Ausprobiert

Bezahlen per iPhone: Apple Pay in Deutschland im Test

Apple Pay ist jetzt auch in Deutschland offiziell verfügbar. Wir haben den Dienst mit einer grundgebührfreien VisaCard getestet und berichten darüber, welche Erfahrungen wir dabei gemacht haben.
Von

Seit dem 11. Dezember ist Apple Pay in Deutschland verfügbar. "Gefühlt" war das Medieninteresse deutlich größer als beim Start von Google Pay, der schon im Juni erfolgt ist. Von Netto Markendiscount über Tank & Rast bis hin zur Tankstellenmarke HEM haben zahlreiche Unternehmen per Pressemitteilung darauf hingewiesen, dass sie ihren Kunden jetzt auch Zahlungen mit Apple Pay ermöglichen.

Hanseatic Bank: Grundgebührfreie VisaCard ohne Kontowechsel

Datenblätter

Apple Pay muss zuerst eingerichtet werden Apple Pay muss zuerst eingerichtet werden
Foto: teltarif.de
Wir wollten ausprobieren, wie Apple Pay in der Praxis funktioniert und haben für den ersten Test die grundgebührfreie VisaCard der Hanseatic Bank gewählt. Tests mit den Karten weiterer Kreditinstitute werden folgen. Das GenialCard genannte Produkt hat abseits der Tatsache, dass keine Grundgebühren anfallen, den Vorteil, dass man zur Nutzung kein neues Konto braucht und auch kein Prepaid-Guthaben aufladen muss. Stattdessen werden die anfallenden Kosten per Lastschrift vom bestehenden Konto eingezogen.

Doch Vorsicht: Standardmäßig würde die Bank nur einen Teilbetrag einziehen und für den Rest Zinsen berechnet. Direkt nach der Freischaltung des Online-Zugangs lässt sich aber per App und über das passwortgeschützte Kundenmenü auf der Webseite der Bank einstellen, dass jeweils der Gesamtbetrag eingezogen werden soll. Die Änderung sollte wenige Tage später ebenfalls in der App und im Web sichtbar sein.

Neuer Menüpunkt in der App

Nach dem Deutschland-Start von Apple Pay tauchte in der App dann auch ein Button mit der Inschrift "Apple Pay konfigurieren" auf. Nach dem Anklicken startete das im iOS-Betriebssystem integrierte Konfigurationsmenü, mit der sich die Kreditkarte digitalisiert zur Apple Wallet hinzufügen lässt. Der zweite Weg zur Einrichtung führt über das Einstellungen-Menü im iPhone. Hier kann unter dem für deutsche Nutzer neuen Menüpunkt "Wallet & Apple Pay" die Kreditkarte hinzugefügt bzw. mit der Handy-Kamera eingescannt werden. Alternativ lassen sich die Daten auch manuell eingeben.

In der Folge fand eine Kartenüberprüfung per SMS an die bei der Hanseatic Bank hinterlegte Rufnummer statt. Die danach von der Bank übersandte Kurzmitteilung wurde automatisch ausgelesen, sodass der darin enthaltene Bestätigungscode nicht manuell eingegeben werden musste. Das scheint in der Apple-Welt neu zu sein. Bei früheren Tests - noch über den Umweg ausländischer Kreditkarten - mussten die Daten manuell eingegeben werden. Android-Nutzer kennen vergleichbares schon lange - etwa bei der Verifizierung der Handynummer für Messenger wie WhatsApp.

iPhone und Apple Watch bereit für Apple Pay

Kreditkarte erfolgreich zur Apple Wallet hinzugefügt Kreditkarte erfolgreich zur Apple Wallet hinzugefügt
Foto: teltarif.de
Per Push-Benachrichtigung ließ uns die Apple Wallet schließlich wissen, dass die "Hanseatic Bank Kreditkarte" für Apple Pay bereit ist. Zudem war auf dem iPhone nochmals ein kurzer Hinweis zur Funktionsweise des mobilen Bezahlverfahrens zu sehen. Im iPhone-Menü "Wallet & Apple Pay" ist die VisaCard unter "Zahlungskarten" zu finden. Sobald der Dienst genutzt wurde, lassen sich hier auch die Transaktionen abrufen - für Anwender, die Apple Pay auch mit der Apple Watch nutzen, ist das allerdings schlecht gelöst, denn es gibt keine gemeinsame Liste der Transaktionen auf allen Geräten.

Die Zahlungsvorgänge, die mit der Uhr vorgenommen wurden, sind nur an gleicher Stelle in der Watch-App zu finden. Dort gibt es ebenfalls das neue Menü "Wallet & Apple Pay", das auch die auf dem iPhone bereits installierte(n) Kreditkarte(n) anzeigt und das Hinzufügen zur Wallet in der Smartwatch anbietet. Dabei ist abermals eine Verifizierung per SMS erforderlich.

Erster Apple-Pay-Test bei Globus

Nachdem wir iPhone XS Max und Apple Watch Series 3 mit Apple Pay ausgestattet hatten, wollten wir herausfinden, inwieweit der Handel auf den neuen Bezahldienst schon vorbereitet ist. Unseren ersten Versuch unternahmen wir in einer Globus-Filiale. Nach dem Einkauf angekommen sagten wir der Kassiererin, dass wir mit Apple Pay bezahlen wollen. "Ah, mit Handy", meinte sie und gab das Terminal frei - allerdings nicht für kontaktlose Zahlungen. Erwartungsgemäß passierte beim Zahlungsversuch nichts.

Virtuelle Kreditkarte muss an das Lesegerät gehalten werden Virtuelle Kreditkarte muss an das Lesegerät gehalten werden
Foto: teltarif.de
Nach dem Hinweis, dass das Terminal natürlich für kontaktlose Zahlungen freigeschaltet werden muss und das Symbol für diesen Bezahlweg nicht angezeigt wird, wurde schließlich eine zweite Kassiererin und - nachdem diese auch nicht weiter wusste - die Kassenaufsicht zu Rate gezogen. Die gute Dame zuckte mit den Schultern und meinte, es sei Monate her, dass ein Kunde mit dem Handy bezahlen wollte (Anmerkung: Kein Wunder, denn nach diesem "Nutzererlebnis" hat wohl kaum noch jemand Lust auf diese Art der Bezahlung).

Mitarbeiter aus der Firmenzentrale konnte helfen

Wir einigten und schließlich darauf, es an einer zweiten Kasse zu versuchen. An dieser, wie auch an einer dritten Kasse, scheiterte der Versuch, mit Apple Pay zu bezahlen, ebenfalls. Nun wurde ein mit den Zahlungssystemen vertrauter Mitarbeiter aus der Globus-Zentrale telefonisch zu Rate gezogen, der den Kassiererinnen erklären konnte, wie sie die Terminals bedienen mussten.

Beim nächsten Versuch tauchte das Kontaktlos-Symbol auf dem Terminal auf, doch der Zahlungsversuch klappte zunächst nicht. Nach wenigen Sekunden versuchten wir es erneut - jetzt mit Erfolg. Diesen Effekt gab es in verschiedenen Globus-Filialen auch früher schon - neben Apple Pay auch mit Google Pay und anderen Bezahl-Apps, die auf die NFC-Schnittstelle von Smartphone bzw. Smartwatch und Kassen-Terminal zugreifen.

Der Start ins Apple-Pay-Zeitalter war demnach alles andere als einfach. Im Gegenteil: Kunde und Personal waren frustriert, nachfolgende Kunden an den Kassen vermutlich genervt, weil sie etwas länger warten mussten. Allerdings kann das Personal am allerwenigsten dazu, nicht richtig geschult zu werden. Hier ist das Management in den Märkten vor Ort gefragt, zumal die kontaktlosen Zahlungen - egal ob mit NFC-fähiger Kreditkarte, mit Handy oder Uhr - normalerweise schnell und unkompliziert sind und somit Zeit sparen anstatt für zusätzlichen Stress zu sorgen.

Kaufland und McDonald's können Apple Pay

Auch mit der Apple Watch kann Apple Pay genutzt werden Auch mit der Apple Watch kann Apple Pay genutzt werden
Foto: teltarif.de
Den zweiten Stopp machten wir in einer Kaufland-Filiale. Diese Ladenkette gehört anders als Globus zu den offiziellen Partnern von Apple. Und in der Tat war das Personal für die Nutzung geschult. "Ich möchte mit Apple Pay bezahlen" wurde verstanden und auch das Terminal an der Kasse funktionierte so, wie es sein sollte. Das Kontaktlos-Symbol erschien, wir haben die Apple Watch an das Terminal gehalten und nach nicht einmal einer Sekunde ertönte ein Ton zur Bestätigung der Zahlung. Dies wurde auch auf der Smartwatch entsprechend angezeigt.

Bei McDonald's haben wir unser Glück an den Terminals versucht, an denen Kunden selbst Bestellungen aufgeben und bezahlen können. Egal ob mit iPhone oder Apple Watch: Die Zahlungen klappten genauso schnell und unkompliziert wie bei Kaufland. Schade nur, dass es keinen Hinweis auf die Möglichkeit gibt, mit Apple Pay zu bezahlen, gehört doch auch die Schnellrestaurant-Kette zu den offiziellen Apple-Partnern.

Postagentur: Kontaktlos ja - Visa nein

Den nächsten Versuch, mit Apple Pay zu bezahlen, unternahmen wir in einer Postagentur. "Das ist ganz neu", war die Verkäuferin sichtlich stolz auf ihr Terminal, das auch für kontaktlose Zahlungen vorbereitet ist. Mit Apple Pay klappte das aber in unserem Fall nicht. "Ich kann hier nur GiroCard, Maestro und V-Pay auswählen", so die freundliche Verkäuferin.

Hinweis nach Fehlbedienung Hinweis nach Fehlbedienung
Foto: teltarif.de
Die GiroCard, die in Deutschland bekanntermaßen weit verbreitet ist, ist mit Apple Pay bislang nicht kompatibel. Es gibt aber Medienberichten zufolge Bestrebungen, das System so anzupassen, sodass es auch mit dem Mobile-Payment-Dienst von Apple kompatibel ist. Im kommenden Jahr könnte es soweit sein, war aus Fachkreisen am Rande des Apple-Pay-Starts zu hören. Maestro ist wiederum Apple-Partner, die im Test verwendete VisaCard unterstützt das jedoch nicht.

Aber funktioniert das kontaktlose Bezahlen bei der Post überhaupt? Wir haben das während des Tests mitgeführte Blackberry KEY2 gezückt auf, dem die Digitale-Karten-App der Volksbanken und Raiffeisenbanken installiert ist. Hier ist auch eine GiroCard eingebunden und tatsächlich konnten wir damit bezahlen. Hier wäre die Postagentur gefragt, das Portfolio nach Zahlungsarten auf die gängigen Kreditkarten wie MasterCard und Visa auszubauen.

Letzter Test an der Agip-Tankstelle

Den letzten Test haben wir an einer Agip-Tankstelle durchgeführt. Das Kontaktlos-Symbol war gut sichtbar auf der linken Seite des Terminals zu sehen. Der Tankwart konnte sogar mit dem Begriff Apple Pay etwas anfangen, obwohl diese Kette noch nicht auf der Liste der offiziellen Apple-Partner auftaucht. Die Nutzung klappte genauso gut wie im Kaufland und bei McDonald's.

Unabhängig davon, wo wir mit Apple Pay bezahlt haben, erhielten wir unmittelbar nach der Transaktion Push-Benachrichtigungen auf iPhone und Apple Watch, die von der Hanseatic Bank generiert wurden. Auf dem Gerät, mit dem wir die Zahlung durchgeführt hatten, wurde von der Apple Wallet eine weitere Benachrichtigung generiert. Auch Name und Standort des Händlers sind dort jeweils zu lesen.

Aller Anfang ist schwer

Zahlungsbestätigung per Push-Nachricht Zahlungsbestätigung per Push-Nachricht
Foto: teltarif.de
Unser Test hat gezeigt: Die Einrichtung von Apple Pay ist einfach. Wenn der Vorgang reibungslos verläuft, ist die virtuelle Kreditkarte einer "teilnehmenden" Bank innerhalb weniger Minuten in der Apple Wallet auf dem iPhone bzw. der Apple Watch gespeichert und demnach für den Einsatz im Handel vorbereitet. Die Nutzung klappt nach kurzer Eingewöhnung intuitiv und wenn man doch einmal zum Beispiel das iPhone zum Terminal bewegt, ohne zuvor eine Authentifizierung mit Face ID durchgeführt zu haben, erscheint umgehend ein entsprechender Hinweis auf dem Display.

Problematisch ist allerdings, dass nicht alle Ladenketten ihr Verkaufspersonal für den Einsatz moderner Zahlungsmethoden geschult haben. Schwer nachvollziehbar ist für den Normalverbraucher auch, dass es Geschäfte gibt, die sogar mit kontaktlosen Zahlungen werben, die ja an sich recht weit verbreitete VisaCard dann aber doch nicht genutzt werden kann. Es gibt aber eben auch viele positive Beispiele, wo das Bezahlen mit Apple Pay schnell und unkompliziert funktioniert. Davon, das Portemonnaie zuhause lassen zu können, sind wir aber noch weit entfernt.

In einer weiteren Meldung lesen Sie, wie Apple Pay mit Sicherheit überzeugen will.

Mehr zum Thema Apple Pay