Breitband-Ausbau

Gemeinsamer VDSL-Netzausbau der Telekom-Wettbewerber?

Angesichts hoher Kosten denken die Anbieter über Kooperationen nach
Von Marie-Anne Winter

Die Idee, mit einem gemeinsamen Netzausbau die hohen Investitionskosten zu senken, ist nicht neu. Auch beim teuren UMTS-Aufbau dachten die Mobilfunker über einen gemeinsamen Ausbau der neuen Mobilfunk-Netze nach - allerdings verhinderten die Lizenzbedingungen weiter gehende Kooperationen. Nun heißt es, dass die Wettbewerber der Deutschen Telekom einen gemeinsamen VDSL-Netzausbau in Erwägung ziehen, um sich die hohen Kosten für die Highspeed-Infrastruktur zu teilen. Das berichtet heute die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Dort heißt es, dass ein einzelner Anbieter die finanziellen Belastungen eines eigenen VDSL-Aufbaus kaum stemmen könne. Auch ein wirtschaftlicher Netzbetrieb sei für einen einzelnen Wettbewerber kaum möglich. Insgesamt sei es wenig sinnvoll, dass jedes Unternehmen sein eigenes VDSL-Netz ausbaue, das dann nur zu einem Bruchteil ausgelastet werden könne. Diese Überlegung gelte unabhängig davon, ob die Telekom gezwungen werde, ihre Infrastruktur für Zusammenschaltungen mit den Netzen der Wettbewerber zu öffnen oder nicht.

Während die Telekom derzeit nicht einmal bereit ist, die Wettbewerber ihre Kabelschächte zu den Kabelverzweigern (KVZ) auf der letzten Meile mit benutzen zu lassen, wollen die Wettbewerber auch keine zusätzlichen Kästen auf der Straße aufstellen, sondern lieber mit ihrer eigenen Technik in die Schaltkästen der Telekom hinein. Das gefällt der Telekom erst recht nicht, dafür gäbe es auch gar keinen Platz.

Jede Menge Kabelverteiler

Allerdings gibt es reichlich KVZ, insgesamt sollen in Deutschland rund 300 000 dieser grauen Schränke am Straßenrand stehen. Der Ausbau eines dermaßen engmaschigen Netzes ist eine Mammutaufgabe. Allein um die Hamburger Innenstadt mit VDSL zu versorgen, müssten etwa 2 000 KVZ mit jeweils einer eigenen Glasfaser angeschlossen werden. Im gesamten Hamburger Stadtgebiet braucht man 7 400 solcher Schränke. Um die Stadtgebiete von Köln, Stuttgart oder Frankfurt zu versorgen, braucht man immerhin noch jeweils etwa 3 000 dieser Kästen.

Jeweils 250 bis 300 Kunden können im Umkreis von wenigen hundert Metern an einer einzelnen Schaltstelle angeschlossen werden - das sind zu wenige, um die notwendigen Investition für einzelne Anbieter wieder hereinzubekommen. Auch rechnet sich das nicht, weil die Unternehmen aufgrund des harten Wettbewerbs im DSL-Markt vermutlich nur jeweils einen kleinen Teil der Kunden an dem einzelnen Versorgungstellen für sich gewinnen könnten.

Nach Berechnungen von Marktbeobachtern lohnt sich ein eigener Netzausbau nur dann, wenn ein Unternehmen einen Marktanteil von 30 bis 50 Prozent an dem einzelnen KVZ erreichen kann. Das schafft derzeit nur die Deutsche Telekom. Schon deshalb müssen sich die Wettbewerber die Kosten teilen, wenn sie VDSL auch mit kleineren Marktanteilen wirtschaftlich und auch konkurrenzfähig anbieten wollen.

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