Kampfansage

Telekom-Konzerne wollen Werbung auf Handys blockieren (Update)

Die Telekom-Branche will ein Stück vom Kuchen, den Google oder Yahoo mit Werbung verdienen und droht mit der Blockade von Werbung auf Smartphones und Handys in ihren Netzen.
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Kampfansage der TK-Netzbetreiber: Schluss mit Werbung auf dem Handy! Kampfansage der TK-Netzbetreiber: Schluss mit Werbung auf dem Handy!
Montage: teltarif.de
Es ist eine Idee, die Spannungen zwischen Telekom-Branche und Internet-Unternehmen auf die Spitze treiben könnte: Mehrere Mobilfunk-Anbieter arbeiten laut einem Zeitungsbericht daran, Online-Werbung in ihren Netzen zu blockieren. Ein europäischer Netzbetreiber habe bereits die dafür nötige Software in seinen Rechenzentren installiert und wolle sie bis Ende dieses Jahres einschalten, berichtet die Financial Times heute.

Ein solcher Schritt könnte Internet-Firmen wie Google oder Yahoo Umsätze kosten. Anzeigen in Form bezahlter Nachrichten - wie sie etwa Facebook oder Twitter nutzen - wären davon hingegen nicht betroffen, berichtete die Wirtschaftszeitung.

Kampfansage der TK-Netzbetreiber: Schluss mit Werbung auf dem Handy! Kampfansage der TK-Netzbetreiber: Schluss mit Werbung auf dem Handy!
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Ein ranghoher Manager eines europäischen Netzbetreibers sagte der Financial Times, man wolle den Kunden zunächst die Möglichkeit bieten, einen werbefreien Service zu buchen. Erwogen werde aber auch ein radikalerer Schritt, genannt "die Bombe", bei dem Anzeigen auf einen Schlag über das gesamte Netzwerk aus Millionen Kunden blockiert werden könnte. Die Idee dahinter sei, vor allem Google dazu zu drängen, Werbeerlöse zu teilen, schrieb das Blatt.

Hohe Kosten für die Infrastruktur

Die Telekom-Unternehmen beschweren sich schon lange, dass Internet-Firmen viel Geld in ihren Netzen verdienten, ohne sich an den hohen Infrastruktur-Kosten zu beteiligen. Eine Anzeigen-Blockade könnte allerdings auch die Frage nach einem Verstoß gegen das Prinzip der Netzneutralität aufwerfen, nach dem alle Daten gleich behandelt werden müssen.

Über das Thema Netzneutralität wird seit Jahren sehr kontrovers diskutiert. Die damals zuständige EU-Kommissarin Neelie Kroes hatte noch 2011 erklärt, sich für ein freies und neutrales Internet einsetzen zu wollen. Später hatte sich die Kommissarin in einem Gastbeitrag für die französischen Zeitung Libération für eine Wahlfreiheit für die Kunden stark gemacht: Wer seinen Internet-Anschluss nur für das Surfen, E-Mail oder ähnliches nutzen möchte, solle nicht für den Video-Download anderer Kunden bezahlen müssen.

Update 14:15 Uhr: Zweifel an Umsetzbarkeit

Mit Blick darauf wurden in Industrie-Kreisen jetzt erhebliche Zweifel an der Durchsetzbarkeit einer solchen Idee geäußert. "Kein ernstzunehmender Spieler könnte sich in Europa so etwas erlauben", sagte ein Brancheninsider. Regulatorischen Problemen könne man zwar eventuell ausweichen, in dem ein Werbeblocker als zusätzliches Angebot für die Kunden vermarktet würde. Allerdings sei grundsätzlich zu bezweifeln, ob eine solche Maßnahme im Interesse der Branche wäre.

Bei der Deutschen Telekom hieß es heute: "Wir beobachten den Markt, haben aber derzeit keine Maßnahmen geplant."

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