Breitbandausbau

Breitbandausbau: Wenn die Graben-Hexe nicht weiter will

Auch unter den erschwerten Bedin­gungen des Corona-Virus ging der Breit­band­ausbau in den vergan­genen Wochen weiter. Selbst wenn die „Graben-Hexe“ streikt und eine Fähre namens Irmgard nichts errei­chen kann, wissen sich die Tech­niker zu helfen.
Von Marc Hankmann

Die „Graben-Hexe“ ist ein Hori­zon­tal­bohr­gerät, auf Englisch „Ditch Witch“ genannt, das die Deut­sche Telekom am Chiemsee einsetzt, um die Frau­en­insel – wie berichtet – mit Glas­faser anzu­binden. Doch beim Verlegen der Kabel zerreißt es den Bohr­kopf. Er steckt im Kanal fest. Zunächst wird mit einer Fähre versucht, den Bohr­kopf zu lö­sen. Nichts passiert. Auch zwei Fähren vermögen nicht, den stör­ri­schen Bohr­kopf zu bewegen. Als selbst die PS-stärkste Chiemsee-Fähre Irmgard es nicht schafft , bleibt der Telekom nur die Option, mit der Graben-Hexe ein zweites Loch zu bohren. Dann klappt endlich alles und wenig später ist auch die Frau­en­insel mit Glas­faser ans In­ternet ange­bunden.

Drama am Chiemsee

Voda­fone beschleu­nigt das Kabel­netz

Weitaus weniger drama­tisch ging es in den vergan­genen Wochen bei anderen Aus­bauprojekten der Telekom zu. Im thürin­gi­schen Greußen sind die Planungen für das Glas­fa­ser­netz abge­schlossen. Jetzt beginnen die Bauar­beiten, um rund 95 Kilo­meter Glas­faser zu verlegen und 36 Verteiler aufzu­stellen. Von dem Ausbau profi­tieren rund 2.000 Haus­halte. Auch mit Super-Vecto­ring macht die Telekom weiter, wie etwa in Ell­rich, eine Auto­stunde nörd­lich von Greußen. Hier erhalten 1.700 Haus­halte High­speed Internet mit maximal 250 MBit/s. Glei­ches gilt für insge­samt 2.750 Haus­halte in den säch­si­schen Orten Hartha und Rein­hardts­dorf-Schöna.

Auch bei den Telekom-Wett­be­wer­bern steht der Breit­band­ausbau nicht still. Voda­fone hat seinen Rollout im Kabel­netz – wie berichtet – weiter fort­ge­setzt. In Städten wie Wismar, Soltau, Magde­burg oder Bautzen können inzwi­schen über 540.000 Kabel­haus­halte mit bis zu 1 GBit/s im World Wide Web surfen. Bislang hat Voda­fone 17,7 Millionen Kabel­haus­halte und damit über 40 Prozent aller Haus­halte in Deutsch­land mit Gigabit versorgt. Bis 2022 wollen die Düssel­dorfer insge­samt 25 Millionen solcher Anschlüsse gebaut haben. envia TEL Glasfaser Ausbau Niederdorf Plockau-Lengefeld Die envia TEL will Unternehmen in Niederdorf und Plockau-Lengefeld mit bis zu 10 Gbit/s versorgen
envia TEL

Rhein-Sieg-Kreis, Pulheim und Geseke erhalten High­speed

Nicht weit von Düssel­dorf entfernt wird eben­falls kräftig gebaut. Die Kölner Stadt­wer­ke­tochter NetCologne möchte gerne in Pulheim ein FTTH-Netz bauen, hat dafür aber noch nicht die 40-Prozent-Marke in der Vorver­mark­tung erreicht. Die Corona-Pande­mie erschwert zwar das Marke­ting, weshalb NetCologne die Vorver­mark­tung bis Ende April 2020 verlän­gert hat, aber die Kölner geben sich positiv. „Die bisher einge­gan­genen Stimmen zeigen das große Inter­esse der Pulheimer Bürge­rinnen und Bürger“, sagt NetCologne-Geschäfts­führer Timo von Lepel.

Im Rhein-Sieg-Kreis ist das Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­un­ter­nehmen bereits weiter. Seit dem Spät­sommer 2018 baut NetCologne zusammen mit innogy ein Glas­fa­ser­netz im östli­chen Rhein-Sieg-Kreis auf. Jetzt können in Windeck-Kohl­berg und Halscheid die ersten Kunden auf das neue Netz wech­seln und mit bis zu 100 MBit/s durch das World Wide Web surfen. Man sei im Plan, teilt NetCologne mit. Der Abschluss der Ausbau­ar­beiten im Rhein-Sieg-Kreis ist weiterhin für Ende dieses Jahres geplant. Weiter nörd­lich in Nord­rhein-West­falen, in Geseke im Kreis Soest, hat innogy die Breit­band­bau­ar­beiten im Stadt­teil Mönning­hausen beendet und widmet sich nun zusammen mit West­netz dem zweit­größten Geseker Orts­teil Ehring­hausen. Hier sollen 281 einen Glas­fa­ser­an­schluss erhalten.

Geseke Breitbandausbau Ehringhausen Bürgermeister Remco van der Velden und Ortsvorsteherin Susanne Schulte Döinghaus gaben den Startschuss für den Glasfaserausbau in Ehringhausen
Stadt Geseke

Ausbau bis 10 GBit/s

Auch andern­orts werden Pläne für die Zukunft geschmiedet. Die Breit­band­ver­sor­gung Deutsch­land (BBV) wird bis 2024 alle 27 Kommunen des Neckar-Oden­wald-Kreises mit Glas­faser bis in die Gebäude versorgen. Derzeit laufen intern weitere Gespräche, wo der Ausbau konkret beginnen soll und wie das Projekt sinn­vol­ler­weise auf das ge­samte Kreis­ge­biet ausge­rollt werden kann. Derweil beginnen in Sögel und Bakum, in der Nähe von Clop­pen­burg, die Tief­bau­ar­beiten. Für insge­samt 3.750 Haus­halte baut der Tele­kom­mu­ni­ka­tions- und Ener­gie­ver­sorger EWE Glas­fa­ser­an­schlüsse. In den säch­si­schen Orten Nieder­dorf und Plockau-Lenge­feld sind die Bagger von envia TEL be­reits ange­rollt. Hier erhalten die ansäs­sigen Unter­nehmen Breit­band­zu­gängen mit bis zu 10 GBit/s. Bis Ende Mai 2020 soll das Glas­fa­ser­netz in beiden Orten fertig­ge­stellt werden; wenn nichts dazwi­schen­kommt - weder ein Virus noch eine Graben-Hexe.

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