Forscher finden zahlreiche illegale Aktivitäten bei Telegram
Telegram: Die meisten illegalen Inhalte seien in den Bereichen
Rechtsextremismus, Pornografie, Drogen- und Dokumentenhandel entdeckt worden
Logo: Telegram, Foto/Montage: teltarif.de
Rechtsextremismus und Drogenhandel:
Wissenschaftler haben bei der Untersuchung des Messengerdienstes
Telegram reihenweise Rechtsverstöße entdeckt. Telegram werde für
zahlreiche illegale Aktivitäten genutzt, stellten die Forscher Jakob
Jünger und Chantal Gärtner von der Uni Greifswald fest. Sie hatten
913 Telegram-Gruppen und Kanäle im Auftrag der Landesanstalt für
Medien NRW (LfM) unter die Lupe genommen. Insgesamt seien
6100 Angebote und darin 360.000 Mitteilungen untersucht worden.
Die meisten illegalen Inhalte seien in den Bereichen Rechtsextremismus, Pornografie, Drogen- und Dokumentenhandel entdeckt worden. In zwei Kanälen seien Waffen zum Kauf angeboten worden. Man sei auch auf ein Netzwerk von Drogenlieferdiensten in deutschen Städten gestoßen. Potenziell rechtswidrige Inhalte werde man nun den Strafverfolgern übergeben, teilten die Forscher bei der Veröffentlichung der Studie mit.
Kanäle mit Bezügen zu verbotenen Organisationen
Telegram: Die meisten illegalen Inhalte seien in den Bereichen
Rechtsextremismus, Pornografie, Drogen- und Dokumentenhandel entdeckt worden
Logo: Telegram, Foto/Montage: teltarif.de
Der Studie zufolge sind im extremistischen Bereich besonders Kanäle
mit Bezügen zu verbotenen Organisationen und Kennzeichen auffällig.
Telegram habe sich zu einem "Hafen der Verbannten" entwickelt, seit
Social-Media-Plattformen wie Facebook und Twitter stärker
regulatorisch aktiv seien.
So hatte Schlagersänger Michael Wendler mit seinem Telegram-Kanal für Aufsehen gesorgt. Vor wenigen Tagen hatte Satiriker Jan Böhmermann Telegram erneut ins Gespräch gebracht, indem er dort einen Kanal eröffnete.
Der Messengerdienst wird von den Gründern des russischen sozialen Netzwerks Vk.com als Non-Profit-Unternehmen betrieben und entzieht sich weitgehend dem Zugriff von Strafverfolgungsbehörden und anderen staatlichen Stellen.
Das macht den Dienst für Oppositionsgruppen, Menschenrechtler, Whistleblower und Journalisten interessant, die damit die Zensur in autoritären Staaten umgehen können. Andererseits kann dort ungehindert Hetze gegen Bevölkerungsgruppen verbreitet werden. Aus Terrorprozessen ist zudem bekannt, dass IS-Anhänger aus Deutschland mit hochrangigen IS-Terroristen in Syrien oder Afghanistan via Telegram kommuniziert haben.
Knapp 10 Prozent der Deutschen nutzen Telegram
Telegram lösche inzwischen allerdings salafistische und dschihadistische Angebote, berichteten die Forscher. Viele Inhalte seien untereinander vernetzt, sodass man leicht über desinformierende und verschwörungstheoretische in extremistische Kontexte gerate.
Nur geschätzt knapp zehn Prozent der Deutschen nutzen den Messengerdienst mit unklarem Firmensitz. Weltweit hat Telegram nach eigenen Angaben monatlich 400 Millionen Nutzer. Die Medienregulierung stehe vor der Herausforderung, gleichzeitig die Meinungsfreiheit und vor Diskriminierung zu schützen, so Forscher Jakob Jünger.
"Wir kommen an der Erkenntnis nicht vorbei, dass sich die Organisationsform von Telegram der Rechtsdurchsetzung strukturell entzieht und dass das systematisch missbraucht wird", bilanzierte LfM-Direktor Tobias Schmid in Düsseldorf.
Freiheit im Netz könne aber nur funktionieren, wenn Regeln eingehalten werden. "Wir jedenfalls werden unsere Aufsichtstätigkeit entsprechend erweitern und es wäre sicher eine gute Idee, wenn der Gesetzgeber seinen Fokus gleichfalls ausweitet."
Wer den Messenger-Dienst Threema nutzt, kann demnächst mehrere Smartphones oder Tablets mit derselben ID verwenden. Dabei steht die Sicherheit wie gewohnt im Fokus. Mehr dazu lesen Sie in einer weiteren News.