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Editorial: Weiter Warten auf WiMAX

Funk-DSL tappt in dieselbe Falle wie UMTS
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So groß, wie das Spektrum des möglichen Netzaufbaus, ist auch das der Geschäftsmodelle der Anbieter. Der eine regionale Anbieter möchte mit einer WiMAX-Basisstation vielleicht ein paar benachbarte Opal-geschädigte Wohnblocks versorgen, bei denen bis heute kein DSL möglich ist. Der nächste plant ein bundesweites Sprachnetz für die in ein paar Jahren zu erwartenden WiMAX-Handys. Der dritte richtet sich an Geschäftskunden, und deren Bedürfnisse nach Datenzugang unterwegs, in Erweiterung der bereits etablierten, aber nicht immer ausreichenden W-LAN-Hotspots. Der vierte hat vielleicht schon eine UMTS-Lizenz, und würde die WiMAX-Lizenz gerne dazu erwerben, um seine bisherigen Investitionen abzusichern.

Es gibt also viele Interessenten und viele mögliche Geschäftsmodelle, aber nur wenige Lizenzen. Der Staat muss nun überlegen, wie er die knappe Ressource "Funkspektrum" so vergibt, dass sie zum bestmöglichen Nutzen aller gereicht. Soll er möglichst viele regionale Zuschläge erteilen, in der Hoffnung, dass dadurch viele lokale ISPs die DSL-Netzlöcher füllen? Soll er bundesweite Lizenzen an neue, finanzkräftige Investoren vergeben, in der Hoffnung, dass diese auch die Marketing-Macht haben, eine echte Konkurrenz zu DSL und UMTS aufzubauen? Oder soll er die Sprachnutzung per VoIP forcieren, und die Vergabe der Lizenzen an den Aufbau moderner Sprachnetze koppeln? Oder sollen die Frequenzen erneut versteigert werden, zum Segen der klammen Staatskasse?

Mein Vorschlag: Lizenzen gegen Selbstverpflichtung

Mein Vorschlag ist, die WiMAX-Lizenzvergabe davon abhängig zu machen, welcher Lizenznehmer Re-Seller und netzlose Diensteanbieter am besten unterstützt. Auch in diesem Fall würden die Lizenzen faktisch versteigert, aber der Staat erhält die Gegenleistung nicht in Form von Geld, sondern in Form von Selbstverpflichtungen, andere Anbieter mit ins Netz zu lassen. Ein überregionaler WiMAX-Netzbetreiber, der auch unkomplizierte Resale-Angebote für lokale ISPs ermöglicht, hätte dann die besseren Chancen auf die Lizenz, als ein überregionaler WiMAX-Netzbetreiber, der das Netz nur selber an Endkunden vermarkten will.

Der Vorteil des Modells für den Staat: Die offenen Netze würden voraussichtlich von Anfang an von vielen Anbietern vermarktet, und entsprechend schnell würden sich viele Kunden finden. Das Geld, das durch die Versteigerung nicht eingenommen wurde, fehlt auch nicht den Anbietern beim Netzausbau oder zum Vermarktungsstart. Wenn WiMAX dann, wie zu erwarten, ein großer Erfolg wird, verdient der Staat immer noch genug über die Gewinnsteuern. Durch den offenen Netzzugang ist zudem gesichert, dass sich vor allem ökonomisch sinnvolle Dienste durchsetzen, da der Kunde anders als bei Monopolen oder Oligopolen nicht gezwungen werden kann, für ihn unter Umständen wenig vorteilhafte Bundles zu kaufen.

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