Editorial: Internet bald "wegen Überfüllung geschlossen"?
Als das Internet vor mehreren Jahrzehnten entwickelt wurde, waren
Computer teuer und Netzwerkkapazitäten kostbar. Und so sah man
im Internet-Protokoll (kurz IP) lediglich 32 Bit für die
Adresse von Absender und Empfänger vor. Dass man damit die Zahl
der an das Internet angeschlossenen Computer auf etwas
über vier Milliarden limitierte, störte niemanden. Obwohl damit
von Anfang an klar war, dass nie alle Menschen der Welt gleichzeitig
online sein können würden.
Grafik: teltarif.de
Zwar sind auch heute noch viele Menschen nicht in der Lage, sich einen Internetzugang zu leisten. Doch gerade in den sich entwickelnden asiatischen Ländern sind heute mehr Menschen online, als man diesen vor einigen Jahren noch zugetraut hätte. Und in den Industrieländern geht der Trend zum Zweit- und Drittgerät: Großer Laptop oder Desktop-PC für zu Hause, kleines und leichtes Netbook zum Mitnehmen bei Bedarf und das Smartphone zum immer dabei haben. "Always online" ist dabei eher Selbstverständlichkeit als Ausnahme.
Die Folge des Booms: In voraussichtlich weniger als 500 Tagen wird die zentrale Nummernverwaltung des Internets, die IANA, die letzten Blöcke mit IP-Adressen an die fünf großen Internet-Registrare (wie die RIPE für Europa) herausgeben. Wenige Monate später werden diesen Registraren jeweils die IP-Adressen ausgehen. Ab dann gilt: "Wegen Überfüllung geschlossen". Wer dann neue IP-Adressen braucht, muss darauf hoffen, dass jemand anders welche zurückgibt.