René Obermann fordert weltweit sanftere Regulierung
René Obermann auf dem Mobile World Congress
Foto: teltarif.de
René Obermann, Chef der
Deutschen Telekom
sprach heute auf
Mobile World Congress in Barcelona
über die neue Rolle eines erfolgreichen Netzbetreibers in einer
immer mobileren, globalen Welt. Dabei zeichnete er ein realistisches, aber
auch trübes Bild über die aktuelle Einnahmensituation im bisherigen
Kerngeschäft "Access" und dessen weitere Entwicklung in der Zukunft.
Die Preise für den reinen Netzzugang sind in den letzten Jahren sowohl
im Festnetz als auch in
Mobilfunknetzen
bei allen Netzbetreibern deutlich gesunken, gleichwohl der Datentraffic
exponentiell gestiegen. Eine Ursache für die immer weiter sinkenden
Einnahmen sei im Bereich der Regulierung auszumachen, die nicht
nur national, sondern zum Beispiel auch europäisch, die Einnahmensituation
aller Netzbetreiber deutlich negative beeinflusst habe. Auf der anderen
Seite fordern die Staaten über die Regulierer aber auch immer wieder
teure Preise für Frequenzspektren ein. Die Netzbetreiber "bezahlen also
immer doppelt," beklagte sich Obermann in Barcelona.
René Obermann auf dem Mobile World Congress
Foto: teltarif.de
In diesem Sinne formulierte Obermann gleich mehrere Wünsche in
Richtung der Wettbewerbshüter: Die Bereitstellung weiterer (Mobilfunk-)Frequenzen
sei für die Bewältigung des explodierenden (mobilen) Datenverkehrs unumgänglich.
Ebenso fordert er hier Verteilungs- und Preisfindungsverfahren, die
genug Raum und Kapital für technische Innovationen bieten.
Netzneutralität "reloaded": Intelligentes, nicht diskriminierendes Trafficmanagement
Obermann nahm in Barcelona wiederum auf eine schon lange geführte Diskussion Bezug: jene der Netzneutralität. Den Netzbetreibern ist es seit langem ein großer Dorn im Auge, dass Service- und Contentprovider einerseits und Handy-Hersteller andererseits die eigentlichen Profiteure des Booms im mobilen Internet sind und die Netzbetreiber im Dilemma zwischen Netzausbau-Investitionen und sinkenden Preisen stecken (bleiben). René Obermann äußerte die Zuversicht, dass dieses Missverhältnis nicht für alle Ewigkeit manifestiert sein muss. Er forderte vielmehr ein "intelligentes, aber nicht diskriminierendes Trafficmanagement" in den Netzen von morgen. Leider blieb offen, wie dies im Detail aussehen soll und ob Content-Provider wie Youtube und andere in Zukunft nicht doch für die Bereitstellung von Infrastruktur zahlen sollen.
"Die Telco von morgen setzt auf die Cloud!"
René Obermann
Foto: teltarif.de
Ganz so pessimistisch wie es in den bisherigen Zeilen den Anschein
haben mag, war René Obermann bei weitem nicht: Er zeichnete
zahlreiche Geschäftsfelder, in denen er große wirtschaftliche Perspektiven
für sein Unternehmen sieht: Wesentlicher Treiber sind hier Cloud-Dienste
für Unternehmen jeglicher Größe und Endkunden gleichermaßen.
Netzbetreiber, allen voran die Deutsche Telekom, seien hier
hervorragend aufgestellt. Wichtigster Erfolgsfaktor für jeden
cloudbasierten Dienst sind eine hervorragende und intelligente
(mobile) Breitbandanbindung zum einen und ausgefeilte Sicherheitslösungen
zum anderen.
Im Bereich der Datenverbindungen forderte René Obermann das intelligente Zusammenspiel zahlreicher, schon heute vielfach eingesetzter, Technologien. UMTS, HSPA, LTE, Femto-Zellen, WLAN und Glasfaser sollen für den Kunden jeweils zu einem individuellen Netzzugang gekoppelt werden, bei dem dann im konkreten Bedarfsfall die individuell schnellste Technologie oder der beste Technologie-Mix automatisch ausgewählt wird. Hierbei sieht Obermann übrigens nicht nur sein eigenes Unternehmen und Entwicklungsteam gefragt, sondern ist offen für Kooperationen mit Unternehmen jeder Größe.