Fachleute

Experten: Keine Gesundheits-Risiken durch Mobilfunk

Jedes Jahr treffen sich die Spezia­listen vom WBF, des öster­rei­chi­schen Minis­teriums für Land­wirt­schaft, Regionen und Tourismus um inter­natio­nale Studien zu bewerten. Sie geben Entwar­nung.
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Experten vom "Wissen­schaft­lichen Beirat Funk (WBF)" des Wiener Bundes­minis­teriums für Land­wirt­schaft, Regionen und Tourismus haben sich 167 Studien zum Thema "Mobil­funk und Gesund­heit" genauer ange­schaut. Die Wissen­schaftler kamen dabei zum Ergebnis, dass auch weiterhin eine vom Mobil­funk ausge­hende Gefahr für die Gesund­heit des Menschen ausge­schlossen werden könne.

Auf Basis der wissen­schaft­lichen Arbeiten würden keine Anzei­chen vorliegen, dass "hoch­fre­quente elek­tro­magne­tische Strah­lung" irgend­welche nega­tive Auswir­kungen auf das Gehirn, das Nerven­system oder die männ­liche Ferti­lität (Zeugungs­fähig­keit) habe.

Konkret: Keine Gefahr durch 5G

Regelmäßig bewerten Experten des Wissenschaftlichen Beirates Funk (WBF) in Wien aktuelle Studien zu Gesundheit und Mobilfunk. Regelmäßig bewerten Experten des Wissenschaftlichen Beirates Funk (WBF) in Wien aktuelle Studien zu Gesundheit und Mobilfunk.
Foto: Picture Alliance / dpa
Die Experten haben sich dabei die Einhal­tung der Strah­len­grenz­werte ange­schaut. Speziell die 5G-Tech­nologie werde derzeit "umfas­send erforscht", so Georg Neubauer vom Austrian Insti­tute of Tech­nology, dort Experte für Dosi­metrie. Anzahl und Umfang der Studien zu 5G habe im vergan­genen Jahr stark zuge­nommen. "Insge­samt konnte gezeigt werden, dass auch mit den Tech­nolo­gien der neuesten Gene­ration die Einhal­tung der Grenz­werte gewähr­leistet ist. Grund­sätz­lich lag die Expo­sition bei norm­gerechter Erfas­sung weit darunter. Dies gilt auch für 5G-Basis­sta­tionen", gab Neubauer zu Proto­koll.

Krebs­risiko und männ­liche Frucht­bar­keit

Die vorlie­genden Studien hätten gezeigt, dass kein erhöhtes Krebs­risiko durch Mobil­funk bestehe. "Es gibt keinen Grund zur Sorge", so Gerald Haidinger, ein Epide­mio­loge, Sozial- und Präven­tiv­medi­ziner. Die Analyse von 46 Fall-Kontroll-Studien ergeben kein erhöhtes Tumor­risiko.

Acht Jahre wurde in den USA die Auswir­kung des Mobil­funks auf die männ­liche Frucht­bar­keit unter­sucht. An einer "hoch­wer­tigen Studie" nahmen insge­samt 3100 Personen teil. Das Ergebnis: Der Mann, der sein Mobil­telefon in der vorderen Hosen­tasche trägt, muss keine nega­tiven Effekte auf seine Zeugungs­fähig­keit befürchten, erklärt der Uro- und Andro­loge Stephan Maders­bacher die Ergeb­nisse.

Regel­mäßige Tagung

Der Wissen­schaft­liche Beirat trifft sich jähr­lich zu einer "Konsensus-Konfe­renz". Im vergan­genen Jahr kamen die Experten zu einem ähnli­chen Fazit: Eine gesund­heit­liche Gefähr­dung des Menschen durch Mobil­funk­strah­lung ist laut derzei­tigem Forschungs­stand ausge­schlossen.

5G = Unheim­lich?

Beim Begriff "5G" wird es vielen Menschen, die sich mit Technik weniger auskennen, unheim­lich. Dabei ist die aktu­elle "5G"-Tech­nologie eine Weiter­ent­wick­lung von "4G / LTE". Die Signal­über­tra­gung wurde effek­tiver und fehler­sicherer verbes­sert. 5G-Netze können mehr "Kunden" pro Fläche verwalten und versorgen, als bei 4G oder älteren Tech­nolo­gien.

Für 5G werden derzeit Frequenzen zwischen 700 und 3800 MHz verwendet, alles seit Jahren bekannte und erprobte Frequenzen und Tech­nolo­gien. Da der Band­brei­ten­hunger der Nutzer immens ist, kann 5G in verschie­denen Ländern auch auf noch höheren Frequenzen beispiels­weise bei 26 GHz oder 60 GHz einge­setzt werden. Das sind Frequenzen, die bei tech­nisch wenig infor­mierten Mitmen­schen ein gewisses Unbe­hagen auslösen. Die Reich­weite dieser extrem hohen Frequenzen ist aber stark begrenzt und die Eindring­tiefe in die Haut ist noch geringer als bei heutigen Frequenzen.

Hohe Frequenzen - geringe Reich­weite

26 GHz und 39 GHz werden in den USA bereits für statio­nären "Mobil­funk" einge­setzt. In Europa gibt es erste Versuche, beispiels­weise in Fußball­sta­dien, um Live-Repor­tagen in noch besserer Qualität aus dem Stadion direkt nach außen über­tragen zu können. o2 hatte in Hamburg versucht, mit 26 GHz die "letzte Meile" zum Kunden zu über­brü­cken. Dabei konnte bewiesen werden, dass es im Prinzip geht, aber je nach Umge­bung und Topo­gra­phie sehr bera­tungs­intensiv wäre, da jeder einzelne Kunde eine andere Empfangs­situa­tion hat, die schwer vorher­sehbar ist. Das bedeutet: Ob es funk­tio­niert, wäre nur durch "Auspro­bieren" bei jedem einzelnen Kunden zu ermit­teln, die Rück­gabe­quote von inter­essierten Kunden könnte also relativ hoch sein. Ein mögli­cher Grund, dass o2 dieses Projekt bislang nicht weiter verfolgt hat.

Handys nicht am Ohr

Während die meisten Nutzer früher ihre Handys ans Ohr gehalten haben, wird heute gerne im Frei­sprech­modus tele­foniert. Das bedeutet besseren Empfang (weil der Kopf nicht abschirmt), aller­dings auch weniger Privat­sphäre. Eine mögliche Lösung können Kopf­hörer (mit oder ohne Schnur) sein.

Auch inter­essant: Der Netz­betreiber Voda­fone berichtet über stei­gende Nutzung des Fest­netzes.

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