Gigaset lockt mit Internet-fähigen Festnetz-Telefonen
Gigaset setzt auf Heimvernetzung
Bild: Gigaset
Mit neuen Internet-fähigen Telefonen für den Einsatz
im eigenen Zuhause will Gigaset in einem
rückläufigen Gesamtmarkt stärker wachsen als die Konkurrenz. Der
Vorstandsvorsitzende Charles Fränkl kündigte auf der Hauptversammlung des
TecDAX-Unternehmens heute in München neue Produkte an. Die Telefone
sollen demnach künftig mit Haushaltsgeräten vernetzt werden können. Prototypen
will Gigaset Anfang September auf der IFA in Berlin vorstellen.
Gigaset sieht sich in einem schwierigen Marktumfeld. Im Kerngeschäft geht
das Unternehmen von einem Minus des Gesamtmarktes von neun Prozent aus. Die
gesamtwirtschaftlichen Unsicherheiten wegen der Schuldenkrise belasteten den
Konsum in Europa, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Rudi Lamprecht. Daneben
schwäche der sinkende Eurokurs das Geschäft. Das TecDAX-Unternehmen will
seine Spitzenposition bei den Schnurlostelefonen in Europa dennoch
behaupten.
Gigaset setzt auf Heimvernetzung
Bild: Gigaset
Neben der Schuldenkrise kämpft Gigaset noch mit Altlasten und Risiken aus
der Zeit als Beteiligungsgesellschaft, wie Finanzvorstand Alexander Blum
ausführte. Evonik Degussa verklagte Gigaset wegen möglicher
Vertragsverletzungen aus den Jahren 2006 und 2007 auf 12 Millionen Euro.
Dafür habe das Unternehmen im vergangenen Jahr 3,6 Millionen Euro
zurückgestellt. Risiken beständen auch aus Steuerprüfungen. So seien die
Betriebsprüfungen der Jahre 2002 bis 2004 noch nicht abgeschlossen.
Gewinn wird zurückgestellt
Im vergangenen Jahr erzielte Gigaset einen Konzerngewinn von 17,5 Millionen Euro. 2010 hatte das Unternehmen noch einen Verlust von 100 Millionen Euro verzeichnet. Trotz des positiven Ergebnisses sollen die Aktionäre auf eine Dividende verzichten. Statt dessen solle der Gewinn zurückgestellt werden, sagte Finanzvorstand Blum.
Wegen gestiegener Investitionsausgaben ging der Gewinn im ersten Quartal zurück. Das Betriebsergebnis verringerte sich von 14,4 Millionen Euro im Vorjahr auf 10,7 Millionen Euro. Der Konzernumsatz nahm um rund drei Millionen auf 112 Millionen Euro ab. Einen Ausblick auf den weiteren Geschäftsverlauf wollte Fränkl wegen der Unsicherheiten nicht abgeben.
Gigaset hatte sich seit 2010 radikal umstrukturiert. Die Beteiligungsfirma, die früher Arques hieß, verkaufte alle nicht zum Kerngeschäft gehörenden Beteiligungen und benannte sich nach ihrer größten Tochter um. Seither konzentriert sie sich auf deren Geschäftsfeld schnurloser Telefone. Fränkl, der seit Januar das Unternehmen leitet, will Gigaset "ins Internet-Zeitalter" führen. So sollen die Kunden auf ihren Telefonen auch Applikationen wie bei Handys nutzen können. Die neuen Produkte basieren auf der Software Android.
Künftig sollen die Geräte mit verschiedenen Sensoren im Haushalt sowie einer von Gigaset entwickelten Cloud-Anwendungs-Plattform kommunizieren. Mit diesem System sollen Kunden beispielsweise den Energieverbrauch des Haushalts von unterwegs steuern können. Außerdem könnten Einbrüche gemeldet werden. Weitere Informationen zu den vielfältigen Möglichkeiten der Heimvernetzung finden Sie in unserem Ratgeber zu diesem Thema.