Kostenfalle

Potenzielle Kostenfalle: Neuer Ärger um die Reise-Option von o2

Auch wenn die "Reise-Option Daten" gebucht ist, gilt sie in vielen Fällen nicht
Von Marc Kessler

o2: Ärger um Reise-Option o2: Immer wieder gibt es Ärger
um die neue Reise-Option
Montage: teltarif.de
Der Münchener Mobilfunk-Netzbetreiber o2 hat Anfang des Monats - wie berichtet - Bestandskunden ungefragt auf seinen neuen Roaming-Tarif "Reise-Option" umgestellt. Dabei unterteilt sich die Reise-Option auf die zwei Einzelprodukte "Reise-Option Sprache/SMS" und "Reise-Option Daten", die o2-Kunden - ob gewollt oder nicht - automatisch aktiviert wurden.

o2 hatte vor der Einführung seiner Reise-Option mitgeteilt, dass sich die beiden Reise-Options-Produkte auch getrennt voneinander buchen lassen. Nachdem die automatische Umstellung der Bestandskunden durch o2 vollzogen worden war - und, wie berichtet, für viel Ärger gesorgt hat -, haben viele Kunden der deutschen Telefónica-Marke ihren Standard-Tarif für Gespräche und SMS wieder auf den Euro-Tarif (bei o2: "o2 Weltzonen") umgestellt.

Reise-Option Daten ist in der EU deutlich günstiger

o2: Ärger um Reise-Option o2: Immer wieder gibt es Ärger
um die neue Reise-Option
Montage: teltarif.de
Da die Reise-Option Daten mit rund 1,54 Euro pro MB (15 Cent pro 100 kB) aber günstiger ist als der Standard-Daten-Tarif "Mobiles Internet Ausland" mit 5,12 Euro pro MB (5 Cent pro 10 kB), haben sich viele dazu entschlossen, hier die Reise-Option aktiviert zu lassen - zumal der Cut-off-Mechanismus des Euro-Tarifs in Höhe von 59,50 Euro auch für die Reise-Option Daten gilt. Bei o2 stellt die 59,50-Euro-Grenze in beiden Tarifen sogar einen Kosten-Airbag dar, wobei die Geschwindigkeit im Standard-Tarif ab 30 MB Datenverbrauch auf 64 kBit/s und ab 200 MB auf 2 kBit/s gedrosselt wird. Bei der Reise-Option Daten erfolgt die Drossel ab 40 MB auf 64 kBit/s und bereits ab 50 MB auf 2 kBit/s.

Der Teufel steckt in der Fußnote

Reise-Option-Daten-Fußnote Die Fußnote 1 zur Reise-Option Daten verbirgt die Unvereinbarkeit mit dem Euro-Tarif...
Screenshot: teltarif.de
o2 hat allerdings - wohl von den allermeisten Kunden unbemerkt - eine Fußangel eingebaut, auf die auch wir erst nach einem Leserhinweis aufmerksam wurden. Obwohl die Reise-Option Daten im Kundencenter durchaus in Verbindung mit dem Sprachroaming-Modell o2 Weltzonen kombiniert werden kann und es auch keinen anderslautenden Hinweis bei der Umstellung von der Reise-Option Sprache/SMS zurück zum Weltzonen-Tarif gibt, gilt die Reise-Option Daten in dieser Konstellation schlichtweg nicht mehr - obwohl das Kundencenter die Option eindeutig als gebucht und aktiv ausweist.

Der Grund hierfür versteckt sich im Kleingedruckten der o2 Reise-Option Daten. Dort heißt es unter anderem: "Die Datennutzung gilt nur für paketvermittelte Datennutzung, nicht bei VoIP-Nutzung, nicht bei sonstigen Sprach-, Videotelefoniediensten, Peer-to-Peer-Verkehren oder in Kombination mit dem Sprachtarif Weltzonen." Im Klartext: Auch wenn der Kunde die Reise-Option Daten gebucht hat und diese im Kundencenter - in Kombination mit dem Weltzonen-Tarif für Sprache und SMS als aktiv angezeigt wird - gilt die günstigere Datenabrechnung nicht.

Trotz scheinbar aktiver Reise-Option Daten wird im Standardtarif abgerechnet

o2-Kundencenter-Überblick ...und das, obwohl die Roaming-Optionen auch in der Kombination als gebucht und aktiv angezeigt werden
Screenshot: teltarif.de
Wie uns auch die Hotline bestätigte, gilt in diesem Fall vielmehr automatisch die Standardabrechnung "Mobiles Internet Ausland" mit 5,12 Euro pro MB. Damit dürften wohl die wenigsten Kunden rechnen, zumal ihnen das Kundencenter klar suggeriert, sie hätten die in der EU günstigere Daten-Roaming-Option (verbindlich) gebucht.

Wir wollten von o2 wissen: Warum diese Fußnote? Wieso können beide Optionen überhaupt gemeinsam aktiviert werden? Und wieso werden Kunden nicht wenigstens aktiv und unübersehbar über die Unvereinbarkeit der beiden Roaming-Tarife informiert?

o2: Reise-Option sollte nie getrennt buchbar sein

o2-Pressereferentin Carolin Eckert schiebt die Problematik auf ein technisches Problem: "Unsere Reise-Option ist ein Gesamtpaket für Voice und Data. Im Selfservice kann man es zwar getrennt buchen, es handelt sich dabei aber um einen technischen Bug. Durch die AGB ist die getrennte Buchung der beiden Optionen ausgeschlossen. An der Behebung des Bugs wird gearbeitet."

Dieses Statement verwirrt: Denn Anfang des Monats hatte das Unternehmen noch offiziell mitgeteilt, dass sich die zwei Komponenten der Reise-Option durchaus getrennt buchen lassen. Doch was passiert nun mit Kunden, die unterschiedliche Optionen gebucht bzw. die Reise-Option nur für Sprache/SMS oder nur für Daten aktiviert haben?

o2 will Kunden mit "unvollständiger" Reise-Option u.U. komplett zurückstellen

Carolin Eckert teilte uns hierzu mit: "Wir behalten uns vor, Kunden, die im Voice-Bereich auf den Euro-Tarif zurückgewechselt sind, auch im Datenbereich wieder zurückzustellen." Dasselbe Vorgehen gelte auch für die - unwahrscheinliche - Konstellation der gebuchten Reise-Option im Sprach/SMS-Bereich und der Standard-Abrechnung im Bereich Daten. Solche Kunden würden dann gebenenenfalls im Sprachbereich wieder auf den Standardtarif (o2 Weltzonen) zurückgestellt.

Der Kommentar von teltarif-Redakteur Marc Kessler
teltarif-Redakteur Marc Kessler Es geht drunter und drüber bei o2: Erst sollten die beiden Komponenten der Reise-Option getrennt voneinander buchbar sein, nun soll das laut AGB erst gar nicht erlaubt sein. Da akzeptiert das o2-Kundencenter - vermeintlich aufgrund eines "Bugs" - eine eigentlich unvereinbare Kombination aus Optionen, ohne dass die meisten Kunden von der Problematik überhaupt etwas ahnen dürften. Die unrühmliche Einführung der o2-Reise-Option wird immer mehr zu einer unendlichen Geschichte. Vielleicht sollte man bei o2 doch die Notbremse ziehen - und die Reise-Option nur auf ausdrücklichen Wunsch aktivieren -, bevor es dafür endgültig zu spät ist.

Artikel aus dem Themenspecial "Reise und Roaming"