Wie funktioniert ein Mobilfunknetz

Von der Basisstation zum HLR: So funktioniert ein Mobilfunknetz

Wir erklären Ihnen, was es mit dem so genannten HLR-Ausfall auf sich hat
Von / Thorsten Neuhetzki

Die Basisstationen und ihre Controller werden vom MSC, dem Mobile Switching Center, verwaltet. Hier sind Datenbanken untergebracht, in denen abgelegt ist, welche Kunden gerade "zu Gast" in diesem MSC-Bereich sind. Dabei handelt es sich um die Visitor-Location Register (VLR). Das VLR kann allerdings alleine nicht existieren, es braucht die Original-Daten. Diese bekommt das VLR vom Home Location Register, dem HLR. Also jenem Netz-Element, dass diese Woche den Ausfall bei T-Mobile verursacht hat.

Durch die Nachfrage des Visitor-Location Register beim Home-Location Register weiß das Switching-Center, welcher Kunde sich gerade anmeldet und was er darf und was nicht. Meldet sich ein Kunde neu an, ist er im VLR noch nicht bekannt, und das Switching-Center muss beim HLR nachfragen, was der Kunde darf und was nicht oder welche Rufweiterleitungen er geschaltet hat. Ebenso meldet das Switching Center an das HLR, wo der Kunde zuletzt gesehen wurde, damit bei einem Anruf von außen dieser an die richtige Basisstation weitergeleitet werden kann.

Fällt das HLR aus, kann das Netz nicht mehr nachschauen, was der Kunde darf oder kann und wo er zu finden ist. Kommt ein Kunde eines ausländischen Netzes zu Besuch, wird er über das Visitor-Location Register eingebucht, welches beim ausländischen Home-Location Register nachfragt. Das erklärt auch, warum auch T-Mobile-Kunden im Ausland ihr Handy nicht nutzen könnten: Die ausländischen VLRs konnten nicht beim T-Mobile-HLR nachfragen, ob es diesen Kunden gibt und ob er sich überhaupt einbuchen darf.

Drei gleichwertige HLR sollen sich gegenseitig helfen

Früher hat es viele dieser HLRs gegeben. Bei T-Mobile hatte jede Doppel- oder Dreifachziffer nach der Vorwahl ein eigenes HLR. Für die Rufnummer 01711234567 wäre das HLR "12" zuständig, für 0171-33xxxxx das HLR 33. Vergangenes Jahr erfolgte bei T-Mobile dann aber eine Umstellung. Der Netzbetreiber hat sich einen Next-Generation HLR zugelegt. Genau genommen sind es 3 Stück Home-Location Register. Sie sollen sich gegenseitig kontrollieren und sich gegenseitig helfen, denn sie haben alle drei die gleichen Informationen gespeichert und stehen an drei unterschiedlichen Orten. Das Helfen funktionierte Dienstag nicht.

Grafik: So ist ein Mobilfunknetz aufgebaut


Die Hierachie eines Mobilfunknetzes. Ohne die Daten des HLR funktioniert das Netz nicht. Grafik: teltarif.de

Abgehende Gespräche können bei HLR-Ausfall noch funktionieren

Kunden, die bei einem Ausfall des Gesamt-HLR schon eingebucht sind, sind beim VLR angemeldet. Mit etwas Glück ist es dann noch möglich, ins Festnetz zu telefonieren, da hierzu keine Abfrage nach dem Aufenthaltsort notwendig ist. Anrufe in fremde Mobilfunknetze gehen meist nicht, weil hierzu im fremden HLR nachgefragt werden muss, um einen kostengünstigen Übergabepunkt zum fremden Netz zu finden. Wenn das Home-Location Register ausgefallen ist, können auch diese Funktionen betroffen sein. Auch Kunden, die nur eine Umleitung gesetzt haben, sind nicht erreichbar, weil das Home-Location Register die Information, wohin die Reise gehen soll, nicht beantwortet.

Schaltet ein noch eingebuchter Kunde sein Handy aus und wieder ein, muss er sich frisch einbuchen. Ist das HLR nicht mehr erreichbar, bleibt er draußen. Selbst wenn das HLR später "wieder" kommt, kann es erforderlich sein, das Handy kurz aus- und wieder einzuschalten. Das gleiche Phänomen gilt für Neukunden, die gerade erst ihren Vertrag unterschrieben haben.

Gegen das Phänomen, vom Handy abhängig zu sein, kann man sich schützen. Wie, lesen Sie auf der nächsten Seite.

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