Hintergrund

Digitale Stromzähler: Laden, wenn der Strom billig ist

Die Bundes­regie­rung will mehr Energie aus Wind und Sonne. Das bringt aber schwan­kende Strom­mengen mit sich. Ausgleich sollen flexible Tarife und digi­tale Strom­zähler bringen. Das soll sich auch für Verbrau­cher lohnen.
Von dpa /

Ein Elektriker montiert einen digitalen Stromzähler mit einem Smart-Meter-Gateway zur Datenübertragung. Ein Elektriker montiert einen digitalen Stromzähler mit einem Smart-Meter-Gateway zur Datenübertragung.
picture alliance/dpa, Markus Scholz
Digi­tale Strom­zähler sollen - wie bereits berichtet - in deut­schen Haus­halten zum Stan­dard werden.

In Kombi­nation mit varia­blen Strom­tarifen könnten Haus­halte damit ihren Strom­ver­brauch steuern und Geld sparen können.

Die neuen Zähler können auch regis­trieren, wenn Strom ins Netz einge­speist wird, was für Besitzer von Solar­anlagen auf dem Dach oder dem Balkon wichtig ist.

Dyna­mische Strom­tarife

Die Bedeu­tung erneu­erbarer Ener­gien wird weiter wachsen, bis 2030 sollen mindes­tens 80 Prozent des Brut­tostrom­ver­brauchs in Deutsch­land mit erneu­erbaren Ener­gien bestritten werden. Doch die Produk­tion von Wind­räder und Solar­anlagen schwankt mit dem Wetter. Ab 2025 sollen alle Strom­ver­sorger dyna­mische Tarife anbieten müssen, bei denen der Strom­preis je nach Angebot steigt oder sinkt. Derzeit gibt es diese Pflicht nur für große Versorger.

Ein Elektriker montiert einen digitalen Stromzähler mit einem Smart-Meter-Gateway zur Datenübertragung. Ein Elektriker montiert einen digitalen Stromzähler mit einem Smart-Meter-Gateway zur Datenübertragung.
picture alliance/dpa, Markus Scholz
Mit einer größeren Verbrei­tung klima­freund­licher Tech­nolo­gien wie Wärme­pumpen und Elek­tro­autos wird auch der Strom­ver­brauch stärker steigen, eine effi­ziente Nutzung also wich­tiger. Dyna­mische Tarife sollen Anreize setzen, Wäsche zu waschen oder das Elek­tro­auto zu laden, wenn gerade viel Strom vorhanden und der Preis günstig ist. Das könnten Verbrau­cher künftig per App steuern. Der gezielte Konsum werde dazu beitragen, das Strom­system insge­samt zu stabi­lisieren, sagte die Grünen-Abge­ord­nete Ingrid Nestle.

Die Kosten

Privat­leute und kleine Verbrau­cher sollen für einen intel­ligenten Strom­zähler künftig nicht mehr als 20 Euro pro Jahr zahlen müssen. Für Haus­halte mit steu­erbaren Verbrauchs­ein­rich­tungen wie Wärme­pumpen sollen es 50 Euro pro Jahr sein. Der Verbrau­cher­zen­trale Bundes­ver­band (vzbv) begrüßte das. "Dies ermög­licht, dass Verbrau­che­rinnen und Verbrau­cher mit einem einge­bauten intel­ligenten Mess­system mehr Geld sparen können, als sie für anfal­lende Entgelte der Mess­stellen zahlen müssen", erklärte der Leiter des Teams Energie und Bauen, Thomas Engelke. Diese Ober­grenzen müssten aber lang­fristig stabil bleiben.

Ähnlich äußerte sich auch der Deut­sche Mieter­bund. Falls beim Einbau ein neuer Zähler­schrank erfor­der­lich sei, müssten Vermieter diese Kosten tragen und dürften sie nicht auf Mieter umlegen. "Außerdem müssen alle Anfor­derungen an den Daten­schutz und die Daten­sicher­heit von Mietenden gewähr­leistet werden."

Der Daten­schutz

Vertreter der AfD warnten vor einer staat­lichen Steue­rung des Strom­ver­brauchs, der Abge­ord­nete Marc Bern­hard mahnte, es könne zur Über­wachung von Bürgern kommen. Ampel-Abge­ord­nete versi­cherten, der Daten­schutz werde gewahrt und sogar noch verbes­sert. Es gelte der Grund­satz der Daten­spar­sam­keit, sagte der FDP-Poli­tiker Michael Kruse. "Wir wollen keine Daten-Stasi."

Zu Warnungen, es könne zu Abschal­tungen kommen, sagte der CDU-Abge­ord­nete Thomas Jarzombek: "Das ist totaler Quatsch." Robin Mesa­rosch von der SPD betonte am Beispiel von Elek­tro­autos: "Jeder behält die Kontrolle. Man darf immer laden, wenn man es möchte, ganz klar. Aber man darf eben auch von seinem intel­ligenten Mess­system profi­tieren, das einem Hinweise gibt, wann man Geld sparen kann."

Der Fahr­plan

Regie­rung und Bundestag wollen die Geräte schneller in die Fläche bringen, weshalb ein Fahr­plan für die weitere Verbrei­tung, den so genannten Rollout, beschlossen wurde. Dabei soll eine Hürde wegfallen: Bisher war der Einbau intel­ligenter Zähler immer erst erlaubt, wenn mindes­tens drei Unter­nehmen Geräte der frag­lichen Entwick­lungs­stufe anbieten. Das gilt ange­sichts des wach­senden Ange­bots an Geräten inzwi­schen als verzichtbar, bald können also mehr Geräte einfa­cher einge­baut werden, auch wenn manche Funk­tionen erst später per Update kommen.

Für den weiteren Einbau intel­ligenter Strom­zähler gibt es zwei Stufen. Haus­halte mit einem Jahres­ver­brauch von 6000 bis 100.000 Kilo­watt­stunden Strom haben ab 2025 einen Anspruch darauf, dass bei ihnen bei Inter­esse binnen vier Monaten ein digi­taler Zähler einge­baut wird. Das Gleiche gilt für Haus­halte mit einer instal­lierten Strom­erzeu­gungs­kapa­zität zwischen sieben und 100 Kilo­watt.

2028 kommt eine Pflicht zum Einbau in Haus­halten mit einem Jahres­ver­brauch von mehr als 100.000 Kilo­watt­stunden oder Erzeuger mit einer instal­lierten Strom­leis­tung ab 100 Kilo­watt.

"Smart Home" ist der Überbe­griff für das vernetzte Zuhause. Wir erläu­tern, wie sich die eigene Wohnung vernetzten lässt, welche Möglich­keiten der Steue­rung und Daten­spei­che­rung es gibt und welche Gefahren drohen.

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