Energie

Smart Meter: Vernetzte Stromzähler werden eingebaut

Die ersten Haus­halte werden schon bald mit intel­ligenten Strom­zählern versorgt. Die lange ange­kündigten Smart Meter mit Inter­netan­schluss sollen die Ener­giewende im Privat­haus­halt voran­treiben.
Von dpa /

Ein intelligentes Messsystem für Strom des Energieversorgers Eon, ausgerüstet mit einem LTE Smart Meter Gateway, ist in einem Prüf- und Testsystem zu sehen Ein intelligentes Messsystem für Strom des Energieversorgers Eon, ausgerüstet mit einem LTE Smart Meter Gateway, ist in einem Prüf- und Testsystem zu sehen
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Mit zwei Jahren Verzö­gerung beginnt morgen der Einbau der ersten intel­ligenten Strom­zähler - der Smart Meter. Die aller­meisten Haus­besitzer oder Mieter werden davon und von der neuen Messung ihres Strom­verbrauchs jetzt noch nicht betroffen sein. Aber kann es sich für sie lohnen, schon aktiv zu werden? Wich­tige Fragen und Antworten.

Was sind Smart Meter?

Die neuen Geräte bestehen aus zwei Elementen: einem digi­talen Strom­zähler und einem Kommu­nika­tions­modul. Smart Meter zeigen nicht nur den aktu­ellen Zähler­stand an, sie spei­chern die Werte auch. So können die Verbrau­cher an einem Display ablesen, wie viel Strom sie zum Beispiel im voraus­gegan­genen Monat verbraucht haben.

Das Kommu­nika­tions­modul wird Gateway genannt und macht den digi­talen Zähler erst zum intel­ligenten Mess­system. Es über­mittelt die Verbrauchs­daten auto­matisch verschlüs­selt an Strom­liefe­ranten und Netz­betreiber. Damit entfällt also der Haus­besuch von Able­sern. Ein intelligentes Messsystem für Strom des Energieversorgers Eon, ausgerüstet mit einem LTE Smart Meter Gateway, ist in einem Prüf- und Testsystem zu sehen Ein intelligentes Messsystem für Strom des Energieversorgers Eon, ausgerüstet mit einem LTE Smart Meter Gateway, ist in einem Prüf- und Testsystem zu sehen
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Was bringt das noch?

Der Smart Meter soll das vernetzte Leben im Wohn­raum auf ein neues Level führen können. So soll es nach der Einfüh­rung von flexi­blen Strom­tarifen, die auf die mal stär­kere und mal schwä­chere Strom­erzeu­gung aus erneu­erbaren Ener­gien reagieren, künftig möglich sein, dass zum Beispiel die Wasch­maschine nur noch anspringt, wenn Strom in großen Mengen verfügbar und damit beson­ders günstig ist.

Wer bekommt jetzt einen Smart Meter?

Smart Meter werden nicht gleich flächen­deckend einge­führt: Erst bei einem Strom­verbrauch von mehr als 6000 Kilo­watt­stunden im Jahr müssen sie einge­baut werden. Zum Vergleich: "Das ist in etwa doppelt so hoch als der Stan­dard­wert eines Vier-Personen-Haus­haltes", sagt ein Spre­cher des Verbands kommu­naler Unter­nehmen (VKU). Zumin­dest die meisten Haus­halte wird die Einbau­pflicht also nicht treffen.

Auch wer mit einer Solar­anlage mit mehr als sieben Kilo­watt Leis­tung Strom produ­ziert oder ein verrin­gertes Netz­entgelt für eine Wärme­pumpe oder eine Nacht­spei­cher­heizung zahlt, bekommt ein intel­ligentes Mess­system.

Digi­tale Strom­zähler ohne Gateway sollen hingegen in Zukunft in allen Haus­halten zu finden sein. Der Austausch läuft bereits und soll bis 2032 abge­schlossen sein. Ob das geschieht und wann, entscheidet der Mess­stel­lenbe­treiber. Wer das ist, muss laut der Verbrau­cher­zentrale Nord­rhein-West­falen auf der Strom­rech­nung stehen.

Muss ich selbst aktiv werden?

Nein, die Mess­stel­lenbe­treiber werden aktiv. Sie können auch entscheiden, in welchen Haus­halten sie mit dem Austausch beginnen. "Es ist etwa auch möglich, dass ein Mess­stel­lenbe­treiber sich in einem Mehr­fami­lien­haus, in dem es auch eine Einheit mit mehr als 6000-Kilo­watt­stunden-Verbrauch gibt, dazu entscheidet, alle Zähler an Gate­ways anzu­schließen", erklärt der VKU-Experte. "Das hängt von der Stra­tegie der Mess­stel­lenbe­treiber ab."

Denn die haben gesetz­liche Vorgaben zu erfüllen: Die Netz­betreiber müssen in den kommenden drei Jahren zehn Prozent der Pflicht-Einbauten erle­digen. Anschlie­ßend haben sie fünf Jahre Zeit, um den Rest abzu­arbeiten. Der Betreiber ist dazu verpflichtet, den Einbau recht­zeitig anzu­kündigen. Die Bewohner müssen das dulden.

Wie viel kostet mich ein Smart Meter?

Die Kosten hängen vom Strom­verbrauch oder der Leis­tung zum Beispiel der Photo­volta­ikan­lage ab. Laut Bundes­netz­agentur gibt es für Verbrau­cher eine Preis­ober­grenze für den Mess­stel­lenbe­trieb und die Messung von rund 20 Euro im Jahr. Teurer kann es werden für Haus­halte, die frei­willig den Einbau eines intel­ligentes Mess­system wünschen. Dazu können noch Kosten kommen, wenn der Zähler­schrank für das smarte Mess­system umge­baut werden muss, der Verbrau­cher­zentrale NRW zufolge können das bis zu mehrere tausend Euro sein.

Welche Vorteile hat ein frei­williger Austausch?

Haus­besitzer, die nicht vom Pflicht­einbau betroffen sind, können auch aktiv werden und einen Smart Meter instal­lieren lassen. Das kann noch nicht jetzt, aber wohl in naher Zukunft beim Sparen helfen. Denn dann soll es die Möglich­keit von flexi­blen Strom­tarifen geben: Je nach Höhe der Strom­produk­tion - an sonnigen Tagen gibt es zum Beispiel mehr Solar­energie - und der Auslas­tung der Versor­gung kann der Strom­bezug an bestimmten Tages­zeit­punkten güns­tiger oder teurer sein.

Das können die Smart Meter regis­trieren und entspre­chend zum Beispiel dafür sorgen, dass die Solar­anlage Strom vom eigenen Dach bei guten Preisen ins Netz speist, ansonsten aber den Eigen­verbrauch vorziehen. Und Wärme­pumpen oder Elek­troautos ließen sich zu opti­malen Strom­bezugs­zeiten güns­tiger aufladen.

Auch wenn der VKU darauf verweist, dass diese flexi­blen Bezugs­modelle für Strom­kunden schon in naher Zukunft gestartet werden können, so rät er auch: "Für normale Haus­halte mit unter 6000 Kilo­watt­stunden Verbrauch macht der Einbau eines Smart Meters noch keinen Sinn."

Wie sicher sind die Gate­ways vor Daten­dieb­stählen?

Laut Bundes­netz­agentur ist gesetz­lich fest­gelegt, wem zu welchem Zweck Daten über­mittelt werden. In erster Linie über­mitteln die Mess­stel­lenbe­treiber die Daten an Netz­betreiber und Ener­gielie­feranten. Aber auch Direkt­vermark­tungs­unter­nehmer nach dem Erneu­erbare-Ener­gien-Gesetz und Stellen, die die Einwil­ligung des Anschluss­nutzers erhalten, dürfen zum Beispiel die Daten erhalten.

Wer genau Daten erhält, erfahren Verbrau­cher laut dem Bundes­wirt­schafts­minis­terium in Daten­blät­tern, die der Mess­stel­lenbe­treiber zur Verfü­gung stellen muss.

Die Sicher­heit war ein Teil des Problems, der zur Verzö­gerung des Einbau­starts führte: "Man hat sehr viel Aufwand betrieben, um die Daten­sicher­heit zu gewähr­leisten", sagt der VKU-Spre­cher.

Gut zwei Jahre verzö­gerte sich der Rollout, denn die Gate­ways mussten erst zerti­fiziert und damit für den Markt zuge­lassen werden. Damit sicher­gestellt ist, dass ausrei­chend Geräte zum Einbau verfügbar sind, galten drei zerti­fizierte Modelle als Hürde, erläu­tert der Spre­cher. Diese Hürde wurde erst Ende des Jahres 2019 bewäl­tigt. "Jetzt ist unserer Einschät­zung zufolge der Sicher­heits­stan­dard sehr hoch", sagt der VKU-Experte weiter.

Intel­ligente Strom­zähler sind die Voraus­setzung für die dezen­tralen Strom­netze von morgen. Doch die Geräte und Systeme des vergan­genen Jahres enttäuschten noch bei der Funk­tiona­lität.

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