Landjugend: Ländlicher Raum braucht schnelles Internet
Flächendeckende Mobilfunkversorgung gefordert
Von dpa / Thorsten Neuhetzki
Der Bundesverband der deutschen Landjugend
(BDL) sieht dringenden Handlungsbedarf, um die Infrastruktur im
ländlichen Raum zu verbessern. Schnelle Internetverbindungen, ein
flächendeckendes Mobilfunknetz und ein ausreichendes Angebot im
öffentlichen Nahverkehr seien auf dem Land oft Mangelware, sagte der
BDL-Vorsitzende Sebastian Schaller vor dem heute
beginnenden Landjugendtag 2016 im niedersächsischen Tarmstedt der
Deutschen Presse-Agentur dpa.
"Schnelles Internet ist aber nicht nur für junge Leute auf dem Land
wichtig, sondern auch für die dort ansässigen Unternehmen", betonte
der 30-Jährige, der seit April Bundesvorsitzender ist und sich dieses
Amt mit Nina Sehnke teilt. "Es ist einfach schwierig, die Nachteile,
die man gegenüber den Städtern hat, auszugleichen", so Schaller auch in Bezug auf den Nahverkehr und die Gesundheitsversorgung.
Vergangene Woche hatte auch EU-Kommissar Günther Oettinger deutlich
bessere Netze auch auf dem Land gefordert.
Schneller
Breitbandausbau: Bei 1 GBit/s ist noch nicht Schluss
Die Netzwerkausrüster tüfteln fleißig an neuen Netzstandards. Mit ihnen soll das Internet noch weitaus schneller werden. Eine Glasfaserleitung ist dabei jedoch Voraussetzung.
Von Thorsten Neuhetzki
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Die Glasfaserleitungen rücken nach und nach näher an den Nutzer Foto: dpa
Während in ländlichen Regionen viele Internetnutzer noch auf Leitungen hoffen, die endlich einmal schneller sind
als 1, 2 oder 6 MBit/s spricht die Branche in diesen Tagen über Gigabit-Leitungen - nicht
im Backbone-Bereich, sondern beim Anschluss für Privatkunden.
Dabei haben die Anbieter und Netzwerkausrüster aber bis auf wenige Ausnahmen
weniger die nächsten Monate oder Jahre
im Blick, sondern planen den Ausbau langfristig. Erste Schritte wurden vergangene Woche auf
der Anga Com in Köln benannt: In München will M-net 800 GBit/s Summenbandbreite
mit G.fast anbieten, in Köln will NetCologne das eigene Netz ebenfalls mit G.fast auf 1 GBit/s bringen
und die Kabelnetzbetreiber planen mit DOCSIS 3.1 Bandbreiten zwischen 1 und 10 GBit/s.
Die Gretchenfrage: Wie hältst du es mit der Inhouse-Verkabelung?
Die Glasfaserleitungen rücken nach und nach näher an den Nutzer Foto: dpa
Ein großes Problem bei den wirklich hohen Bandbreiten bis zum Kunden ist die Verkabelung im Haus.
In Großstädten sind meistens Wohnungsbaugesellschaften oder Wohneigentümergemeinschaften
verantwortlich für die Verkabelung, die historisch bedingt aus der Kupferdoppelader besteht.
Diese müsste für FTTH, also das Glasfaserkabel bis in die Wohnung,
ersetzt oder überbaut werden. Das aber ist mit Kosten, Bauarbeiten und Dreck
verbunden, weswegen solche Arbeiten zumeist nur bei einer Kernsanierung
von Gebäuden durchgeführt werden.
In Bestandsgebäuden wird deswegen oft nur
FTTB eingesetzt, also das Glasfaserkabel bis zum Keller gelegt.
Ab hier wird dann wieder die Kupferdoppelader genutzt. Bisher setzten die Anbieter zumeist VDSL ein
und konnten so beispielsweise 300 MBit/s anbieten. Auch das jetzt angekündigte G.fast setzt auf
FTTB und die Kupferleitung auf. Durch weitere Frequenzbereiche werden
bis zu 1 GBit/s möglich. Doch selbst damit ist die Kupferdoppelader zumindest innerhalb
des Hauses noch nicht am Ende. Schon heute sind Technologien in Arbeit, mit denen die Datenraten noch weiter
erhöht werden können.
Mit NG.fast sollen beispielsweise bis 2020 Datenraten von 5 GBit/s möglich werden.
Allerdings werden mit höher werdenden Datenraten die
möglichen Entfernungen kürzer. Bei NG.fast sind es gerade einmal noch
50 Meter, die überbrückt werden können. Für so manches Hochhaus kann
das schon zu viel sein.
Supervectoring ist im Anmarsch
Für die Verbreitung vom schnellen Internet in die Fläche bringen die genannten Standards wenig,
da sie alle das Glasfaserkabel bis in die Häuser voraussetzen. Einen Schritt früher endet
die Glasfaserleitung bei VDSL und VDSL Vectoring, das derzeit bis zu 100 MBit/s vom Kabelverzweiger ermöglicht.
Nach Angaben von Netzwerkausrüster Nokia sind hier
100 MBit/s auf bis zu 700 Metern Entfernung möglich. Doch schon bald
soll es hier den nächsten Schritt geben, den die Telekom ihren Kunden auch schon
versprochen hat: Supervectoring mit 200 MBit/s, möglicherweise sogar 300 MBit/s. Doch
auch dieser Geschwindigkeitszuwachs geht wieder zu Lasten der überbrückbaren Entfernung: Nur noch
400 Meter dürfen dann zwischen Glasfaserleitung und Kunde liegen. Den Weg der Erschließung
der Kabelverzweiger mit Glasfaser zunächst für VDSL um dann später das Glasfasernetz weiter auszubauen,
beschreiten Wettbewerber und Telekom gleichermaßen - und dennoch gibt es hierzu unterschiedliche Meinungen
und Ansichten.
Auch das TV-Kabel braucht Glasfaser
Die Kabelnetzbetreiber haben mit dem verwendeten DOCSIS-Standard einen Vorteil:
Sie können große Distanzen überbrücken. Doch auch sie
sind gezwungen, das Glasfaserkabel immer weiter bis zum Kunden zu bringen.
Für den Umstieg auf DOCSIS 3.1 reicht es zwar weitgehend aus, aktive
Technik auszutauschen. Doch die immer höheren Datenraten verstopfen den
Koaxial-Teil des HFC-Netzes, was beim Shared-Medium-Netz dazu führt,
dass die Datenrate für jeden einzelnen wieder nach unten geht. Nur
wenn die Cluster mit den Kunden verkleinert werden und so weniger Kunden pro Cluster
sich die Frequenzen im Kabel teilen, sind Gigabit-Leitungen langfristig sinnvoll.
Für die Segmentierung muss aber auch das Glasfaser-Kabel wieder näher
an die Kunden herangeführt werden.