o2 Prepaid im Test: Endlos Streamen mit 384 kBit/s
Seit Anfang April sind die neuen Prepaid-Tarife von o2 verfügbar. Die Smartphone-Tarife sind teurer geworden, bieten dafür aber auch mehr Inklusivolumen für den mobilen Internet-Zugang. Als Besonderheit gegenüber fast allen anderen aktuellen Mobilfunktarifen auf dem deutschen Markt bietet die Telefónica-Marke ihren Prepaid-Kunden auch eine sogenannte Weitersurf-Garantie.
Den Begriff der Weitersurf-Garantie hatte o2 bereits bei der ersten Generation der Free-Tarife aus dem Postpaid-Bereich eingeführt. Bei o2 Free hatten die Kunden noch bis zu 1 MBit/s im Downstream zur Verfügung, wenn sie ihr im Tarif enthaltenes Datenvolumen verbraucht hatten. Bei den neuen Prepaid-Angeboten stehen nach Verbrauch des Inklusiv-Kontingents immerhin noch 384 kBit/s zur Verfügung.
o2 Prepaid S ausprobiert
Foto: Telefónica
o2 wirbt damit, dass dadurch "beispielsweise Audio-Streaming (zum Beispiel Musik-Dienste wie Spotify), textbasierte Nachrichten (wie E-Mails, Messaging und WhatsApp-Chats) und Audio-Telefonie (zum Beispiel WhatsApp-Calls) weiterhin möglich" sind. Für Interessenten, die vor allem Audio-Streaming nutzen, kann der vorausbezahlte Tarif ggf. auch als Ersatz für Telekom StreamOn und den Vodafone Pass dienen.
Tarifwechsel in Echtzeit
Wir wollten wissen, wie gut die Weitersurf-Garantie mit "DSL-Light-Geschwindigkeit" tatsächlich funktioniert und haben zu diesem Zweck eine schon vorhandene Prepaidkarte in einen der aktuellen Tarife (o2 Prepaid S für 12,99 Euro in vier Wochen) umgestellt. Das klappte innerhalb weniger Minuten und wurde per SMS bestätigt. Weniger gut funktionierte die Verifizierung der für den Kunden-Account hinterlegten E-Mail-Adresse. Wir haben zwar die dazu gedachte E-Mail von o2 erhalten und den darin enthaltenen Link angeklickt. Die Verifizierung wurde aber nicht erkannt.
Tarif nahezu in Echtzeit aktiviert
Screenshot: teltarif.de
Für unbedarfte Kunden verwirrend ist zudem, dass zwar in der Bestätigungs-SMS zum Tarifwechsel die korrekte Bezeichnung o2 Prepaid S genannt wurde. In der Mein-o2-App findet sich jedoch zusätzlich die von der Telefónica-Marke eigentlich eingestellte Bezeichnung o2 Loop. Immerhin wurde hier direkt nach Aktivierung des neuen Preismodells aber korrekt angezeigt, dass 0 MB von 6 GB Highspeed-Surfvolumen verbraucht wurden.
Wie erwartet konnten wir uns - wie schon vor dem Wechsel in den aktuellen Tarif - mit der o2-Wertkarte in einem Apple iPhone 14 Pro zwar ins GSM- und LTE-Netz von Telefónica einbuchen. Der 5G-Zugang ist jedoch nicht möglich. Nun hatten wir zunächst die besagten 6 GB ungedrosseltes Datenvolumen zur Verfügung. Im Spessart erreichten wir bis zu 55 MBit/s im Downstream und rund 30 MBit/s im Upstream bei einer Ansprechzeit von 40 ms. In Hamburg lag die Downstream-Geschwindigkeit bei bis zu 170 MBit/s bei Pingzeiten zwischen 20 und 30 ms.
Softe Drossel mit Ansage
o2 informierte nach dem Verbrauch von 5,2 GB Datenvolumen per SMS darüber, dass 80 Prozent des Kontingents für den aktuellen Abrechnungszeitraum verbraucht sind. Mit einer weiteren Kurzmitteilung wurden wir über den Verbrauch des gesamten Inklusivvolumens informiert. Die Mein-o2-App zeigte den Verbrauch von 6 GB an. In der SMS hieß es weiter: "Sofern Sie keine weitere Datenoption besitzen, surfen Sie jetzt bis zum 4.5.2023 mit reduzierter Geschwindigkeit."
Ein daraufhin durchgeführter Speedtest zeigte: Die Daten-Drossel funktioniert wie erwartet. In Hamburg lag die Performance sogar nur bei rund 290 kBit/s im Downstream und 240 kBit/s im Upstream bei einer Reaktionszeit von 22 ms. Im Spessart war die Geschwindigkeit etwas höher (340 kBit/s down, 320 kBit/s up). Dafür war die Pingzeit mit 38 ms schlechter.
Highspeed-Volumen verbraucht
Screenshot: teltarif.de
Für beide Teststandorte gilt: Bei Speedtests wurde für Sekundenbruchteile eine Performance von 2 bis 3 MBit/s angezeigt. Danach reduzierte sich die Geschwindigkeit automatisch auf den im Tarif vorgesehenen Wert. Diesen Effekt haben wir in der Vergangenheit auch bei anderen gedrosselten Mobilfunktarifen erlebt, beispielsweise beim MagentaMobil EINS von der Deutschen Telekom, mit dem die Kunden maximal 100 MBit/s anstelle von "LTE / 5G max" zur Verfügung haben.
So fühlt sich "mobiles DSL Light" an
Unsere ersten Gehversuche mit der Weitersurf-Garantie machten wir im Safari-Browser des iPhone 14 Pro. Zwar gab es beim Surfem im World Wide Web spürbare Verzögerungen. Dennoch konnten wir vor allem textbasierte Inhalte ohne größere Wartezeiten nutzen. Anders sieht es bei Seiten mit vielen Fotos oder Grafiken aus. Hier machte sich die durch die Daten-Drossel hervorgerufene höhere Ladezeit bemerkbar.
"Softe" Daten-Drossel in der Praxis
Foto: teltarif.de
Der Versand und Empfang vorwiegend textbasierter E-Mails klappt fast ohne spürbare Verzögerungen. Das gleiche gilt für Textnachrichten in Messengern wie WhatsApp oder iMessage. Auch hier gilt aber, dass man für den Versand und Empfang von Fotos und erst recht Videos mehr Zeit einplanen muss.
Die Internet-basierte Telefonie haben wir mit WhatsApp Call und der Satellite App von sipgate ausprobiert. Das klappte einwandfrei. Die Sprachqualität war sehr gut und es gab keine Aussetzer. Anders sah es bei FaceTime-Video aus, wo das Bild immer wieder ruckelte, während der Ton unterbrechungsfrei wiedergegeben wurde. Hier zeigten sich erstmals im Test die Grenzen der auf 384 kBit/s limitierten Weitersurf-Garantie.
So klappt das endlose Streaming mit o2 Prepaid
Nun wollten wir wissen, wie Streaming mit der gedrosselten o2-Prepaid-SIM klappt. Wir haben die TuneIn-App für Internetradio auf dem iPhone 14 Pro gestartet. Die Navigation innerhalb der Anwendung und das Zwischenpuffern vor der Stream-Wiedergabe dauerten etwas länger als mit einem ungedrosselten Datentarif. Der eigentliche Radioempfang klappte aber ohne Aussetzer - auch über einen längeren Zeitraum.
Die Receiver Radio App weist in einem eigenen Untermenü Programme aus, die in besonders hoher Qualität streamen. Wir entschieden uns für die britische Station Demon FM 107.5, die mit 320 kBit/s sendet. Auch dieser Stream ließ sich mit dem gedrosselten o2-Prepaidtarif unterbrechungsfrei hören - auch im mobilen Betrieb im Auto, wo wir das Smartphone mit dem Infotainment-System verbunden und Apple CarPlay genutzt hatten.
Webradio läuft problemlos mit der 384-kBit/s-Flatrate
Screenshot: teltarif.de
Im Test waren auch Musikstreaming-Dienste wie Spotify und Amazon Music gut nutzbar. Hier wird vermutlich gepuffert, sodass die gedrosselte Leitung eher die Navigation innerhalb der Apps und das Zwischenpuffern vor dem Start des ersten Songs zur Geduldsprobe werden lässt, während die Musik-Wiedergabe selbst aussetzerfrei gelingt - zumindest wenn das Smartphone kontinuierlich über den LTE-Internetzugang verfügt.
Videostreaming kaum brauchbar
Videostreaming benötigt höhere Bandbreiten als Musik per Internetradio. Erwartungsgemäß klappte die Wiedergabe von Bewegtbildern in Echtzeit kaum. Die Livestreams in den Mediatheken von ARD und ZDF lieferten nur Standbilder. Kurze YouTube-Clips waren hingehen abspielbar, wenn auch das Zwischenpuffern vor der Wiedergabe sehr lange dauerte.
Für Videostreaming ist o2 Prepaid mit "softer" Drossel kaum geeignet
Foto: teltarif.de
o2 hat mit seinem neuen Prepaid-Tarifportfolio zwar einerseits die Preise erhöht. Andererseits bekommen die Kunden ab einer Grundgebühr von 12,99 Euro in vier Wochen eine echte Flatrate für die mobile Internet-Nutzung mit einer Bandbreite von bis zu 384 kBit/s. Das ist eine erhebliche Verbesserung gegenüber der Drosselung in den meisten anderen deutschen Mobilfunktarifen, die nach Verbrauch des Inklusivvolumens nur noch 16 bis maximal 64 kBit/s liefern, sofern der Kunde keine Extra-Gebühren für zusätzliche Datenpakete investiert.
Unverständlich ist, dass o2 seine Vertragskunden - trotz 24-monatiger Bindung und in den meisten Fällen höheren Grundgebühren - schlechter stellt als Nutzer von Prepaidkarten. Bei den o2-Mobile-Volumentarifen sucht man die Weitersurf-Garantie nämlich vergebens - vermutlich um die o2-Mobile-Unlimited-Verträge nicht zu kannibalisieren. Zumindest eine echte Flatrate mit 384 kBit/s sollte aber auch bei den Volumentarifen möglich sein. Derzeit sind es nach dem Verbrauch der Inklusivleistung nur magere 32 kBit/s, sodass der Kunde faktisch offline ist.
Details zu den neuen o2-Mobile-Tarifen haben wir in einer weiteren Meldung zusammengefasst.