Prozess

17 000 gegen die Telekom

Heute beginnt der von Kleinaktionären angestrengte Schadensersatzprozess
Von Björn Brodersen mit Material von ddp, dpa und AFP

Zum Auftakt müssen die Verfahrensbeteiligten einen Vorlagenbeschluss mit 34 Streitpunkten durcharbeiten. Dabei sollen Beweisthemen und offene Fragen aus der Vielzahl von Klagen erörtert werden. "Danach sehen wir schon klarer, ob die 17 Verhandlungstage ausreichen oder vielleicht gar nicht benötigt werden", hofft Dittrich.

Erst am dritten Verhandlungstag sollen die ersten von insgesamt zwölf Zeugen gehört werden. Befragt werden sie dazu, ob die Telekom in der Zeit des Aktienangebots vom 26. Mai 2000 bis zum Ende der Zeichnungsfrist am 16. Juni 2000 den Erwerb des Mobilfunkanbieters VoiceStream bereits beschlossen hatte, beziehungsweise, wie weit die Fusionsverhandlungen fortgeschritten waren.

Als Beschuldigte in dem Verfahren gelten neben der Deutschen Telekom der Bund, die Deutsche Bank, die die Emissionen begleitet hatte, und die mehrheitlich in Bundesbesitz befindliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), aus deren Besitz die 1999 und 2000 an die Börse gebrachten 230 Millionen "Volksaktien" stammten. Wegen der Beteiligung der KfW am dritten Börsengang hatten Klägeranwälte gemutmaßt, die Telekom werde sich das Geld bei anfallenden Schadenersatzzahlungen von der Kreditanstalt zurückholen, da die Bank seinerzeit auch das Geld eingenommen habe.

Die Börsengänge der Telekom

Die Deutsche Telekom ist seit gut elf Jahren börsennotiert. Der Startschuss für die T-Aktie fiel am 18. November 1996. Damals wurden rund 600 Millionen Telekom-Papiere zu einem Ausgabepreis von 28,50 D-Mark (rund 14,57 Euro) an den Aktienmarkt gebracht. "Wenn die Telekom an die Börse geht, geh ich mit", warb Schauspieler Manfred Krug damals in Fernsehspots für den Börsengang des früheren Staatsunternehmens. Viele Kleinanleger entdeckten mit der T-Aktie das Börsenparkett für sich und kauften das Papier zur Altersvorsorge. Wer sich über das so genannte Aktien-Informationsforum registriert hatte, erhielt etwa 240 Millionen Aktien.

Beim zweiten Börsengang der Telekom am 28. Juni 1999 gelangten knapp 290 Millionen T-Aktien an den Markt. Der "New-Economy-Boom" hatte mittlerweile auch den deutschen Aktienmarkt erfasst und ermöglichte der Telekom einen Ausgabekurs von 39,50 Euro. Obwohl die Zahl der ausgegebenen Aktien gerade einmal halb so hoch war wie beim ersten Börsengang, fiel der Emissionserlös um 2,7 Milliarden Euro höher aus als 1996.

Als die Telekom nicht ganz ein Jahr später zum dritten und bislang letzten Mal eigene Aktien an die Börse brachte, ahnte kaum jemand, dass die Spekulationsblase bei Technologie- und Biotechwerten bereits geplatzt war. Der Aktienkurs der Telekom war von seinem Rekordhoch bei über 103 Euro im Frühjahr 2003 auf 70 Euro gefallen. Dennoch gelang es, 200 Millionen neue Aktien zu einem Preis von 66,50 Euro zu platzieren. An private Aktionäre gingen 70 Prozent des Angebots.

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