Bundesamt für Strahlenschutz eröffnet Standort in Cottbus
Elektromagnetische Felder untersucht das Bundesamt in Cottbus
Foto: Picture-Alliance / dpa
Wie wirken sich elektromagnetische Wellen beim Telefonieren oder beim Autofahren oder bei der Bildschirmarbeit aus?
Das wollen Wissenschaftler künftig an einer Einrichtung des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) in Cottbus (Brandenburg) erforschen.
Kompetenzzentrum Elektromagentische Felder in Cottbus
Das Kompetenzzentrum Elektromagnetische Felder (KEMF) des BfS wurde im Februar 2020 gegründet. Gestern hat es offiziell seinen Standort in der Stadt im Süden Brandenburgs in der Karl Liebknecht Straße 33 in Cottbus bezogen. Das KEMF soll Strahlenschutz im Alltag mit Wissenschaft und Kommunikation zusammenbringen und zugleich Anlaufstelle für die Bevölkerung sein, wie das Bundesamt weiter mitteilte. Geplant sind etwa Bürgersprechstunden der Einrichtung, die fachlich fundiert über elektromagnetische Strahlung aufklären will.
Elektromagnetische Felder untersucht das Bundesamt in Cottbus
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Elektromagnetismus ist überall
Elektromagnetische Felder entstünden beim mobilen Telefonieren, der Arbeit am Bildschirm, vielen weiteren digitalen Technologien, aber auch beim Fahren im Elektroauto und an Stromleitungen, erläuterte die Präsidentin des Bundesamtes für Strahlenschutz, Inge Paulini. "Der Bedarf der Bevölkerung an verlässlichen Informationen zu elektromagnetischen Feldern ist groß."
Die Aufgaben der neuen Anlaufstelle umfassten die Bewertung der Risiken neuer Technologien und die Entwicklung von Mess- und Schutzkonzepten.
Keine gesundheitlichen Schädigungen
Nach derzeitigem Kenntnisstand der Wissenschaft sind nach Auskunft des Bundesamtes keine gesundheitsschädigenden Auswirkungen durch elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder zu erwarten, wenn die geltenden Grenzwerte eingehalten werden. Im Kompetenzzentrum sollen verbliebene wissenschaftliche Unsicherheiten weiter reduziert und die Entwicklung vor allem digitaler Technologien begleitet werden.
Standort Lausitz: Erneuerbare Energien
Der Lausitzer Standort sei kein Zufall, betonte Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium anlässlich der Eröffnung.
Die traditionelle Energieregion verändere sich derzeit stark und richte sich in Richtung erneuerbarer Energien neu aus. Die Erforschung neuer Technologien spiele dabei eine wichtige Rolle. Das Bundesamt bringe sich mit dem Kompetenzzentrum und anderen wissenschaftlichen Institutionen vor Ort wie der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) genau da ein.
500 Mitarbeiter beim BfS
Verantwortung für Mensch und Umwelt: Das Bundesamt für Strahlenschutz
Grafik/Webseite: BfS
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) mit seinen über 500 Beschäftigten arbeitet für den Schutz des Menschen und der Umwelt vor Schäden durch Strahlung. Das BfS informiert die Bevölkerung und berät die Bundesregierung in allen Fragen des Strahlenschutzes. Die Gründung des Zentrums in Cottbus geht auf Beschlüsse zurück, den Stromnetz- und Mobilfunkausbau durch intensivierte Forschung und Kommunikation auch im Bereich Strahlenschutz begleiten zu lassen.
Diagnose:Funk fordert nachhaltige Digitalisierung
Derweilen hat sich "diagnose:funk", die sich als "Umwelt- und Verbraucherorganisation zum Schutz vor elektromagnetischer Strahlung" versteht, zu Wort gemeldet. Sie fordert von der künftigen Ampelkoalition, sowohl die Digitalisierung "nachhaltig" zu gestalten als auch "ökologisch und sozial".
Angesichts der Klimakrise müsse für jedes Digitalprojekt ein "ehrlicher ökologischer Fußabdruck erstellt" werden, die Privatsphäre der Nutzer besser vor kommerzieller Ausbeutung geschützt werden. Die Digitalisierung müsse im Interesse des Gemeinwohls geschehen.
Bis dahin dürften die meisten Leser folgen können.
Kindheit ohne digitale Medien?
Weiter fordert die Initiative die Bildung in Kita, Grundschule oder Unterstufe "bildschirmfrei" zu gestalten, "denn eine Kindheit ohne digitale Medien ist der beste Start ins digitale Zeitalter".
Eine zu frühen Mediennutzung bedeute Risiken für eine gesunde Entwicklung der Kinder, es könnte Mediensucht, Adipositas, Kurzsichtigkeit und Störung der sensomotorischen Integration und der Gehirnentwicklung auftreten.
Glasfaser ausbauen
Bei der Forderung, den Glasfaserausbau voranzutreiben, werden viele Leser sicher der Initiative folgen, gleichzeitig sollen aber auch die Mobilfunkgrenzwerte zur Strahlenminimierung gesenkt werden und es müsse eine "Technikfolgenabschätzung für den 5G-Mobilfunkausbau" geben, fordert diagnose:funk. Der Begriff "5G" ist für viele Skeptiker wie die Initiative offenbar gleichbedeutend mit "böser Technik".
Cottbus ist nicht nur beim BfS gefragt. Auch die Kollegen der Bundesnetzagentur (BNetzA) haben ihren Standort Cottbus erweitert.