Zeitplan

VDSL 100 im Nahbereich wohl nicht vor Ende des Jahres

Verfahrenswege dauern lange: Wir zeigen, warum mit VDSL-100-Anschlüssen im Nahbereich der Vermittlungsstellen nicht vor Ende des Jahres gerechnet werden kann.
Von Thorsten Neuhetzki

VDSL 100 im Nahbereich wird noch auf sich warten lassen. VDSL 100 im Nahbereich wird noch auf sich warten lassen.
Foto: Pixabay, Grafik teltarif.de
Seit einer Woche ist die Kommentierungsfrist für den ersten Konsultationsentwurf der Bundesnetzagentur zum VDSL-Vectoring-Antrag der Telekom abgelaufen. Die Telekom hatte im Februar letzten Jahres - vereinfacht gesagt - beantragt, VDSL-100-Anschlüsse über das Vectoring-Verfahren auch im Nahbereich der etwa 8000 Vermittlungsstellen in Deutschland einführen zu dürfen. Dafür hatte sie eine Art VDSL-Monopol für diesen Bereich beantragt. Abgesehen davon, dass heute noch keine Regulierungsverfügung vorliegt und der Ausgang des Verfahrens somit unklar ist: Bis es soweit ist, dass die ersten VDSL-100-Anschlüsse im Nahbereich geschaltet werden können, dürfte es nach Angaben von Brancheninsidern aber wohl noch ein Jahr dauern. Grund dafür sind die langen Verfahrenswege.

Heute tagt in Berlin zunächst der Beirat der Bundesnetzagentur, der über den Konsultationsentwurf berät. Parallel dazu wertet die zuständige Beschlusskammer die eingegangenen Stellungnahmen aus. Die dürften umfangreich sein, angesichts der zahlreichen im Markt befindlichen Wettbewerber, die sich durch den Entwurf und seine Folgen benachteiligt sehen. Dem Vernehmen nach gibt es auch keine Frist für die Auswertung. Die Resultate dieser Auswertung fließen jedoch in den endgültigen Entscheidungsentwurf ein. Dieser kann sich leicht aber auch deutlich von dem im November vorgelegten Entwurf unterscheiden. Bei der Einführung der Vectoring-Technologie vor einigen Jahren gab es hier noch deutliche Veränderungen im Sinne der Wettbewerber.

Entwurf muss nach Brüssel

VDSL 100 im Nahbereich wird noch auf sich warten lassen. VDSL 100 im Nahbereich wird noch auf sich warten lassen.
Foto: Pixabay, Grafik teltarif.de
Mit der Vorlage des Entscheidungsentwurfes ist nicht vor März zu rechnen. Er muss dann durch die EU-Kommission geprüft werden. Hier gibt es eine Frist von einem Monat, binnen derer die Prüfung zu erfolgen hat. Bei ernsthaften Zweifeln an der Vereinbarkeit des Entwurfs mit EU-Recht kann es eine zweite Prüfungsphase geben, bei der auch der Berec, eine Gruppe von Regulierungsbehörden der EU-Mitgliedstaaten, beteiligt wird. Solche Prüfungsphasen gab es in der Vergangenheit bereits. Letztlich kann die EU-Kommission aber keine Änderungen erzwingen. Ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik wäre der einzige Weg, der aber als unwahrscheinlich gilt. Geht man von zwei Prüfungsrunden nach der Vorlage im März aus, wäre man zeitlich nun mindestens im Mai oder Juni angekommen.

Danach ist die Beschlusskammer der Bundesnetzagentur wieder am Zug. Sie wird die Stellungnahme der Kommission berücksichtigen und kommentieren, der Beschluss gilt dann als endgültig. Zeitlich wird sich das im Sommer abspielen. Dann kann der Beschluss in das Herzstück der Zusammenarbeit zwischen der Telekom und ihren Vertragspartnern eingearbeitet werden - dem TAL-Standardvertrag. Vorher kann das neue Regelwerk nicht zur Anwendung kommen. Auch hierfür werden wieder einige Wochen, wenn nicht gar Monate ins Land gehen, so dass es schon wieder Herbst wird.

Unklar, was konkret mit VDSL-Kunden der Wettbewerber geschieht

Das Einpflegen in den TAL-Standardvertrag ist notwendig, da die Wettbewerber - käme der Entscheid so durch, wie er aktuell vorliegt - im Nahbereich keinen Zugriff mehr auf die Kupferdoppelader aus der Vermittlungsstelle haben, um VDSL anzubieten. Auf dieser werden aber derzeit auch noch VDSL-Anschlüsse von Wettbewerbern betrieben. Damit die Telekom VDSL 100 mit Vectoring betreiben kann, müssen diese Leitungen zunächst gekündigt werden. Die Kunden würden dann vermutlich zu einem Stichtag auf eine Vorleistung der Telekom umgestellt, die noch definiert werden muss. Wie das genaue Vorgehen hier aussieht, ist aktuell noch unklar. Im März vergangenen Jahres waren etwa 134 000 Anschlüsse auf diese Art geschaltet.

Über die Ergebnisse der Sitzung des Beirates der Bundesnetzagentur wird teltarif.de heute Nachmittag berichten.

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