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Editorial: Das Ende der Endgeräte

Siemens verabschiedet sich komplett aus der Telekommunikation
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Siemens, einstiger "Haus- und Hoflieferant" von Tk-Systemen für die Deutsche Bundespost, trennt sich zunehmend von allem, was mit Telekommunikation zu tun hat. Nach dem Verkauf der Handy-Sparte an BenQ, die sich nachträglich zum handfesten Skandal entwickelte, und der Ausgliederung der Netzwerksparte in ein Joint-Venture mit Nokia folgt nun der nächste Streich: Die Siemens Home and Office Communications (kurz SHC), Hersteller der bekannten Gigaset-DECT-Telefone, geht an die Beteiligungsgesellschaft ARQUES.

Allen Beteuerungen zum Trotz, dass ARQUES das Geschäft weiter ausbauen und die aktuellen Standorte erhalten wolle, bedeutet der Verkauf nichts Gutes. Siemens trennt sich bestimmt nicht deswegen von Gigaset, weil man dem Geschäft mit DECT-Telefonen eine glänzende Zukunft prophezeit. Der Anteil der Festnetztelefonie am Gesamt-Telekommunikationsmarkt ist schon seit einiger Zeit rückläufig. Das verbleibende Festnetzgeschäft, egal ob Endgeräte oder Dienste, wird zunehmend unter Margendruck geraten.

Diese Entwicklung verläuft in Deutschland langsamer als in anderen Ländern, sicher auch wegen des sehr guten Ausbaus des bestehenden Festnetzes und der hohen Mobilfunkpreise. Doch von zunehmend weniger werdenden Festnetz-Inseln wird sich die Weiterentwicklung des DECT-Standards im allgemeinen bzw. der Gigaset-Endgeräte immer schlechter finanzieren lassen.

"Ex und hopp" statt interner Projektnachfolge

Dennoch ist die Frage, ob die Entsorgung des wenig zukunftsträchtigen Geschäftsbereichs per Verkauf an eine "Heuschrecke" die bestmögliche Geschäftspolitik ist. Alternativ könnten zum Beispiel auch Nachfolgeprojekte in zukunftsträchtigeren Bereichen gesucht und etabliert werden.

Mit SHC/Gigaset verlassen auch hochqualifizierte Mitarbeiter den Konzern, die langjährig gute Arbeit geleistet haben. Andere kommen vielleicht gar nicht erst zu Siemens, weil sie nicht so enden wollen, wie damals die zu BenQ "ausgelagerten" Siemensianer oder nun die SHCler. Wenn sich das nächste Mal Siemens-Obere in den Medien über den Fachkräftemangel beschweren, dann sollte man im Hinterkopf haben, dass dieser ein kleines Stück auch hausgemacht ist.

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