Krise?

Experte: Telekom hat keinen Grund zur Klage

Wettbewerber verzeichnen höheren Umsatz als der ehemalige Monopolist
Von Ralf Trautmann

Der harte Preiskampf und die Sättigung einzelner Teilmärkte führt zu immer geringen Umsatz-Steigerungen im Telekommunikationsbereich: So habe der Umsatz vergangenes Jahr lediglich um rund zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr zugenommen, für dieses Jahr sei sogar mit einer Stagnation zu rechnen, sagte Torsten Gerpott von der Universität Duisburg-Essen im Rahmen der heute in Köln stattfindenden Euroforum-Jahrestagung "Telecom Trends".

Die Wettbewerber der Deutschen Telekom haben dabei mit 35,2 Milliarden Euro erstmals mehr Umsatz gemacht als der Bonner Konzern (33,9 Milliarden Euro). Der Umsatz der gesamten Branche ist damit um zwei Prozent auf 69,1 Milliarde Euro geklettert. Im Festnetzbereich hätten dabei die alternativen Anbieter zum Teil deutlich Marktanteile gewonnen: Ihre Umsätze mit Telefonie seien binnen Jahresfrist um rund zehn Prozent gestiegen, während die T-Com einen Umsatzrückgang von 0,4 Prozent verzeichnete. Doch ungeachtet dieser Erfolge habe der Marktführer und ehemalige Monopolist Telekom kaum Grund zur Klage.

Zwar weise der deutsche Festnetz-Markt im europäischen Vergleich eine relativ hohe Zahl von Wettbewerbern auf, das Unternehmen stehe aber gemessen an den ehemaligen Monopolisten in anderen EU-Staaten weiterhin gut da: So sei die EBITDA-Marge (prozentuale Anteil des Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen am Umsatz) der Telekom mit Breitband- bzw. Festnetzprodukten in Deutschland insgesamt zwischen September 2005 und September 2006 lediglich um 0,5 Prozentpunkte gesunken und liege jetzt bei 37,3 Prozent. Insofern sei das Festnetzgeschäft für die Telekom weiterhin sehr profitabel, sagte Gerpott.

Alternative Vollanschlüsse: Stetiges Wachstum auf geringem Niveau

Zuwächse verzeichneten die alternativen Anbieter zum Beispiel hinsichtlich der Telefonminuten im Ortsbereich, deutlich verloren hat dagegen die Bedeutung der Internet-by-Call-Dienste. Auch hinsichtlich der Entwicklung bei den alternativen stationären Vollanschlüssen war der Erfolg überschaubar, obwohl sich die Abwanderung von der Telekom beschleunigt habe. Ende 2005 habe der Marktanteil der alternativen Anbieter bei 8,2 Prozent gelegen.

Die Telekom versuche dem Kundenschwund in einzelnen Festnetz-Segmenten vor allem durch die starke Vermarktung von Breitband-Zugängen entgegenzutreten, und das durchaus erfolgreich: Während die Zahl der Schmalbandzugänge seit mehreren Jahren kontinuierlich sinke, steige die Zahl der DSL-Anschlüsse merklich. Ende September vergangen Jahres hatten rund 9,4 Millionnen Haushalte, die Resale-Variante mitgerechnet, einen Breitband-Zugang der Telekom, sechs Monate zuvor waren es erst 8,6 Millionen. So ist T-Online denn auch mit 6,5 Millionen Zugangskunden unangefochtener Marktführer im DSL-Segment.

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