VDSL

Telekom Vectoring: 100-MBit/s-Anschlüsse auch für Mitbewerber

Nur drei Prozent der Kabelverzweiger laut Telekom problematisch
Von Thorsten Neuhetzki

In Kabelverzweigern will die Telekom VDSL Vectoring realisieren. Mitbewerber könnten hier dann kein eigenes VDSL mehr aufbauen. In Kabelverzweigern will die Telekom VDSL Vectoring realisieren. Mitbewerber könnten hier dann kein eigenes VDSL mehr aufbauen.
Foto: Deutsche Telekom
Die mögliche Einführung von VDSL Vectoring sorgt derzeit für Unruhe im Festnetzmarkt. Gestern haben sich die drei Branchenverbände VATM, Buglas und Breko, in denen die Wettbewerber der Telekom organisiert sind, in einer gemeinsamen Pressemitteilung gegen die Pläne der Telekom gestellt. Sie fürchten eine Remonopolisierung. Bei der Telekom hingegen versteht man die Aufregung nicht. Hier setzt man auf Gespräche und Lösungen und will etwas für die Breitbandversorgung in Deutschland tun.

In Kabelverzweigern will die Telekom VDSL Vectoring realisieren. Mitbewerber könnten hier dann kein eigenes VDSL mehr aufbauen. In Kabelverzweigern will die Telekom VDSL Vectoring realisieren. Mitbewerber könnten hier dann kein eigenes VDSL mehr aufbauen.
Foto: Deutsche Telekom
"Die Telekom hat den Dialogprozess mit den Wettbewerbern und der Bundesnetzagentur zum Thema Vectoring gestartet", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der Telekom gegenüber teltarif.de. Die Telekom sei zuversichtlich, "dass wir für die wenigen Fälle der von Wettbewerbern erschlossenen Kabelverzweiger vernünftige Lösungen finden". Ingesamt gehe es nach Darstellung der Telekom bei dem nun losgebrochenen Streit zwischen Wettbewerbern und Telekom um drei Prozent der Verzweiger. "Von Remonopolisierung kann keine Rede sein."

Telekom: Nur 140 000 Kvz-TAL vermietet, betroffen sind jedoch nicht alle

Das Problem bei VDSL Vectoring: Die Mitbewerber können keine Kvz-TAL (Kabelverzweiger-Teilnehmeranschlussleitung) für VDSL mehr nutzen, wenn die Telekom Vectoring auf ihrer Leitung einsetzt. Hier würden andere VDSL-Signale das Vectoring stören. Entgegen bisherigen Darstellungen könne die Kvz-TAL jedoch weiterhin angeboten werden, wenn der Mitbewerber hier beispielsweise DSL schalten wolle. Bei einem Drittel der heute gemieteten Kvz-TALs sei das schon der Fall, wie aus Telekom-Kreise verlautete.

Die (Hvt-)TAL (also die Leitung vom Hauptverteiler zum Kunden) als Vorleistungsprodukt bleibe erhalten, betont die Telekom. Insgesamt habe die Telekom aktuell etwa 9,6 Millionen Leitungen an die Mitbewerber vermietet, 140 000 davon seien Kvz-TAL. Eine weitere Zahl, mit der die Telekom argumentiert: Es gibt im Netz der Telekom etwa 330 000 Kabelverzweiger. Von den Mitbewerbern erschlossen seien davon nur etwa 8 200, eben die genannten drei Prozent. Die Erschließung der Kabelverzweiger durch die Mitbewerber mittels Glasfaser oder Richtfunk ist für diese Voraussetzung, um die Kvz-TAL mieten zu können.

Telekom will Wettbewerbern Vectoring-Vorleistung anbieten

Die Telekom kündigte in ihrer Stellungnahme zudem an, dass man den Wettbewerbern bei einer Einführung von Vectoring ein Vorleistungsprodukt für diese Vectoring-Anschlüsse anbieten werde. Damit könnten auch die Mitbewerber im entsprechenden Ausbaugebiet schnellere Anschlüsse anbieten und mit den Kabelnetzbetreibern in Wettbewerb treten. Eigene Ausbauinvestitionen, wie sie heute notwendig sind, müssten die Alternativanbieter dann nicht mehr durchführen. Mit dem Einsatz von Vectoring sollen bis zu 100 MBit/s im Downstream und 40 MBit/s im Upstream möglich werden.

Die Telekom will mit Vectoring das eigene VDSL-Gebiet verdoppeln. Binnen vier Jahren sollen 24 Millionen Haushalte versorgt werden. Über weitere Erschließungen in die Fläche müsse dann mit Kommunen und Partnern verhandelt werden. Die Tatsache, dass die Kabelverzweiger mit Glasfaser erschlossen werden, macht auch hier einen Ausbau im ländlichen Bereich vergleichsweise teuer. Allerdings hat die Telekom durch den Ausbau ihres Mobilfunknetzes schon viel Glasfaser verlegt. Viele UMTS/HSDPA-Standorte im Telekom-Netz sind mit diesen Leitungen angebunden, um den anfallenden Datentraffic der Sendemasten schnell abführen zu können.

Vectoring: Kein Einfluss auf Indoor-VDSL-Netz der Mitbewerber

Übrigens: Auf die beispielsweise von o2 oder Vodafone geschalteten VDSL-Leitungen hätte die Umstellung auf Vectoring offenbar keine Auswirkungen. Diese VDSL-Anschlüsse werden in der Vermittlungsstelle (Hauptverteiler) über einen Indoor-DSLAM realisiert. Diese Leitungen entsprechen der Hvt-TAL und werden aufgrund der kurzen Entfernung zum Kunden nach Angaben der Telekom nicht über Kabelverzweiger geführt. Die Telekom will Vectoring jedoch nach eigenen Angaben nur in Kabelverzweiger einsetzen. Eine Störung der beiden VDSL-Signale wäre also ausgeschlossen.

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