Buglas für stabile Bitstrom-Entgelte
Der Bundesverband Glasfaseranschluss findet höhere Vorleistungspreise gut, solange sich dadurch ein Eigenausbau noch rechnet.
Logo: Buglas e.V.
Die deutsche Telekommunikations-Verbandslandschaft ist etwas zersplittert. Weil sie ihre Interessen nicht immer 100-prozentig wahrgenommen sahen, sind einige Firmen nicht im VATM, dem Verband der Anbieter von Telekommunikations und Mehrwertdiensten, also Netzbetreiber und Diensteanbieter im Wettbewerb zur Telekom. Der VATM war aus dem VAT und dem VAM gebildet worden, die Gründung des VAT geht übrigens auf den späteren Telekom-Chef René Obermann zurück.
Im Zuge der Diversifizierung sind so der BREKO (Bundesverband Breitbandkommunikation) und der BUGLAS, der Bundesverband Glasfaseranschluss entstanden.
Buglas für stabile Entgelte
Der Bundesverband Glasfaseranschluss findet höhere Vorleistungspreise gut, solange sich dadurch ein Eigenausbau noch rechnet.
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Im Zuge der TKG-Neuregelung und von Gesprächen bei der Bundesnetzagentur meldet sich der BUGLAS zu Wort und plädiert für stabile Bitstrom-Entgelte.
Dazu müssen wir etwas zurückblenden: Regulierte Vorleistungspreise haben im deutschen Telekommunikationsmarkt nach Auffassung des Bundesverbands Glasfaseranschluss (BUGLAS) seit Beginn der Liberalisierung eine wichtige Funktion.
Einerseits müssen sie sozusagen als Preisanker so hoch sein, dass sie Anreize für die Errichtung eigener bis mindestens in die Gebäude reichender Glasfasernetze (FTTB/H, Fiber to the Building/Home) liefern.
Auf der anderen Seite dürfen sie aber nicht so hoch sein, dass den Unternehmen, die Glasfaser im Telekom-Netz dort ausbauen, wo sich FTTB/H-Netze heute noch nicht rechnen, über Gebühr Investitionsmittel (sprich Geld) entzogen werden.
Signalfunktion als Leitfaden
Genau diese Signalfunktion sollte, so überlegt der BUGLAS, auch ein Leitbild im aktuellen Verfahren zur Genehmigung der neuen Bitstromentgelte durch die Bundesnetzagentur sein.
Zu den von der Deutschen Telekom beantragten neuen Entgelten hat bei der Regulierungsbehörde öffentlich-mündliche Verhandlung stattgefunden.
Und siehe da: „Der Telekom-Antrag beinhaltet erfreulicherweise stabile Preise für den Stand-Alone-Bitstrom“, wertet BUGLAS-Geschäftsführer Wolfgang Heer die Vorlage. Hier weicht der BUGLAS beispielsweise vom VATM ab, wo man möglichst günstige Preise bevorzugen würde, um gegenüber der Telekom konkurrenzfähig bleiben zu können, und wo einige Mitglieder insbesondere extrem preisbewusste Kunden im Blick haben.
Ein Rechenspiel
Der BUGLAS rechnet vor: „Sind die Vorleistungspreise zu niedrig, wäre das Anmieten der Telekom-Infrastruktur auch langfristig günstiger als der Aufbau eines eigenen Netzes. Das wäre nicht im Sinn des Auf- und Ausbaus möglichst flächendeckender Glasfasernetze.“
Allerdings dürften die Entgelte für Vorleistungen aber auch nicht so hoch sein, dass dem eigenen Netzausbau übermäßig hohe Mittel entzogen und Investitionen für den Wettbewerb somit abgewürgt würden, so Heer.
Telekom schlägt Commitment-Modell vor
Die Telekom hat ein Commitment-Modell vorgeschlagen: Hier "verspricht" die Telekom, gewisse Dinge zu tun, wenn man sie sonst "in Ruhe" (= unreguliert) lässt.
Dieses Modell soll das aktuell noch gültige, für die Massenvermarktung wichtige Kontingentmodell ablösen und die darin festgelegten Abnahmequoten – drei Prozent national, sechs Prozent regional – übernehmen. Diese Abnahmequoten sind insbesondere für lokal und regional aktive Telekommunikationsanbieter kaum zu erfüllen. Sprich: Wenn eine private Telefongesellschaft richtig viel Leitungen und Anschlüsse kauft, bekommt sie einen vernünftigen Preis, wenn sie das aber nicht schafft, hat sie ein Problem.
Mögliche Lösung?
Längerfristig sieht der BUGLAS das diskutierte Modell durchaus positiv. „Der nun von der Telekom beantragte Zeitrahmen für die Gültigkeit der Entgelte von 13 Jahren geht jedoch angesichts der dynamischen Marktentwicklung zumindest für den Stand-Alone-Bitstrom weit über das hinaus, was in punkto Flexibilität notwendig und opportun ist“, führt der BUGLAS-Geschäftsführer weiter aus. Ein kürzerer Zeitraum wäre sinnvoller.
Gerade in diesem Jahr mit Pandemie und Lockdowns, Home Office und Home Schooling sowie der erheblich stärkeren Nutzung von digitalen Unterhaltungsangeboten zeige sich, dass leistungsfähige Telekommunikationsnetze eine zentrale Infrastruktur für die Zukunft sind.
Die Preise sollen also möglichst optimal ausgewogen sein, damit die lokalen Telefongesellschaften entweder selbst bauen oder bei der Telekom Leistungen mieten können, sich aber der eigene Glasfaserausbau unterm Strich eher lohnt.
Wer ist im Bundesverband Glasfaseranschluss?
Im BUGLAS sind aktuell rund 160 Unternehmen zusammengeschlossen, die in Deutschland Glasfasernetze direkt bis in Gebäude beziehungsweise Haushalte ausrollen und Kommunikationsnetze mit dedizierten (zugesagten) Bandbreiten bis in den Gigabit pro Sekunde-Bereich aufbauen und betreiben.
Die Mitgliedsunternehmen des Verbands versorgen über 60 Prozent aller Glasfaserkunden in Deutschland. Der BUGLAS plädiert für ein Glasfaser-Infrastrukturziel und möchte "investitionsfreundliche Rahmenbedingungen".
Es gibt Regionen, wo es schon Internet gibt, was aber nicht schnell genug ist. Ein Ausbau scheiterte bislang an der Unlust der Anbieter und an den Vorschriften.