Luxusproblem

BNetzA: Im Haus auf Telekom-Kabel Rücksicht nehmen

Wer mit Glas­faser ins Gebäude kommt (FTTB), will indoor gern Kupfer­kabel nutzen, was mit G.fast schön schnell geht, aber (S)VDSL stören kann.
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Große Gebäude werden per Glasfaser (FTTB) angeschlossen. Indoor wird gerne mit Kupfer verteilt. Wie vermeidet man Geschwindigkeitseinbussen? Große Gebäude werden per Glasfaser (FTTB) angeschlossen. Indoor wird gerne mit Kupfer verteilt. Wie vermeidet man Geschwindigkeitseinbussen?
@ Thomtech - Fotolia.com
Die Geschichte ist nicht neu, aber die Bundes­netz­agentur hat am Freitag eine Entschei­dung veröf­fent­licht [Link entfernt] , welche nach Ansicht des Breit­ver­bandes BREKO „den Kupfer-Anschlüssen der Telekom Vorrang gegen­über Glas­fa­ser­an­schlüssen bis in die Gebäude (Fibre to the Buil­ding – FTTB) einräumt.“ Diese Entschei­dung muss noch von der EU-Kommis­sion frei­ge­geben werden, was als Form­sache gilt.

Außen Glas­faser - innen Kupfer?

Große Gebäude werden per Glasfaser (FTTB) angeschlossen. Indoor wird gerne mit Kupfer verteilt. Wie vermeidet man Geschwindigkeitseinbussen? Große Gebäude werden per Glasfaser (FTTB) angeschlossen. Indoor wird gerne mit Kupfer verteilt. Wie vermeidet man Geschwindigkeitseinbussen?
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Um was geht es? Um den Zugang zur Tele­fon­lei­tung vom Keller eines Gebäudes bis zum jewei­ligen Kunden in die Wohnung – also um die Gebäu­de­ver­ka­be­lung. Nach der Entschei­dung, so versteht es der BREKO, erhalte die Deut­sche Telekom "ein Quasi-Monopol über die Gebäu­de­ver­ka­be­lung".

VDSL(-Vecto­ring, Super-Vecto­ring)- und Glas­fa­ser­an­schlüsse bis in die Gebäude (FTTB) nutzen auf den letzten Metern im Gebäude dieselben Kupfer­kabel der Gebäu­de­ver­ka­be­lung und können sich dabei gegen­seitig stören.

BREKO möchte seine Leitungen an Telekom vermieten

Der BREKO hätte sich nun gewünscht, dass die Telekom solche Leute nicht mehr direkt mit Kupfer­lei­tungen ansteuern darf, sondern von den alter­na­tiven Wett­be­wer­bern Glas­fa­ser­lei­tungen mieten sollte. Die alter­na­tiven Anbieter würden dann im Haus mit schnel­lerer Technik arbeiten (wie z.B. G.fast, was 300-1000 MBit/s schaffen kann, mitunter sogar mehr) als die Telekom. Deren Super-Vecto­ring-DSL schafft bis zu 250 MBit/s. Die Wett­be­werber hatten ange­boten, einen „markt­ge­rechten offenen Netz­zu­gang“ anzu­bieten, soll heißen, es wäre für die Telekom deut­lich teurer geworden, denn „markt­ge­rechte“ und „regu­lierte“ Preise sind zwei paar Schuhe.

Schieds­spruch der Bundes­netz­agentur

Aus diesen Gründen hatte die Telekom dazu keine Lust, und so landete der Streit vor der Beschluss­kammer der Bundes­netz­agentur. Die werde den „längst abge­schrie­benen“ Kupfer­an­schlüssen der Telekom einen weit­rei­chenden Schutz gegen­über den Glas­fa­ser­an­schlüssen der Wett­be­werber gewähren, schimpft der BREKO in einer Presser­klä­rung.

Höchst­ge­schwin­dig­keit bei G.fast runter­drehen?

Wett­be­werber, die mit Glas­faser bis ins Haus kommen wollen, können entweder das von VDSL oder VDSL-Vecto­ring bzw. Super-Vecto­ring genutzte Frequenz­spek­trum „ausblenden“, wodurch den Endkunden nach Experten-Schät­zungen im schlech­testen Fall nur noch eine Band­breite von maximal 600 MBit/s zur Verfü­gung stehe.

Das würde - so argu­men­tiert der BREKO - die Möglich­keit, Bürge­rinnen und Bürgern sowie Unter­nehmen Gigabit-Band­breiten anzu­bieten, konter­ka­rieren. Odert man laufe Gefahr, dass die Anschlüsse von der Deut­schen Telekom von der Nutzung der Gebäu­de­ver­ka­be­lung ausge­schlossen und damit abge­schaltet werden, auch wenn sich diese Verka­be­lung nicht einmal im Eigentum der Telekom befinde.

Warum nicht durch­ge­hend Glas­faser?

Die dritte Möglich­keit, einfach Glas­faser auch im Gebäude bis zum Teil­nehmer zu verlegen, zieht BREKO offenbar nicht in Betracht, viel­leicht, weil das je nach bauli­chen Gege­ben­heit kompli­zierter, sprich teuer werden könnte?

Im Gegen­satz zu anderen Verbänden, wie dem VATM oder dem Buglas, die das Problem „entspannt“ betrachten, wettert BREKO, dass mit der Entschei­dung der Bundes­netz­agentur „das Gigabit-Ziel der Bundes­re­gie­rung konter­ka­riert“ wird. Gleich­zeitig setze sie ein fatales Signal „für die Unter­nehmen, die Glas­fa­ser­an­schlüsse bis in die Gebäude (FTTB) bereits gebaut haben bzw. vor haben, diese zu bauen“, kriti­siert BREKO-Geschäfts­führer Stephan Albers das Geschehen.

Eine Einschät­zung: Nur Glas­faser ist zukunfts­si­cher

Draußen versteht das keiner. Bei den maximal „nur noch mögli­chen 600 MBit/s“ kommen Privat­kunden schon ins Träumen, wenn ihr Anschluss nur wenige MBit/s oder weniger liefert. Von daher handelt es sich für viele Beob­achter um ein „Luxus­pro­blem“.

Die einzig rich­tige Lösung wird früher oder später die Verle­gung von moderner, zukunfts­si­cherer Glas­faser auch inhouse sein. Einfach wird das nicht, da mit dem Haus­ei­gen­tümer abge­stimmt werden muss, wer die Baukosten zu welchem Anteil über­nimmt, wem am Ende die Verka­be­lung gehört und wer sie nutzen darf und zu welchen Bedin­gungen. Trotzdem: Nur so bleiben die Glas­faser-Anbieter am Ende zukunfts­si­cher und vor allen Dingen auch glaub­würdiger.

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