Grüner Kreislauf: Vodafone will Handys aus Afrika recycleln
Umwelt-Themen sind sperrig. Der Einzelne fragt sich, was er oder sie für die Umwelt Gutes tun kann, wenn Millionen andere Menschen es scheinbar nicht tun. Doch "Kleinvieh" macht auch Mist.
Rohstoff-Quelle: Alte Handys
Alte Handys zum Beispiel: Sie enthalten wertvolle Rohstoffe wie Gold, Silber, Kupfer und Kobalt. Trotzdem landen sie viel zu oft unkontrolliert auf Mülldeponien und setzten dort gefährliche Umweltgifte frei. Ein Projekt soll nun Altgeräte aus Afrika in den grünen Kreislauf zurückholen.
Ein fein säuberlich zerlegtes Mobiltelefon (hier Nokia E-Serie) enthält viele wertvolle Rohstoffe.
Foto: Vodafone
Der Netzbetreiber Vodafone Deutschland möchte in einem großen Recycling-Projekt für jedes an Privatkunden verkaufte Mobiltelefon ein ausrangiertes Handy aus Afrika sachgerecht entsorgen. Mit Hilfe des niederländischen Spezialunternehmens "Closing the Loop" sollen jährlich "über eine Millionen Altgeräte" vor allem in Nigeria, Ghana und Kamerun eingesammelt, nach Europa transportiert und dort recycelt werden, teilte Vodafone heute mit.
Für Andreas Laukenmann, Geschäftsführer der Privatkundensparte bei Vodafone Deutschland, ist das Projekt ein guter Anfang, um neue Standards für die Kreislaufwirtschaft zu etablieren. „Recycling reicht aber nicht. Auch die Lebensdauer muss verlängert werden.“
Geräte aus afrikanischer Nutzung
Bei den eingesammelten Geräten handelt es sich nach Angaben von Vodafone übrigens nicht um Elektroschrott, der ursprünglich aus Europa stammt, sondern um Handys, die von Menschen in Afrika wirklich genutzt wurden. Das dürften in erster Linie einfache Feature-Phones sein, da Smartphones dort oft unerschwinglich sind. Die gesamte Aktion wird durch die zurückgewonnenen Rohstoffe finanziert. Dabei sollen Sammelpartner vor Ort wie Kirchengemeinden, kommunale Einrichtungen oder Reparaturläden an den Erlösen beteiligt werden.
In den betroffenen Ländern gebe es keine Kapazitäten für ein sicheres Recycling, betonte Joost de Kluijver, Geschäftsführer und Gründer von Closing the Loop. Daher werde der Schrott mit Schiffen nach Europa transportiert. Vodafone wolle Closing the Loop aber dabei unterstützen, Recycling-Infrastrukturen direkt in Entwicklungsländern aufzubauen. Das bedeutet langfristig: „ Dies wird die Verschiffung von Elektroschrott überflüssig machen und zahlreiche weitere Arbeitsplätze in Entwicklungsländern schaffen.“
Weltproblem Elektroschrott
Elektroschrott ist laut dem Global E-Waste Monitor 2020 der Vereinten Nationen die am schnellsten wachsende Quelle von Haushaltsabfällen weltweit. 2019 wurde eine Rekordmenge von 53,6 Millionen Tonnen Elektroschrott produziert, und bis 2030 wird mit einem Anstieg auf 74 Millionen Tonnen gerechnet. Mobiltelefone machen dabei einen erheblichen Anteil aus. Allein in Deutschland liegen nach Berechnungen des Digital-Branchenverbands Bitkom über 200 Millionen ausrangierte Handys und Smartphones in den Schubladen.
Altgeräte aus Deutschland haben alle Mobilfunkanbieter im Blick
Auch andere Mobilfunk-Anbieter in Deutschland haben das Problem der Altgeräte auf dem Schirm. So kooperiert Telefónica (o2) mit der Umweltschutzorganisation Nabu in der Aktion "Handys für Hummel, Biene und Co.". Auch die Deutsche Telekom und Vodafone oder 1&1 finanzieren Umweltschutz- und Sozialprojekte mit den Erlösen, die aus der Verwertung der recycelten Rohstoffe erzielt werden.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Wenn die Recycling-Aktion von Handys aus Afrika sich trotz weitem Transportweg in Euro und Cent rechnet, ist das um so besser. Klar: Am allerersten eigenen Handy hängen sicher noch Erinnerungen. Mancher möchte ein Reserve-Handy haben, ob das aber nach jahrelanger Lagerung noch funktioniert, bleibt zweifelhaft. Deswegen sollten alte, ungenutzte Handys zum Recycling. Läuft das Handy noch, nochmal den Speicher durchforsten, ob es doch noch Informationen gibt, die man eigentlich aufheben möchte oder die Außenstehende nichts angehen.
Bei Android oder iOS-Geräten lässt sich der Inhalt in der Cloud sichern und bei neueren Modellen wiederverwenden. Selbst ohne Cloud: Ein gutes Datenkabel am Windows-PC erlaubt den Zugriff auf gespeicherte Bilder beispielsweise. Schlussendlich das Handy auf Werkseinstellungen zurücksetzen und Speicher- und SIM-Karten entnehmen, auch wenn die SIM-Karte schon abgemeldet ist. Kann der Akku herausgenommen werden, das alte Handy ohne Akku zurückschicken, andernfalls bleibt er drin.
Kostenlose Sammelsysteme (teilweise sogar mit kostenlosem Paketversand) haben wir im Artikel verlinkt.
Ebenfalls ein Umweltthema: Wie kann man Feinstaub mit Mobilfunk messen?