Persönliche Rufnummer

1&1 stellt 0700-Fax-Angebot zum 1. Juli ein

Hintergrund: Darum bleiben 0700-Nummern ungenutzt
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Unerklärlich teuer wird der Anruf für Kunden der verschiedenen Marken im Netz von E-Plus. Bei BASE/E-Plus-Service und diversen Discountern gilt der "Minutenpreis Dienste", der bis zu 99 Cent pro Minute betragen kann, bei Prepaid-Tarifen wie simyo oder Blau wird erfreulicherweise der heute fast in Vergessenheit geratene 10/10 Sekunden-Takt angewandt, was kurze Verbindungen bezahlbar macht.

Noch kurioser verhält es sich bei o2: Anrufe von o2-Prepaid-Karten, egal ob von o2-Loop oder den zahlreichen Discountern wie Fonic, Lidl, K-Classic oder Tchibo etc. zu einer 0700-Rufnummmer sind schlicht und ergreifend nicht möglich. Warum das so ist, war trotz intensiver Recherche bei o2 nicht in Erfahrung zu bringen. Das habe historische Ursachen, hieß es aus eingeweihten Kreisen, aber genaueres wisse man nicht. Branchenkenner vermuten, dass diese Sperre noch zu VIAG-Interkom-Zeiten aus "Angst" vor 0700-Call-Through-Diensten eingeführt wurde, zu einer Zeit, als eine Minute mit o2-Loop noch 86 Cent/Minute kostete.

Anrufe für o2 Laufzeitvertragskunden zur 0700 sind möglich, kosten nur 25 Cent (zur Nebenzeit) und steigen auf 60 Cent/Minute (zur Hauptzeit).

Diese hohen Preise sind historisch bedingt, offenbar hat kein Anbieter sich bisher getraut, diese Tarife zu entrümpeln. Das wäre durchaus möglich, denn Inhaber von 0700-Rufnummern erhalten keine Auszahlungen für ankommende Anrufe und unterliegen auch der neuen Regelung zu kostenlosen Warteschleifen, sofern sie bisher eine Warteschleife geschaltet haben.

Der Kommentar: Die 0700 braucht einen Kostendeckel

Es wurde vom Gesetzgeber versäumt, die 0700-Rufnummern "normalen" Festnetzrufnummern gleichzustellen, damit wären sie aus allen Netzen zum Festnetzpreis oder im Rahmen einer Festnetzflatrate zu erreichen.

Man könnte auch das englische Modell anwenden, wo 0700-Rufnummern zum Mobilfunkpreis zu erreichen sind. Dafür muss die Telefongesellschaft, welche diese Nummer "geschaltet" (gehostet) hat, die ankommenden Anrufe ohne Mehrpreis sowohl auf das nationale Festnetz als auch den nationalen Mobilfunk weiterleiten. Ein ähnliches Geschäftsmodell - jedoch mit "echten" Mobilfunkrufnummern - hatten u.a. Telogic/vistream bzw. Sipgate one favorisiert, was jedoch mit der Zeit bei den Großen der Branche auf massiven Widerstand stieß, weil einige "kreative" Geschäftsmodelle künstlichen Telefonverkehr ansaugten, nur um Interconnect-Gebühren einstreichen zu können.

Und selbst wenn man sich bei 0700 auf "Festnetzniveau" einigen sollte, dürfte es noch einige Mobilfunkanbieter geben, die zur 0700 nur für 29 Cent (oder mehr) verbinden möchten, weil sie dies als "Standardpreis ins Festnetz" ansehen.

Bis alle Gesetze und Vorschriften geändert worden sind, kann es lange dauern. Mancher Nutzer von 0700-Rufnummern dürfte seine Rufnummer bis dahin aufgegeben haben. Das Potenzial für "persönliche Rufnummern" bleibt somit weiter ungenutzt.

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