Kartendienst

Google Street View startet dieses Jahr in 20 deutschen Städten

Mieter und Hausbesitzer erhalten vier Wochen lang Einspruchmöglichkeit
Von Björn Brodersen mit Material von dpa

Trotz anhaltender Kritik will Google bis Ende des Jahres seinen Kartendienst Street View auch in Deutschland starten. Das Angebot mit der lückenlosen Darstellung von Straßenzügen und Häusern wird zunächst für 20 Städte zwischen München und Hamburg eingeführt, wie das Unternehmen heute mitteilt. Durch die Straßenansichten mit einem Radius von 360 Grad können Nutzer ihre Stadt virtuell erkunden, Wegbeschreibungen abrufen oder den Dienst für die Wohnungssuche nutzen. Mieter und Hausbesitzer sollen vorher mit einem Online-Formular die Gelegenheit bekommen, ihr Gebäude unkenntlich zu machen. Google Street View startet 2010 in 20 deutschen Städten Google Street View
Foto: Google

Diese Möglichkeit werde Anfang nächster Woche bereitgestellt, sagte der Google-Beauftragte für den Datenschutz in Deutschland, Per Meyerdierks. Die Bewohner der 20 Städte mit dem Street-View-Angebot haben dann etwa "vier Wochen Zeit, um über dieses Tool Widersprüche anzumelden". Neben dem Online-Widerspruch unter www.google.de/streetview kann man auch mit einem Brief Einspruch gegen die Veröffentlichung der Aufnahmen einlegen. Das Bild des entsprechenden Gebäudes wird dann nach Angaben von Google mit einer "Blurring"-Technik unkenntlich gemacht, so dass es nur noch schemenhaft zu sehen ist.

Die Entwicklung des Online-Werkzeugs für das Einlegen eines Widerspruchs sei eng mit dem Hamburgischen Datenschutzbeauftragten Johannes Caspar abgestimmt worden, sagte Meyerdierks. "Die Zusammenarbeit läuft aus meiner Sicht sehr gut." Die Möglichkeit zum Widerspruch bereits vor Veröffentlichung der Aufnahmen gehört zu einem 13-Punkte-Plan, den Google mit den Datenschützern vereinbart hat. Die Bearbeitung der Widersprüche werde einige Wochen in Anspruch nehmen, sagte Google-Sprecherin Lena Wagner. Danach werde das Angebot online gestellt. "Wir hoffen, dass dies im November der Fall sein wird."

20 Städte von Berlin bis Wuppertal

Schon früh haben die Pläne für Street View zu heftiger Kritik geführt. Einzelne Bürger wie kommunale Entscheidungsträger fürchteten, das Angebot könnte wie kriminelle Zwecke wie den Einbruch in Häusern missbraucht werden. Die Kritik wurde noch lauter, nachdem im Mai bekannt geworden war, dass bei den Kamerafahrten für Street View auch Daten aus offenen Funknetzen (WLAN) miterfasst und von Google gespeichert wurden.

Zu den 20 deutschen Städten, für die Google Street View als erstes bereitgestellt wird, gehören: Berlin, Bielefeld, Bochum, Bonn, Bremen, Dortmund, Dresden, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, Mannheim, München, Nürnberg, Stuttgart und Wuppertal. Street View steht zurzeit in 23 Ländern weltweit zur Verfügung, darunter auch in zwölf europäischen Ländern.

Der Hamburgische Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar hat die angekündigte Einführung von Google Street View in Deutschland als überstürzt kritisiert. "Die Leute wissen gar nicht, was sie da erwartet", sagte Caspar der Nachrichtenagentur dpa. Es sei es nicht sinnvoll, die Zeit für Widersprüche vor Einführung des Kartendienstes so knapp zu befristen. "Es hat mich sehr überrascht, am Donnerstag vergangener Woche zu erfahren, dass das Tool bereits ab Anfang nächster Woche freigeschaltet werden soll", erklärte Caspar in einer schriftlichen Mitteilung. "Meine Bedenken, das komplexe Widerspruchsverfahren so kurzfristig in Gang zu setzen, wurden leider nicht berücksichtigt", so der für Google zuständige Landesdatenschutzbeauftragte.

"Wir sehen diese Ankündigung zum gegenwärtigen Zeitpunkt kritisch", sagte Caspar. Es gebe keine klare Leitlinie für den Umgang mit den Daten von Widerspruchsführern. Der Datenschutzbeauftragte kritisierte zudem, dass bislang keine telefonische Hotline von Google für Anfragen von Bürgern geplant sei. Google hat in Gesprächen mit Datenschützern versprochen, bei der Einführung von Street View 13 Punkte einzuhalten. Diese Punkte gehen über die Praxis von Street View in den bisher 23 anderen Ländern hinaus. Caspar sagte dazu: "Diese Zusage ist kein großzügiges Entgegenkommen, sondern eine von Google übernommene Rechtspflicht."

Verbraucherministerin veröffentlicht Musterwiderspruch

Auf dem Web-Portal des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz [Link entfernt] erklärt Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner, wie Sie Widerspruch gegen Google Street View einlegen. Außerdem stehen dort Musterformulare für den Widerspruch zum Download bereit.

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