Mittendrin statt nur dabei: 5G in der TV-Produktion
Über das 5G-Campus-Netz von Media Broadcast wird der jonglierte Ball erkannt und dessen Geschwindigkeit auf dem Bildschirm eingeblendet
MH Media
Bevor die Zuschauer eines Formel-1-Rennens mehr auf ihre Smartphones als auf die Rennstrecke blicken, muss nicht nur ein 5G-Netz für Endanwender zur Verfügung stehen. Vor allem muss die neue Mobilfunkgeneration in der Produktionskette etabliert werden. Wie das funktioniert, zeigt Media Broadcast derzeit auf den Medientagen München. Der Service Provider für die Broadcast-Industrie hat ein Campusnetz errichtet, das die Möglichkeiten von 5G in der TV-Produktion demonstriert und für Media Broadcast selbst den Einstieg in ein neues Geschäftsfeld bedeutet.
Über das 5G-Campus-Netz von Media Broadcast wird der jonglierte Ball erkannt und dessen Geschwindigkeit auf dem Bildschirm eingeblendet
MH Media
Ans 5G-Netz angeschlossen sind vier Kameras: eine Webcam am Ausstellungsstand von Media Broadcast, eine professionelle Drahtloskamera außerhalb des Gebäudes sowie zwei Smartphones, von denen eines an ein Segway montiert ist. Jede Kamera verfügt über eine spezielle SIM-Karte, mit der es sich im Campusnetz anmeldet, um die eigenen Signale an die angeschlossenen Empfangsgeräte zu übermitteln.
Die Drahtloskamera produziert ein HD-Live-Bild mit 3 GBit/s. Für die Darstellung am Bildschirm wird es auf 3 bis 6 MBit/s herunterkonvertiert.
MH Media
Objekterkennung in Echtzeit
Neben einem Bildschirm am Stand von Media Broadcast, werden die Bildsignale auch an eine Smartphone-App übertragen. Dort können sie einzeln aufgerufen werden. Im Bild hat Media Broadcast den Namen der Kamera eingestanzt, wobei auch andere Metadaten wie etwa GPS-Informationen übertragen werden können. Ein Beispiel hierfür demonstriert Media Broadcast anhand eines Fußballs der jongliert wird und dessen Geschwindigkeit in Echtzeit auf dem Bildschirm angezeigt wird. Solche Beispiele lassen sich etwa für Sportübertragungen weiterentwickeln.
Die App von Media Broadcast zeigt die vier Bildsignale der im Campusnetz integrierten Kameras und kann ebenfalls als Kamera eingesetzt werden
MH Media
Gleichzeitig fungiert die App ebenfalls als Kamera. Aufnahmen werden über das Campusnetz an einen Übertragungswagen weitergeleitet, um dort die Bilder zu bearbeiten und zum Beispiel an eine angeschlossene Sendeanstalt zu transportieren. Diese Übertragung läuft heute noch weitgehend über Glasfaser oder Satellit, wobei sich bei diesem Signaltransport, der Distribution, die Vorteile von 5G gegenüber dem Satelliten zeigen: geringere Latenzzeiten und niedrigere Kosten.
Mehr Flexibilität, geringere Technikkosten
Gerade weil 5G ein weltweiter Standard ist, geht Media Broadcast davon aus, dass er auch in der TV-Produktion eine tragende Rolle spielen wird. Bei einer hohen Marktdurchdringung dürften die Technikkosten sinken. Dadurch würde 5G auch für lokale oder regionale TV-Anbieter interessant. Durch die Verwendung drahtloser Kameras und Mikrofone erhalten Produzenten mehr Flexibilität in ihren Produktionshallen und bei Vor-Ort-Produktionen. Des Weiteren würde 5G die vielen eigenentwickelten Übertragungstechniken für drahtlose Produktionsmittel vereinheitlichen.
Mehr Flexibilität: Mit einem an einem Segway montierten Smartphone zeigt Media Broadcast auf den Medientagen München die Möglichkeiten von 5G in der TV-Produktion
MH Media
Derzeit geht es Media Broadcast darum zu demonstrieren, welches Potenzial in 5G für die TV-Produktion steckt. Das Unternehmen will Erfahrungswerte sammeln und mit Kunden deren Bedürfnisse für 5G-Anwendungen diskutierten. „Bei entsprechender Nachfrage und Verfügbarkeit der Frequenzen sehen wir in 5G-Campusnetzen eine sinnvolle Ergänzung zu unserem Portfolio“, sagte Lars Bayer, Leiter der Unternehmenskommunikation von Media Broadcast, auf den Medientagen München.