Das SmartHome Paderborn: Ein Haus, das mitdenkt
Ein Heim, das für seine Bewohner mitdenkt? Das intelligent vernetzte Haus klingt für viele noch wie
Zukunftsmusik. Doch die Technik scheint inzwischen den Kinderschuhen entwachsen und nicht mehr
unbezahlbar zu sein. Das hatte schon im Jahr 2005 die
Deutsche Telekom motiviert, in Berlin das
T-Com-Haus auszustellen. Auch beim Paderborner
SmartHome geht es darum, wie man heute
wohnen könnte. Handwerker und der Fachhandel aus der Region haben ein Haus errichtet, um Bauwilligen
vorhandene, "smarte" Produkte für das Heim zu präsentieren. Informationstechnologie, Telekommunikation,
Unterhaltungselektronik, Security, Haus- und Lichtsteuerung, Hausgeräte- und Energie-Management - das
alles steckt in dem komplett vernetzten SmartHome, wenn auch nicht unbedingt sichtbar. Von außen sieht
das SmartHome auf den ersten Blick nämlich gar nicht so ungewöhnlich aus: Der Besucher sieht ein
zweistöckiges Gebäude mit weiß verputzten Wänden, einem Anbau und einem Carport. Wir haben uns das
SmartHome Paderborn auch von innen angesehen.
Das SmartHome Paderborn
Fotos: SmartHome Initiative
Voraussetzung beim Bau des SmartHomes in Paderborn war nach Angaben der Macher: Alle verwendeten Produkte sollten heute bereits im Handel erhältlich sein und die Baukosten des Holzhauses sich insgesamt im Rahmen gehobener Eigenheime bewegen. "Das 160-Quadratmeter-Haus kostet ohne Grundstück und Keller, aber mit allen Energiesparmaßnahmen weniger als 200 000 Euro", erklärt Günther Ohland, Vorsitzender der im Mai dieses Jahres gegründeten SmartHome Initiative. Die Vernetzung schlage je nach Ausstattung mit weiteren 10 000 Euro bis 20 000 Euro zu Buche. Weitere Voraussetzung sei gewesen: Die laufenden tatsächlichen Energiekosten sollten niedrig gehalten werden. Dafür sorgen die Wärmedämmung, eine Fotovoltaikfolie auf dem Dach, eine Luft-Wärme-Pumpe sowie eine kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Die tatsächlichen Energiekosten belaufen sich laut Ohland bei den Strompreisen vom 1. Halbjahr 2008 auf 30 Euro pro Monat.
Der Hausbus, die Steuerungs-Software und die Zugangskontrolle
"Ein smartes Haus benötigt ein integriertes Management von Licht, Heizung, Lüftung und Zugangskontrolle", erzählt Ohland. Jede Lampe, jedes Heizungsventil und jede Rollladensteuerung werde über den sogenannten Hausbus geschaltet oder geregelt. Beliebige Schalter könnten einzelne Funktionen oder auch Funktionsfolgen - Ohland spricht von "Szenarien" - auslösen. So sorge beispielsweise ein Druck auf den Paniktaster dafür, dass die gesamte Beleuchtung im und um das Haus eingeschaltet wird.
Eine von außen unsichtbare Antenne erkennt kontaktlos den in einer Plastikkarte oder einem Schlüsselanhänger
eingebetteten RFID-Chip. Jeder Chip sei einmalig, so Ohland. Dadurch könnten
leicht Zugangsberechtigungstabellen angelegt werden: Die Bewohner dürften natürlich immer ins Haus, die
Putzfrau beispielsweise nur mittwochs zwischen 10 und 10.15 Uhr. Versucht jemand, außerhalb der
vorgegebenen Zeiten ins Haus zu gelangen, verweigere die Tür den Zugang, informiere aber sofort den
Hausherren oder einen beauftragten Sicherheitsdienst. Verlorene Chipkarten ließen sich austragen und damit
unbrauchbar machen.
Übersicht per Touchscreen
Fotos: SmartHome Initiative
Alle im SmartHome installierten Geräte und Gewerke seien von ihren Entwicklern nicht speziell auf diesen Einsatz miteinander abgestimmt, sagt Ohland weiter. Für die Kompatibilität der unterschiedlichen Geräte und Systeme sorge die Gebäude-Steuerungssoftware IP-Symcon. Ein Home-Server mit dem Betriebssystem Microsoft Windows XP diene als zentrale Datenablage und als Arbeitsrechner für die Gebäude-Steuerungssoftware.
IT und Telekommunikation
Im SmartHome sind Server, PCs, Telefonsystem, VoIP-Telefone oder Sicherheitskameras an das Ethernet angeschlossen. In jedem Raum befindet sich mindestens eine Ethernet-Doppeldose. Das Herz der Telekommunikation ist eine kleine, auf dem Betriebssystem Linux und der Software Asterisk basierende SIP-Telefonanlage. Zur Darstellung aller Messwerte und Vorgänge im Haus dient ein Touch-Display im Hausflur. Von hier aus lassen sich unter anderem Leuchten schalten oder Türen und Fenster, Temperaturen und die Anwesenheit überwachen. Sogar die Müllabfuhrtermine zeigt das Display an.