Mobbing: Verfahren gegen ehemaligen France-Télécom-Chef
Justiz leitet ein offizielles Anklageverfahren wegen Mobbing ein.
Bild: France Telecom
Eine aufsehenerregende Selbstmordserie unter
Mitarbeitern des französischen Telekomriesen
France Télécom könnte
strafrechtliche Konsequenzen für den damaligen Konzernchef Didier
Lombard haben. Ein Anwalt des früheren Topmanagers bestätigte,
dass die Justiz ein offizielles Anklageverfahren wegen
Mobbings eingeleitet habe. Lombard stehe unter Polizeiaufsicht und
müsse 100 000 Euro als Kaution hinterlegen. Ihm drohen im Fall einer
Verurteilung bis zu ein Jahr Gefängnis und 15 000 Euro Geldstrafe.
Justiz leitet ein offizielles Anklageverfahren wegen Mobbing ein.
Bild: France Telecom
Hintergrund der Ermittlungen ist eine Klage sowie ein Anfang des
Jahres 2010 veröffentlichter Untersuchungsbericht zu der Suizidserie
in den Jahren 2008 und 2009. Die Gewerbeaufsicht kam darin zu dem
Ergebnis, dass Lombard und andere Topmanager das Leben der
Beschäftigten mit Mobbing-Methoden unmittelbar in Gefahr brachten.
Auf Warnungen von Gewerkschaften, Betriebsärzten und Krankenkassen
sei völlig unzureichend reagiert worden. Wie das Unternehmen angab,
haben sich in diesen beiden Jahren 32 Angestellte von France Télécom
das Leben genommen. Gewerkschaften gehen jedoch von einer noch höheren Zahl
an Suiziden aus. In einem hinterlassenem Abschiedsbrief nannte ein Mitarbeiter
die herrschenden Arbeitsbedingungen als Grund für seinen Selbstmord.
Offiziell wurden 32 Suizide verzeichnet - Gewerkschaften vermuten mehr
Arbeitnehmervertreter hatten die rund drei Dutzend Selbstmorde bereits zuvor als Ergebnis unmenschlicher Arbeitsbedingungen und des Programms "time to move" zum schnellen Stellenwechsel gewertet. Unter Lombards Führung hatte das Unternehmen zudem mehr als 20 000 Stellen gestrichen.
Der heute 70 Jahre alte Lombard musste bereits am 1. März 2010 als Konzernchef zurücktreten und gab die Führung an Stéphane Richard ab. Die Ermittlungen laufen zusätzlich gegen das Unternehmen France Télécom und zwei weitere Topmanager.