Breitband-Monopol

Vectoring: Fordert Telekom doppelte Leitungsmiete von 20 Euro?

Wettbewerber befürchten steigende Preise bei Breitband-Tarifen
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Telekom könnte doppelte Leitungsmiete von 20 Euro fordern VDSL Vectoring: Telekom könnte doppelte Leitungsmiete von 20 Euro fordern
Foto: teltarif.de
Die Telekom könnte für das VDSL Vectoring 20 Euro statt bisher 7,17 Euro (netto) Leitungsmiete pro Anschluss von den Wettbewerbern fordern. Dies wäre mehr als eine Verdoppelung und würde eine Verteuerung der Breit­band­an­schlüsse nach sich ziehen. Doch die Forderungen des Konzerns gehen noch weiter.

Dem Nachrichtenmagazin "Focus" liegen Informationen vor, dass die Telekom eine Änderung der Regulierungsbestimmungen im Breitband-Markt anstrebt. Bisher ist es so, dass die Telekom den Wettbewerbern Zugang zu ihrem Netz gewähren muss, damit diese konkurrierende Breitband-Pakete für Endkunden anbieten können. Beim VDSL Vectoring führt die Telekom nun technische Gründe an, um die bisherige Regelung zu kippen.

Wettbewerber sprechen von "Telekom-Trick" und "Re-Monopolisierung"

Telekom könnte doppelte Leitungsmiete von 20 Euro fordern VDSL Vectoring: Telekom könnte doppelte Leitungsmiete von 20 Euro fordern
Foto: teltarif.de
Im Artikel 100-MBit/s-Anschlüsse auch für Mitbewerber hat teltarif.de den technischen Hintergrund bereits erläutert: Sollte die Telekom Vectoring auf ihrer Leitung einsetzten, können die Wettbewerber keine Kvz-TAL (Kabelverzweiger-Teilnehmeranschlussleitung) für VDSL mehr nutzen, denn andere VDSL-Signale würden in diesem Fall das Vectoring stören. Rein technisch betrachtet kann die Kvz-TAL jedoch weiterhin angeboten werden, wenn der Mitbewerber zum Beispiel DSL schalten möchte. Die (Hvt-)TAL - das ist die Leitung vom Hauptverteiler zum Kunden - soll als Vorleistungsprodukt zwar erhalten bleiben, die Telekom will die Konkurrenz-Unternehmen bei der Vermietung aber deutlich mehr zur Kasse bitten als bisher. Mit Hilfe von von Vectoring sollen bis zu 100 MBit/s im Downstream und 40 MBit/s im Upstream möglich sein; der Konzern möchte den Wettbewerbern auch ein Vorleistungsprodukt für Vectoring-Anschlüsse offerieren. Eine regulatorische Lösung des Problems könnte sein, das Recht zum Zugang zu allen Doppeladern, auf die bislang nur die Telekom Zugriff hat, regional auszuschreiben.

Dem "Focus" sagte Telekom-Chef René Obermann, dass sein Unternehmen dies aber künftig lieber selbst bestimmen wolle. Diese Forderung wird wohl auch in dem Antrag stehen, den der Bonner Konzern demnächst bei der Bundesnetzagentur zur Genehmigung von Vectoring einreichen wird. Die Wettbewerber allerdings sind entsetzt: "Wenn die Telekom bei der Bundesnetzagentur die bestehende Regulierung kippen will, dann sollte sie das bitte zunächst mit uns besprechen", äußerte Jürgen Grützner, der Geschäftsführer des Telekom-Wettbewerber-Verbandes VATM, gegenüber dem "Focus".

Besonders betroffen von der Idee der Telekom sind regionale Glasfaser-Anbieter wie EWE Tel. Grützner befürchtet, dass der Netzausbau auf dem Land zunächst nahezu zum Stillstand kommen könnte, wenn die Telekom die Netzhoheit zurückgewinnen würde. In einem ausführlichen Interview mit teltarif.de hat Norbert Westfal, kaufmännischer Geschäftsführer bei EWE Tel, vor einigen Tagen bereits einen klaren Wettbewerb beim Kvz-Ausbau gefordert.

Reaktion der Telekom: Kein echtes Dementi des "Focus"-Berichts

Ein Sprecher der Telekom sagte heute nach dem "Focus"-Bericht, das Unternehmen spreche auf jeden Fall mit den Wettbewerbern über das Vectoring. Die Kupferleitungen zu den Gebäuden müssten zukünftig jedoch vollständig von der Telekom kontrolliert werden können. Über die Höhe der Miete sei aber noch gar nicht entschieden worden. Für Verbraucher, die einen klassischen DSL-Anschluss behalten möchten, werde der Internet-Zugang auch nicht teurer werden.

Dies legt aber den Schluss nahe, dass der breitbandige Vectoring-Zugang nicht nur ein wenig, sondern signifikant teurer werden könnte als jetzige DSL-Anschlüsse.

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