Biometrie

Smartphones mit der Faust entsperren

Das Ohr oder die Faust könnte zukünftig das Smartphone entsperren. Biometrische Informationen sollen so kostengünstig für Sicherheit sorgen. Wir zeigen, wie die Technik Bodyprint funktioniert und welche Schwierigkeiten die Entwickler umschiffen mussten.
Von Hans-Georg Kluge mit Material von dpa

Bodyprint: Das Ohr oder die Faust entsperrt das Smartphone. Bodyprint: Das Ohr oder die Faust entsperrt das Smartphone.
Screenshot aus Bodyprint-Präsentation: teltarif.de
Ein Ohr auf dem Display oder ein Griff um das Telefon, schon ist der Nutzer identifiziert. Mit der von den Yahoo Labs auf dem CHI 2015-Kongress in Südkorea vorgestellten Technologie namens Bodyprint sollen auch Telefone ohne teuren Fingerabdrucksensor ihre Eigentümer biometrisch erkennen können - statt des Fingerabdrucks geht es aber um das Griffmuster der Hand oder dem Abdruck des Ohrs auf dem Display. Insgesamt können fünf biometrische Merkmale mit Bodyprint analysiert werden. Eine detaillierte Präsentation ist als PDF-Dokument verfügbar.

Bodyprint: Das Ohr oder die Faust entsperrt das Smartphone. Bodyprint: Das Ohr oder die Faust entsperrt das Smartphone.
Screenshot aus Bodyprint-Präsentation: teltarif.de
Dafür kommt der herkömmliche Touchscreen des Smart­phones zum Einsatz. Am Beispiel eines Nexus 5 skizzieren die Entwickler das entscheidende Problem: Die berührungsempfindlichen Sensoren lösen nicht besonders hoch auf - sie verfügen lediglich eine Auflösung von 6 dpi - das entspricht einem Bild mit der Auflösung von 15 mal 27 Pixel. Zum Vergleich: Ein Fingerabdruck-Scanner des iPhones erreicht um die 500 dpi.

Ein Nexus 5 dient als Entwicklungs-Plattform für Bodyprint. Ein Nexus 5 dient als Entwicklungs-Plattform für Bodyprint. Ein Nexus 5 dient als Entwicklungs-Plattform für Bodyprint.
Screenshot aus Bodyprint-Präsentation: teltarif.de
Mit speziellen Inter­polations­verfahren erhöhen die Forscher deswegen die Auflösung der gewonnenen Daten. So können die Forscher zwar noch immer keine filigranen Details wie Fingerabdrücke erkennen, aber es reicht, um mit großer Sicherheit individuelle Merkmale der Hand oder der Faust einzelner Nutzer zu unterscheiden. Zusätzlich kalkulieren die Forscher False-Negative-Resultate ein - das heißt, der Nutzer wird fälschlicher­weise nicht erkannt.

Bodyprint rechnet das niedrig auflösende Signal des Touchscreens hoch, sodass ein detaillierteres Bild entsteht. Bodyprint rechnet das niedrig auflösende Signal des Touchscreens hoch, sodass ein detaillierteres Bild entsteht. Bodyprint rechnet das niedrig auflösende Signal des Touchscreens hoch, sodass ein detaillierteres Bild entsteht.
Screenshot aus Bodyprint-Präsentation: teltarif.de
Das Verfahren könnte künftig genutzt werden, um PIN-Eingaben zu ersetzen oder den Fingerabdruck zum Entsperren des Telefons abzulösen. Auch wenn zwei Nutzer sich - etwa zum Öffnen eines Dokuments - am gleichen Gerät identifizieren müssen, könnte die Technik zu Einsatz kommen. Bodyprint kann fünf unterschiedliche Körperteile erkennen. Bodyprint kann fünf unterschiedliche Körperteile erkennen. Bodyprint kann fünf unterschiedliche Körperteile erkennen.
Screenshot aus Bodyprint-Präsentation: teltarif.de
Biometrische Authentifizierung hat jedoch den Nachteil, das das zum Einsatz kommende Merkmal nicht gerade geheim ist. Gerade Sicherungsmaßnahmen mit dem Fingerabdruck gelten als gefährdet, da Nutzer sie im Alltag an vielen Stellen hinterlassen. Über ein weiteres Problem könnte Bodyprint letztlich stolpern: Wie können die Entwickler verhindern, dass eine Attrappe unberechtigten Zugang ermöglicht? Zu diesem Problem schweigt sich die Präsentation über Bodyprint aus. Da die Touchscreen-Sensoren üblicherweise nur Berührungen erkennen, sind hier keine spezialisierten Routinen vorhanden, die beispielsweise die Temperatur der Haut oder Herzschläge bestimmen könnten. Ohne solche Funktionen sind biometrische Zugangsmodelle jedoch mit etwas Raffinesse manipulierbar.

Video: Yahoo-Entwickler zeigen, was Bodyprint kann

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