verkalkuliert

Editorial: Wie viele Horror-Rechnungen denn noch?

Netzbetreiber müssen Datenpreise unter Kontrolle bekommen
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Mobile Datennutzung ist billig. Für nur 10 Euro im Monat bekommt man etwa bei o2 das Internet@Home Pack M. Es bietet im mit HSDPA versorgten Gebiet mit einfachen DSL-Anschlüssen vergleichbare Download-Geschwindigkeiten. Das enthaltene Volumen von 1 000 MB ist bei nicht allzu intensiver Web-Nutzung und Verzicht auf große Downloads (Videos, egal ob als Stream oder Datei, Software-Pakete etc. pp.) ausreichend. Kein DSL-Anschluss kann hier preislich mithalten!

Doch die Freude über das Breitband-Internet-Schnäppchen wird schnell getrübt, wenn es mal etwas mehr wird. Stehen am Monatsende nicht 1 000 MB, sondern 2 000 MB auf dem Zähler, lautet die Rechnung nicht über 20 Euro, sondern über 160 Euro! Und vertut man sich bei der Lage der Homezone und surft außerhalb, dann wird plötzlich nach Zeit (9 Cent pro Minute) statt nach Volumen abgerechnet. Schon bei wenigen Online-Stunden täglich können dann Rechnungen über viele hundert Euro auflaufen.

Noch viel teurer wird es, wenn man ganz ohne Datenoption einfach lossurft: Alte SIM-Karte ins neue HSDPA-Handy einlegen, Computer und Handy per Bluetooth oder Datenkabel verbinden, Einwahldaten auf dem Rechner setzen und online gehen. UMTS-Marktführer Vodafone berechnet hierfür beispielsweise 19 Euro pro Megabyte. Die oben zitierten 1 000 MB würden sich damit gar auf 19 000 Euro summieren! Erst vor kurzem hat Vodafone für neue Verträge den Standard-Datentarif auf "live! by time" umgestellt, welches mit bis zu 38 Cent pro Minute aber ebenfalls nicht gerade ein Schnäppchen ist.

Marktsegmentierung

Der Grund für die Horror-Preise ist die Marktsegmentierung: Die Netzbetreiber wollen das verlockende Geschäft der mobilen Breitband-Datenzugänge erschließen, ohne sich gleichzeitig das Geschäft mit den SMS kaputt zu machen. Diese kosten in den meisten Verträgen immer noch 19 Cent für 160 Zeichen, entsprechend gut 1 Million Euro pro Gigabyte! Für mobile Internetzugänge als Festnetzersatz können hingegen allenfalls einige Euro pro Gigabyte verrechnet werden.

Um den Spagat zwischen diesen Extremen zu bewerkstelligen, haben die Netzbetreiber eine ganze Latte von Datenoptionen geschaffen. Wer sich dabei nicht zu einem monatlichen Kontingent samt Grundgebühr verpflichten will, zahlt hohe Minuten- oder Volumenpreise, die allenfalls für den gelegentlichen Aufruf einzelner WAP-Seiten geeignet sind. Mit Kontingent wird es hingegen drastisch billiger. Drei von vier Netzbetreibern bieten sogar Internet-Flatrates für 25 bis 35 Euro monatlich an.

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