Voll Glas

Bis zu 100 GBit/s: Telekom verglast 9500 Gewerbebetriebe

Zum Jahres­beginn kündigt die Telekom den Anschluss von 9500 Gewer­bebe­trieben mit Glas­faser bundes­weit an. Während 1 Gbit/s typisch sein werden, könnten es auf Wunsch auch bis zu 100 Gbit/s werden.
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Lange Jahre hatte die Deut­sche Telekom den Ausbau ihres Kupfer­netzes forciert. Die mögli­chen Höchst­geschwin­dig­keiten stiegen von 2.400 Bit/s ("mehr geht auf keinen Fall!") über 9.600, 14.400, 33.600 bis hin zu 57.600 Bit/s und markierten das Analog­modem-Zeit­alter, bei DSL ist inzwi­schen mit Super Vecto­ring bei 250 MBit/s Schluss. Im vergan­genen Jahr hat die Deut­sche Telekom beim Ausbau von Glas­faser bis zum Kunden ins Haus oder die Wohnung (FTTB/FTTH) ordent­lich Gas gegeben und will das dieses Jahr fort­setzen.

Baupro­gramme für gewerb­liche Kunden

Die Telekom will dieses Jahr 9500 Gewerbebetriebe in 67 Gewerbegebieten und 62 Kommunen mit Glasfaser versorgen. Die Telekom will dieses Jahr 9500 Gewerbebetriebe in 67 Gewerbegebieten und 62 Kommunen mit Glasfaser versorgen.
Foto: Deutsche Telekom
Während manche Privat­kunden sich noch über­legen, wie viel Geschwin­dig­keit sie wirk­lich brau­chen, ist für Indus­trie und Gewer­bebe­triebe die Lage längst klar: es muss Glas­faser sein. Also wurden Baupro­gramme aufge­legt, um speziell die gewerb­liche Kund­schaft zu errei­chen.

Zum Jahres­beginn meldet die Deut­sche Telekom einen Glas­faser­ausbau für fast 9.500 Unter­nehmen, die in 67 Gewer­bege­bieten in 62 Kommunen zu finden sind und Band­breiten von bis 1 GBit/s im Down­load bekommen sollen. Der Ausbau soll in 2022 statt­finden.

"Die Zukunft ist Glas"

„Die Zukunft ist Glas“, sagt Jean-Pascal Roux, Leiter Wohnungs­wirt­schaft und Breit­band­ausbau Geschäfts­kunden der Telekom Deutsch­land. „Eine flächen­deckende und zukunfts­sichere Breit­band­ver­sor­gung ist für Deutsch­land von außer­ordent­licher Bedeu­tung. Sie ist die Basis für seine Wirt­schafts- und Inno­vati­ons­stärke, aber auch für die gesell­schaft­liche Teil­habe seiner Menschen. Deswegen gehört ein leis­tungs­starker Glas­faser­anschluss jetzt und für die kommenden Gene­rationen so selbst­ver­ständ­lich in jedes Haus, in jede Gewer­beein­heit, wie es der Tele­fon­anschluss in den letzten 100 Jahren war. Diese Verant­wor­tung für Deutsch­land gehört zur Iden­tität der Telekom.“

Telekom versorgt auch Wohnungs­kom­plexe

Was wenig bekannt ist, die Deut­sche Telekom versorgt nach dem damals regu­lato­risch erzwun­genen Verkauf der Kabel-TV-Netze der "Deut­schen Bundes­post" inzwi­schen auch wieder große Wohnungs­kom­plexe mit Miet- oder Eigen­tums­woh­nungen mit Telefon, TV und Internet, derzeit oft noch per Kuper-Koax-Kabel ("Kabel-TV"), was aber in Zukunft verstärkt auf Glas­faser auf- oder umge­rüstet werden soll. Auch das gehört zum Aufga­ben­gebiet von Herrn Roux.

Aufschwung in Gewer­bege­bieten

Aktuell geht es um die Gewer­bege­biete von: Aschaf­fen­burg (Bayern), Bad Salzungen (Thüringen), Bayreuth (Bayern), Bens­heim (Berg­straße), Berlin, Bochum, Bruch­mühl­bach-Miesau, Bruchsal, Darm­stadt, Delmen­horst, Emmen­dingen, Emme­rich, Emstek, Feld­kir­chen-Westerham, Gammer­tingen, Garching, Gescher, Geyer, Hamburg, Hameln, Haßloch, Ilsfeld, Jena, Jungingen, Kirch­heim, Koblenz, Köln, Langen­hagen (bei Hannover), Lastrup, Lehrte, Lein­garten, Mainz, Marburg, Meldorf, Melle, Menden, Minden, Mönchen­glad­bach, Morbach, Mülheim, München, Nabburg, Neuried, Nord­horn, Nord­horn, Ober­schleiß­heim, Offen­burg, Prenzlau (bei Berlin), Ravens­burg, Rosen­heim, Rotten­burg, Ruders­berg, Saar­brü­cken, Schwerte, Tübingen, Tutt­lingen, Ummen­dorf, Unna, Unter­föh­ring, Vier­kir­chen, Waghäusel (bei Karls­ruhe) und Weiter­stadt (bei Darm­stadt).

Die Telekom will für das aktu­elle Projekt mehr als 700 Kilo­meter Glas­faser verlegen und dann die daran inter­essierten Unter­nehmen ans Glas­faser-Netz anbinden.

Schnel­lerer Ausbau durch Tren­ching

Damit es schneller geht, soll beim Gewer­bege­biets-Ausbau das Tren­ching-Verfahren ange­wendet werden. Dazu wird in die Straße oder den Gehweg ein schmaler Schlitz gefräst, in den eine Art von "Garten­schlauch" ("Leer­rohr") für das Einblasen der Glas­faser versenkt, fixiert und abge­dichtet wird und danach der Gehweg gleich wieder verschlossen wird. Das Tren­ching wird von den Netz­betrei­bern als "zeit­spa­rend, nach­haltig und kosten­effi­zient" im Ausbau beworben. Außerdem führe es zu kürzeren Bauzeiten und damit zu weniger Belas­tungen für die Anwohner während der Bauphase, beispiels­weise müssen Wege und Zufahrten nicht so lange gesperrt werden. Nach­teile können unter Umständen sein, dass bei späteren Grabungs­arbeiten für Gas, Wasser, Abwasser oder Strom oder bei Repa­raturen an der Stra­ßen­decke die "hoch­lie­genden" Glas­faser­lei­tungen "getroffen" und für kompli­zier­tere Repa­raturen und für späteren Streit um Haftungs­fragen sorgen können.

Anschluss ohne Extra­kosten

Alle Unter­nehmen in den betrof­fenen Gewer­bege­bieten werden ohne zusätz­liche Kosten ange­schlossen, betont die Telekom. Voraus­set­zung sei aber, dass sie sich früh aktiv für einen Anschluss an das Glas­faser-Netz entscheiden. Dazu hat die Telekom eine Info­seite unter www.telekom.de/jetzt-voll­glas einge­richtet. Wer nichts unter­nimmt und dem Ausbau nicht zustimmt, bekommt den Anschluss in die Nähe des Grund­stücks, muss aber später die Verle­gung über das Gelände ins Gebäude selbst bezahlen, was mit gewal­tigen Mehr-Kosten verbunden sein kann.

Von 100 MBit/s bis 100 GBit/s möglich

Das gewerb­liche Angebot zum Umstieg auf Glas­faser reicht vom asym­metri­schen 100 MBit/s (100 MBit/s im Down­load und eine nied­rigere Upload­rate) bis zum symme­tri­schen 1-GBit/s-Anschluss, bei dem Up- und Down­load mit der glei­chen Geschwin­dig­keit möglich sind. Für Unter­nehmen, die extrem große Daten­mengen bewegen, sind direkte Über­tra­gungs­wege mit bis zu 100 GBit/s möglich.

6 Milli­arden Inves­titionen pro Jahr

Nicht ohne Stolz betont die Deut­sche Telekom, jähr­lich rund sechs Milli­arden Euro in Deutsch­land für Infra­struktur zu inves­tieren und sie betreibe mit mehr als 650.000 Kilo­meter das größte Glas­faser-Netz in Europa.

Und Privat­kunden?

An einem Glas­faser­anschluss inter­essierte Privat­kunden, die in den genannten Gebieten oder anderswo im Land wohnen, können sich auf der Web-Seite www.telekom.de/schneller über die aktu­ellen Möglich­keiten vor Ort infor­mieren und ihre Inter­esse bekunden. Wo aktuell noch keine Glas­faser in Sicht ist, kann es hilf­reich sein, bei der Orts­gemeinde oder Stadt­ver­wal­tung oder beim Land­kreis nach­zufragen und möglichst viele Gleich­gesinnte "einzu­sam­meln", damit es etwas schneller als bisher voran geht.

Wer einen neuen DSL-Vertrag abschließt, wird mit Start­preisen von 19,95 Euro im Monat gekö­dert. Nach sechs Monaten wird es dras­tisch teurer. Ein Plädoyer für mehr Trans­parenz.

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