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Editorial: Weiter Warten auf WiMAX

Funk-DSL tappt in dieselbe Falle wie UMTS
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Die Bundesnetzagentur, damals hieß sie allerdings noch Regulierungsbehörde, hat für ihre Verhältnisse schnell gearbeitet. Als im Jahr 2004 immer deutlicher wurde, dass die neue Funk-Technologie WiMAX künftig eine wichtige Rolle spielen wird, leitete sie noch im selben Jahr ein Vergabeverfahren für entsprechende Frequenzen ein.

Die Zielvorstellung der Regulierungsbehörde damals war, nach den Lehren aus dem milliardenteuren und letztendlich marktbehindernden UMTS-Wettsteigern, ein weniger problematisches Vergabemodell für die Frequenzen zu finden. Beim "licensing light" sollten sich die Marktkräfte vor allem selber regulieren. Streitigkeiten, etwa über gegenseitige Störungen am Rande der jeweiligen Versorgungszonen, sollten die Beteiligten zunächst selber klären, und erst im Notfall die Regulierungsbehörde als Schlichter anrufen. Damals hoffte diese noch, das absehbare "Gerangel um die Zuteilung der nötigen Lizenzen" kontrollieren zu können.

16 Monate, diverse Anhörungen und 900 Anträge später darf "licensing light" als gescheitert betrachtet werden. Nach den ursprünglich vorgesehenen Regeln können die Frequenzen nicht zugeteilt werden. Bis zum Sommer möchte die Bundesnetzagentur nun ein neues Vergabeverfahren vorbereiten. Die eigentliche Zuweisung erfolgt dann frühestens im Herbst.

Viele Vorteile der Technik, einfacher Einstieg

Das große Interesse an WiMAX besteht zu Recht. Anders als mit dem unlizenzierten "Kurzstreckenfunk" W-LAN kann man mit WiMAX auch größere Entfernungen überbrücken. Zwar werden die oft erwähnten möglichen Reichweiten von mehreren dutzend Kilometern nur im Richtfunkbetrieb erreicht, aber auch beim mobilen Einsatz mit Endgeräten ohne gerichtete Antenne ist zu erwarten, dass das Versorgungsgebiet einer WiMAX-Basisstation in etwa dem einer Mobilfunk-Basisstation entspricht.

Während aber hinter einer Mobilfunk-Basisstation ein aufwändiges synchrones sprachvermitteltes Mobilfunk-Kernnetz benötigt wird, reichen zum Betrieb einer WiMAX-Zelle neben der WiMAX-Basisstation ein einfacher IP-Router und ein entsprechender Internet-Uplink vollkommen aus. Entsprechend niedrig ist die Einstiegshürde für neue Anbieter, und entsprechend groß ist das Interesse der Tk-Unternehmen.

"Mobiles WiMAX" im Vollausbau, mit garantierten Laufzeiten und Erfolgsraten bei der Vermittlung von Sprachpaketen ("Quality of Service", kurz QoS), unterbrechungsfreiem Netzwechsel bei der Bewegung zwischen verschiedenen Zellen, Roaming im Ausland und vergleichbaren Diensten, ist hingegen sicherlich ähnlich komplex und teuer, wie heutzutage ein neues GSM- oder UMTS-Netz aufzubauen. Doch steht es jedem WiMAX-Anbieter frei, auf Sprachdienste ganz zu verzichten, diese in Kooperation mit Partnern anzubieten, oder sie erst später selber nachzurüsten. Ebenso ist Telefonie auch ohne QoS möglich, ggfls. hört der Nutzer halt ein paar mehr Aussetzer.

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