Gut und günstig?

Wileyfox Swift im Test: Dual-SIM, CyanogenOS und Privacy Guard

Das Swift vom britischen Startup Wileyfox bietet CyanogenOS mit Privacy Guard für unter 200 Euro. Kann das Smartphone im Test überzeugen?
Von Hans-Georg Kluge

Wileyfox Swift im Test Wileyfox Swift im Test
Bild: teltarif.de
Das britische Startup Wileyfox hat in Deutschland die beiden Smart­phones Swift und Storm auf den Markt gebracht. Wir haben das Einsteiger-Smartphone Swift getestet. Das Gerät kommt recht ordentlich durch unseren Test - zumal das Swift mit einer guten Multitasking-Leistung punktet.

Ausstattung

Datenblätter

Wileyfox Swift im Test Wileyfox Swift im Test
Bild: teltarif.de
Auf dem Papier stehen beim Wileyfox Swift solide Ausstattungsdaten für ein Einsteiger-Smartphone: Ein Qualcomm Snapdragon 410 und 2 GB Arbeits­speicher sorgen für die Performace, 16 GB interner Speicher sind für Apps, Bilder und andere Inhalte vorhanden. Dazu gibt es einen Speicherkartenplatz und als Betriebssystem kommt CyanogenOS zum Einsatz. Dieses System basiert auf Android 5.1 Lollipop und enthält Modifikationen, die Moddern von CyanogenMod bekannt sein dürften - unter anderem den Privacy Guard, mit dem der Nutzer Apps Zugriffsrechte entziehen kann.

Haptik, Verarbeitung und Display im Check

Heißt günstig auch schlecht verarbeitet? Beim Wileyfox Swift eigentlich nicht. Zwar ist die Rückseite aus einem recht lapprig wirkenden Kunststoff gefertigt, dennoch erweist sich das Swift im Test als einigermaßen stabil. Da die Rückseite leicht geschwungen ist, liegt das Smart­phone recht gut in der Hand.

5 Zoll, HD-Auflösung von 720 mal 1280 Pixel - akzeptable Eckdaten. Die Pixeldichte ist nicht sehr hoch, sodass Treppchenbildungen an Kreisen oder schrägen Linien sichtbar bleiben. Störend ist dies jedoch nicht. Full-HD ist in dieser Preisklasse ohnehin nicht zu erwarten. Beim Scrollen und anderen Animationen ziehen schwarze Flächen zuweilen Schlieren hinter sich her. Besonders gut sichtbar ist der Effekt zum Beispiel auf Webseiten, die schwarze Schrift auf weißem Hintergrund anzeigen.

Das Display ist nicht hell genug. Das Display ist nicht hell genug.
Bild: teltarif.de
Die Farbkalibrierung lässt sich in den Systemeinstellungen recht genau auf die eigenen Wünsche einstellen. Im Auslieferungszustand schienen Grautöne einen leichten Rotstich zu haben - kaum war das Farbprofil auf "Standard" gesetzt, schon entsprach die Farbdarstellung unseren Erwartungen. Neben dem Standard-Modus stehen noch weitere Modi zur Wahl: Natürlich, Dynamisch, Kino und einige weitere. Alternativ besteht auch die Möglichkeit, die Farbkalibrierung manuell vorzunehmen. Die maximale Helligkeit des Displays ist etwas niedrig.

Software: CyanogenOS mit Privacy Guard

Auf dem Wileyfox Swift kommt CyanogenOS 12.1 zum Einsatz. Dieses Betriebssystem basiert auf Android 5.1 Lollipop, ergänzt um einige Funktionen und APIs, die die Entwickler des bekannten CyanogenMod ergänzt haben. Wichtigster Unterschied zwischen CyanogenMod und CyanogenOS: Letzteres können Hersteller lizenzieren und ab Werk für ihre Smart­phones nutzen. CyanogenMod kommt dagegen meist erst nach dem Kauf auf ein Handy und erfordert meist das Engagement von Entwicklern, die sich der Pflege der gerätespezifischen Firmware annehmen.

Auf dem Wileyfox Swift sind wichtige Cyanogen-Features wie der Privacy Guard im Einsatz. Im Lieferumfang sind jedoch die bekannten Google-Apps, sodass Käufer auf keine von Android bekannten Funktionen verzichten müssen. Dabei ergänzt Wileyfox einige Funktionen um angepasste Doppelgänger: Es gibt zusätzlich zu Chrome einen eigenen Browser, einen E-Mail-Client als Gegenentwurf zu Gmail sowie eine Galerie-App, die Google Photos ergänzt. Als weitere Software-Beigaben finden sich zum Beispiel ein UKW-Radio, eine Screenshot-App sowie eine App, um eine Videoaufnahme des Bildschirms anzufertigen.

Seit Google nicht nur klassische Android-Versionen (und deren Unterversionen) unterscheidet, sondern auch noch das Sicherheitspatch-Level angibt, ist die Aktualität bei Android noch schwieriger geworden: Das Wileyfox Swift basiert beispielsweise auf Android 5.1.1 mit dem Patchstand Januar 2016. Wileyfox hinkt hier also etwas hinterher. Zu hoffen bleibt außerdem, dass CyanogenOS 13 auf Basis von Android Marshmallow bald erscheint. Ein Update hat der Hersteller zumindest schon einmal in Aussicht gestellt, bislang aber nicht ausgeliefert.

Leistung: Alltagstauglich, aber nicht für Zocker

Dass ein Smart­phone mit einem Snapdragon 410 in Sachen Performance keine Bäume ausreißt, ist eigentlich klar. Und so macht das Smart­phone in Gaming-Benchmarks auch keine gute Figur: 3DMark Slingshot ist inkompatibel, das Ergebnis von IceStorm Unlimited mit 4346 Punkten wenig berauschend.

Wileyfox Swift Wileyfox Swift
Bild: teltarif.de
Gerade in diesem Preissegment sind aber die Eindrücke im Alltag weit wichtiger als Benchmarks. Und so zeigt sich im Test: In niedrigeren Detailstufen laufen die meisten Spiele durchaus flüssig. Gelegentliche Mikro-Ruckler sind aber beispielsweise bei Riptide GP2 auszumachen. Bei drastisch reduzierter Auflösung läuft das Spiel zwar flüssig, die Grafik macht dann aber auch kaum mehr was her. Für Gelegenheitsspiele reicht die Leistung aber aus.

Vor allem für den Messaging- und Surf-Alltag bietet das Wileyfox Swift genügend Reserven. Ob Telefonieren, Surfen oder Chatten: All das ist ohne weiteres möglich und das System gönnt sich kaum Denkpausen. Hier machen sich auch die 2 GB Arbeits­speicher positiv bemerkbar.

Kamera: Erstaunlich gute Fotos

Die Kamera macht erstaunlich gute Fotos Die Kamera macht erstaunlich gute Fotos.
Bild: teltarif.de
Wenig überraschend schlägt sich die Kamera des Swift nur durchschnittlich. In unserem Testszenario können Bilder bei schlechten Lichtverhältnissen kaum überzeugen - die Ergebnisse sind viel zu dunkel und es fehlen beinahe alle Details. Das Bild rauscht, aber die farbigen Quadrate sind teilweise erkennbar. Deutlich bessere Ergebnisse sind in dieser Preisklasse aber auch nicht zu erwarten. Bei guten Lichtverhältnissen macht das Swift recht ansehnliche Fotos. Die Details der Blüte kommen gut zur Geltung und die Farben gibt die Kamera natürlich wieder.

Wie gewohnt finden Sie unsere unveränderten Testfotos zum Download, sodass Sie sich ein eigenes Bild machen können.

Akku und Telefonie

In puncto Telefonie leistet sich das Wileyfox eine konstruktionsbedingte Schwäche: Statt den Telefonlautsprecher in einer breiten Leiste unterzubringen, entschied sich Wileyfox für eine punktförmige Öffnung im Displayglas. Das hat aber den Nachteil, dass diese Öffnung sehr genau über dem Ohr bleiben muss - verrutscht diese nur wenige Millimeter, ist der Gesprächspartner kaum mehr zu hören. Ansonsten ist die Telefonie-Qualität aber solide. Dank Dual-SIM können Nutzer zwei SIM-Karten im Swift verwenden. Dabei bleibt es bei der Dual-SIM-Standby-Funktion.

Der Akku des Wileyfox Swift ist wechselbar. Der Akku des Wileyfox Swift ist wechselbar.
Bild: teltarif.de
Wileyfox setzt beim Swift auf einen wechselbaren Akku. Dessen Kapazität fällt mit 2500 mAh aber nur durchschnittlich aus. Im Test reicht das für solide Laufzeiten. Bei mäßiger Nutzung waren zwei Tage Laufzeit durchaus drin. Blieb das Smart­phone vorrangig im Standby-Modus, hielt der Akku durchaus mehrere Tage durch. Wie üblich haben wir auch einen Test mit dem PCMark durchlaufen lassen. Dabei misst die App den Zeitraum, der vergeht, bis der Akku von 80 Prozent auf 20 Prozent sinkt. Hierbei kommt das Swift auf ein Ergebnis von 4 Stunden und 18 Minuten - wenig spektakulär, da andere Smart­phones dieser Ausstattungsklasse durchaus auf Werte von über 6 Stunden kommen.

Preis/Leistung

Aktuell ist das Wileyfox Swift nur bei Amazon erhältlich und kostet dort 179 Euro. Für die gebotene Leistung erscheint das durchaus ein akzeptabler Preis - zumal Handys von den großen Herstellern oftmals mit schwächeren Specs auskommen müssen. Vor allem beim internen Speicherplatz und dem RAM sparen Smart­phones wie zum Beispiel das Moto G (dritte Generation).

Wileyfox Storm für Leistungshungrige?

Neben dem Swift hat Wileyfox das besser ausgestattete Smart­phone Storm im Angebot. Das kostet 100 Euro mehr, kommt dafür aber auch mit einem größeren Speicher, einem schnelleren Prozessor (Snapdragon 615) sowie einem größeren 5,5-Zoll-Full-HD-Display. Auf dem MWC in Barcelona hatten wir am Rande kurz die Gelegenheit, das leistungsfähigere Smart­phone auszuprobieren. Dabei zeigte sich das Storm ebenso reaktionsfreudig wie das Swift. Der Prozessor ist erfahrungsgemäß leistungsstärker, hat aber mit 3D-Spielen ebenfalls seine Mühe. Das größere Display des Storm war unserem Eindruck nach qualitativ hochwertiger als der Bildschirm des Swift. Die Kamera konnten wir nicht ausführlich begutachten.

Fazit: Solider Einstieg, langfristiges Engagement nötig

Mit dem Swift ist Wileyfox ein vernünftiges Erstlings-Smartphone gelungen. Ein solides Display gepaart mit einem ausreichend schnellen Prozessor für Alltagsaufgaben machen schon einmal ein gutes Budget-Smartphone. Verbesserungswürdig ist die Telefonie - der punktförmige Lautsprecher ist ein echter Minuspunkt. Zeigen muss sich erst noch, ob der Hersteller lange genug auf dem Markt ist, um auch langfristig seine Produkte unterstützen zu können.

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