Outback

Mobiles Internet auf dem Land: World Wide Wait statt World Wide Web

Der mobile Internet-Zugang in ländlichen Regionen lässt vielerorts zu wünschen übrig. Wir haben uns die Situation in den vier deutschen Netzen angesehen und berichten darüber, was man mit GPRS und EDGE heutzutage noch anfangen kann und wo Optimierungsbedarf besteht.
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Der Fairness halber gilt es zu bedenken, dass der UMTS-Ausbau nicht ganz trivial ist. In Deutschland wird für den 3G-Standard der Frequenzbereich um 2 100 MHz genutzt. Hier sind die physikalischen Aus­breitungs­be­dingungen deutlich schlechter als auf 900 MHz (GSM) oder gar 800 MHz (LTE). Das heißt, das Sendernetz muss deutlich dichter sein, um die Fläche zu versorgen. Es reicht nicht aus, jede GSM-900-Basisstation mit UMTS auszustatten.

Aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet ist es somit nachvollziehbar, dass die Mobilfunk-Netzbetreiber heutzutage vor allem auf den LTE-Ausbau setzen. Bis die 4G-Netze nahezu flächendeckend zur Verfügung stehen, wird es allerdings noch eine Weile dauern. Bis dahin bleibt vielen Smartphone-Nutzern auf dem Land nur die Internet-Versorgung über EDGE oder GPRS. Diese genügt allerdings kaum noch den Anforderungen, die heutzutage gestellt werden. Ehemaliger Fernsehumsetzer für weitere Netzaufrüstung ungeeignet Ehemaliger Fernsehumsetzer für weitere Netzaufrüstung ungeeignet
Foto: teltarif.de

Lesermeinung: "EDGE ist eine Beleidigung"

"EDGE ist eine Beleidigung", urteilt teltarif.de-Leser Claus G. aus Berlin. Und in der Tat ist es oft nicht einmal möglich, auch nur eine einzige Internet-Seite im Browser zu öffnen, und selbst der Austausch textbasierter Messenger-Nachrichten gerät zum Geduldsspiel. Zur ohnehin schwachen Performance, die normalerweise bis zu 236 kBit/s ermöglicht, kommen mittlerweile oft auch überlastete Funkzellen - nicht zuletzt verursacht durch den hohen Signalisierungsverkehr, den die immer größere Anzahl an Smartphones verursacht.

So kommt es im Extremfall zum Effekt, dass der Internet-Zugang überhaupt nicht mehr funktioniert. Im vergangenen Jahr haben wir darüber berichtet, dass der mobile Internet-Zugang im Vodafone-Netz in vielen Regionen aus den obengenannten Gründen überhaupt nicht mehr funktioniert. Auch zahlreiche Leser machten entsprechende Erfahrungen. Gebessert hat sich die Situation bislang nur dort, wo der Düsseldorfer Mobilfunk-Netzbetreiber zwischenzeitlich eine LTE-Basisstation aufgeschaltet hat.

Umrüstung veralteter Basisstationen: Gut Ding will Weile haben

Bei unserem seinerzeit erwähnten Fallbeispiel in Biebergemünd im hessischen Spessart hat sich die Situation bis heute nicht gebessert. Der EDGE-basierte Internet-Zugang ist allenfalls in den Nachtstunden brauchbar. Im Nachgang unseres diesjährigen Vodafone-Netztests erklärten auch Leser, dass sie in verschiedenen Regionen Deutschlands ähnliche Erfahrungen machen - offenbar ebenfalls aus Überlastungsgründen. In Städten, in denen ein Großteil des Datenverkehrs über UMTS und LTE läuft, funktioniert nämlich auch EDGE bei Vodafone.

Zwar zeigt sich Vodafone im konkreten Fall bemüht, die Situation zu verbessern, wie wir bereits im Herbst vergangenen Jahres berichtet haben. Auch die Deutsche Telekom will am gleichen Standort von EDGE- auf LTE-Performance aufrüsten. Getan hat sich bislang allerdings nichts. Allerdings handelt es sich bei der genannten Basisstation um einen ehemaligen Fernsehfüllsender, der wohl aus statischen Gründen keine weiteren Mobilfunkantennen verträgt, sodass sich eine Lösung noch hinziehen kann - ein Problem, mit dem die Netzbetreiber vermutlich in vielen Regionen zu kämpfen haben.

Auf der dritten und letzten Seite erfahren Sie, bei welchem Netzbetreiber wir auch mit EDGE noch einigermaßen brauchbare Ergebnisse bei der mobilen Internet-Nutzung erzielt haben.

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