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Editorial: Internet bald "wegen Überfüllung geschlossen"?

Langsames Upgrade auf IPv6 bringt Probleme
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Bestehende Provider und Diensteanbieter werden sich bei der Erweiterung ihrer Dienste ein Stück weit mit Adress-Recycling helfen können: Derzeit erfolgt bei DSL-Kunden beispielsweise meist erst nach 24 Stunden eine Trennung der Verbindung, egal, ob Daten fließen oder nicht. Bei IP-Knappheit könnten die Provider die Verbindung inaktiver Kunden deutlich schneller kappen, um ihre IP-Adressen anderweitig wieder vergeben zu können. Freilich müssen dazu die Kunden auch ihre Router so konfigurieren, dass sich diese nach der Trennung nicht gleich wieder neu einwählen.

Der nächste Schritt ist, mehrere Kunden hinter einer IP anzusiedeln. Mobilfunkunternehmen verwenden diese als NAT oder Masquerading bezeichnete Technik schon heute, die beispielsweise auch DSL-Router einsetzen, um mehrere Rechner an einem Internet-Anschluss (der folglich bei der Einwahl auch nur eine offizielle IP-Adresse erhält) zu betreiben. Allerdings erhalten die Kunden des Providers dann nur noch inoffizielle IP-Adressen, sind also nicht mehr direkt aus dem Internet erreichbar. Bezüglich der Verhinderung von Portscans ist das sogar ein Vorteil. Für diverse Dienste, beispielsweise den Aufbau von VPN-Netzwerken zwischen den Standorten einer Firma, kann Masquerading aber ein Problem darstellen.

Vor allem aber kann Masquerading nicht für Server eingesetzt werden, denn diese sollen ja allgemein erreichbar bleiben. Zwar gibt es für spezielle Dienste, insbesondere HTTP und SMTP, den Übertragungsstandards für Webseiten und E-Mail, spezielle Gateways, die die Verbindungen zunächst annehmen und an den eigentlichen Zielserver weiterleiten können. Doch für andere Dienste, insbesondere HTTPS für sichere Webseiten, scheitert das.

Vor allem aber gilt für alle genannten IP-Sparmaßnahmen: Diese können bestehenden Providern helfen, eine Zeit lang auch ohne neue IP-Adressen auszukommen, indem die bestehenden Adressen entsprechend besser genutzt werden. Aber sie helfen einem Neuankömmling, der noch keine IP-Adressen hat, keinen Deut weiter. Dass darunter der Wettbewerb leidet, braucht wohl nicht gesagt zu werden.

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