundesregierung in der Verantwortung sei, "sich nicht mit der Salami-Taktik des Konzerns zufrieden zu geben. Sie muss auf vollumfängliche Durchsetzung deutschen Rechts dringen". Telegram ließ mehrere Interviewanfragen des NDR dazu unbeantwortet.
Bei Telegram gibt es jetzt zahlreiche neue Möglichkeiten für Emojis. Des Weiteren lassen sich Sprach- und Videonachrichten beschränken. Leider greifen diverse Funktionen nur bei einem Premium-Abo.